Schwacher Start in Woche der Notenbanken

​US-Börsen 

Ein Videobildschirm auf dem Nasdaq-Gebäude zeigt das Airbnb-Logo anlässlich des Börsengangs des Unternehmens in New York. Foto: epa/Justin Lane
Ein Videobildschirm auf dem Nasdaq-Gebäude zeigt das Airbnb-Logo anlässlich des Börsengangs des Unternehmens in New York. Foto: epa/Justin Lane

NEW YORK: Die zuletzt freundlichen US-Aktienmärkte sind am Montag schwach in eine ereignisreiche Woche gestartet. Vor allem an der Nasdaq-Börse dominierte vor den Zinsentscheidungen in New York, Frankfurt und London sowie den Zahlen mehrerer US-Tech-Giganten zunehmend die Angst: Der Auswahlindex Nasdaq 100 weitete die Anfangsverluste aus und schloss 2,09 Prozent tiefer bei 11.912,39 Punkten. Doch auch an der von traditionelleren Branchen geprägten New York Stock Exchange (Nyse) zogen sich die Anleger zurück: Während der Leitindex Dow Jones Industrial letztlich um 0,77 Prozent auf 33.717,09 Punkte sank, fiel der marktbreite S&P 500 um 1,30 Prozent auf 4017,77 Zähler.

Nach dem starken Jahresstart an den Börsen sind laut HQ Trust temporäre Rückschläge wahrscheinlich. Michael Heise, der Chefvolkswirt des Vermögensverwalters, begründete dies mit der immer noch hohen Inflation und der Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitik im Kampf gegen die Teuerung. «Die Märkte unterschätzen, dass es noch keine Entwarnung für die Notenbanken gibt», sagte der Experte.

Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch ihr Zinserhöhungstempo voraussichtlich erneut drosseln. Volkswirte gehen nach entsprechenden Signalen unter anderem von Notenbankpräsident Jerome Powell diesmal von einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte aus - nach vier Zinsschritten um je 0,75 Punkte hatten die Währungshüter im Dezember mit einer Erhöhung um 0,5 Punkte bereits den Fuß etwas vom Gas genommen.

Mit Spannung wird indes auf Hinweise gewartet, wie die Fed im Jahresverlauf weitermachen wird. Einige Beobachter schließen nicht aus, dass die am Mittwoch erwartete Leitzinserhöhung vorerst die letzte sein könnte. Zudem wird an den Märkten schon spekuliert, dass die Notenbank ihren Zins in der zweiten Jahreshälfte wieder senken könnte. Am Donnerstag folgen dann die Zinsentscheide der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Bank of England.

Der besonders zinssensible Technologiesektor hat die Hoffnungen auf eine weniger strenge US-Geldpolitik schon großzügig eingepreist, wie der seit Jahresbeginn deutlich bessere Lauf der Nasdaq- im Vergleich zu den Nyse-Indizes belegt. Dem Plus von aktuell 1,7 beziehungsweise 4,6 Prozent von Dow und S&P 500 steht ein immer noch knapp neunprozentiger Kursanstieg des Nasdaq 100 gegenüber, der 2022 allerdings auch viel stärker als die Standardwerte-Indizes verloren hatte.

Die Verluste der Tech-Größen Apple, Alphabet, Amazon und Meta im Nasdaq 100, die ab Mittwoch Zahlen vorlegen, lagen am Montag zwischen anderthalb und drei Prozent. Pierre Veyret vom Broker ActivTrades begründete dies mit Gewinnmitnahmen. Auch in Asien und Europa hatte eine Kurskorrektur bei Tech-Werten stattgefunden.

Die Anteilseigner des Elektroautobauers Tesla konnten sich nach einer zweitägigen Rally nur kurz über weitere Gewinne freuen - am Ende sackten die Titel ungeachtet einer Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg um 6,3 Prozent ab. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch eine Kurserholung um 35 Prozent zu Buche.

Mehr als doppelt so stark hatten sich in den vergangenen Wochen die Aktien des kleineren Konkurrenten Lucid berappelt, der damit im bisherigen Jahresverlauf Klassenbester im Nasdaq 100 ist. Allein am Freitag hatten sie dank vager Übernahmespekulationen zeitweise ihren Wert gegenüber dem Vortag fast verdoppelt. Nun bekamen die Anleger wohl kalte Füße und strichen die Gewinne ein, so dass es am Indexende um 8,7 Prozent bergab ging.

Bei Johnson & Johnson bedeutete ein Kursrückgang um 3,7 Prozent den letzten Platz im Dow sowie den tiefsten Aktienkurs seit Mitte Oktober. Der Pharma- und Konsumgüterkonzern erhielt im Zusammenhang mit Gerichtsfällen rund um ein krebsverdächtiges Babypuder einen Dämpfer. So urteilte ein Bundesberufungsgericht, dass Johnson & Johnson für eine eigens dafür gegründete Gesellschaft keinen Gläubigerschutz nutzen kann, um die mehr als 40.000 Rechtsverfahren abzuwehren. Damit dürfte sich Johnson & Johnson künftig wieder selbst gegen die Klagen verteidigen müssen.

Derweil erfreute der seit Jahresbeginn börsennotierte Medizintechnikkonzern GE Healthcare seine Aktionäre mit einem Kursplus von zwei Prozent. Die Abspaltung des Mischkonzerns General Electric (GE) schloss zwar das vergangene Jahr mit einem Gewinnrückgang ab. Sie hielt sich damit aber besser als der niederländische Konkurrent Philips, der für 2022 einen Milliardenverlust bekannt gegeben hatte, und konnte zudem den Umsatz steigern.

Die in New York gelisteten Titel des Tübinger Impfstoffforschers Curevac zogen um 1,7 Prozent an. Sie stabilisieren sich damit weiter nach ihren Schwankungen, die zuletzt ermutigende Studiendaten zu neuen Covid- und Grippe-Impfstoffen ausgelöst hatten. Curevac lieferte nun nochmals ähnliche Daten nach, die für beide Indikationen ältere Erwachsene betreffen.

Der Euro konnte seine zeitweisen Gewinne zum US-Dollar nicht behaupten und trat im New Yorker Handel zuletzt mit 1,084 Dollar auf der Stelle. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,0903 (Freitag: 1,0865) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9171 (0,9204) Euro gekostet. Auch US-Staatsanleihen verzeichneten zu Wochenbeginn Verluste: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank um 0,25 Prozent auf 114,33 Punkte. Im Gegenzug kletterte die Rendite zehnjähriger Staatspapiere auf 3,55 Prozent.

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