Verhandlungen über Abkommen gegen Plastikmüll

AAngespülter Plastikmüll liegt am Meeresstrand der Küstenstadt St. Louis im Senegal. Foto: Lucia Weiß/dpa
AAngespülter Plastikmüll liegt am Meeresstrand der Küstenstadt St. Louis im Senegal. Foto: Lucia Weiß/dpa

PUNTA DEL ESTE: Riesige Müllstrudel treiben in den Weltmeeren. Tiere und Menschen leiden aufgrund von Einwegverpackungen, Geisternetzen und Mikroplastik. Ein verbindliches Abkommen soll Abhilfe schaffen.

Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen und Umweltverbänden haben Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung aufgenommen. Die von den Vereinten Nationen (UN) organisierte Konferenz begann am Montag im Ferienort Punta del Este in Uruguay und dauert noch bis Freitag. Ein Verhandlungsausschuss soll einen Vertrag zur Eindämmung der Verschmutzung durch Einwegplastik, Geisternetze oder Mikroplastik aushandeln. Eine Resolution, die den Verhandlungen den Weg ebnete, war im März bei der UN-Umweltversammlung im kenianischen Nairobi verabschiedet worden.

Das Komitee soll demnach bis Ende 2024 eine Konvention erarbeiten, in der verbindliche Regeln und Maßnahmen festgelegt werden, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik betreffen. Nach dem einwöchigen Treffen im südamerikanischen Uruguay sind im kommenden Jahr weitere Verhandlungsrunden in Frankreich und in Kenia vorgesehen.

Nach der UN-Umweltversammlung hatte sich eine Koalition ambitionierter Länder unter der Führung von Norwegen und Ruanda gebildet, die bei den Verhandlungen ein Ende der Plastikverschmutzung bis 2040 erreichen will. Ihr gehören inzwischen mehr als 35 Staaten an, darunter auch Deutschland. «Die Vermüllung der Meere durch Unmengen von Plastik ist ein riesiges Umweltproblem, das der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch dem Menschen schadet», sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

UN-Angaben zufolge nimmt die Kunststoffverschmutzung rapide zu. Das stelle ein ernstes globales Umweltproblem dar. Ergreife man nicht die notwendigen Maßnahmen, könne sich die Menge an Kunststoffabfällen, die in Meere und andere Gewässer gelangen, von jährlich etwa 9 bis 14 Millionen Tonnen im Jahr 2016 auf voraussichtlich 23 bis 37 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2040 mehr als verdoppeln, hieß es. Die größten Treiber sind nach Angaben des Bundesumweltministeriums das Verpackungs-, das Fahrzeug- und das Baugewerbe.

Die drei problematischsten Müllformen sind nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation WWF vor allem Einwegplastik, Geisternetze und Mikroplastik. «Zusammen stammt fast der gesamte Plastikmüll im Meer aus diesen drei Quellen», sagt Alois Vedder von WWF Deutschland. «Einwegplastik zum Beispiel aus Verpackungen ist schon wegen der schieren Massen dringlich, verloren gegangene Fischernetze bilden die tödlichste Form von Plastikmüll für Meerestiere und wenn Mikroplastik in die Umwelt gelangt ist, lässt es sich nicht wieder zurückholen.»

Auch Tiere leiden unter den riesigen Mengen an Plastikmüll in ihrem Lebensraum. Laut einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts sind mehr als 2000 Tierarten mit Plastikverschmutzung konfrontiert. Fast 90 Prozent der untersuchten Arten sind negativ betroffen.

Statt der bisherigen Mischung aus freiwilligen und verpflichtenden, nationalen und regionalen Regelungen dringen Naturschützer nun auf ein global verbindliches Abkommen gegen Plastikverschmutzung. «Die Aufgabe der Wirtschaft ist es in Zukunft, haltbare und vollständig wiederverwertbare Kunststoffwaren herzustellen», heißt es in einer Stellungnahme der Umweltschutzorganisation Greenpeace. «Zur Verantwortung der Regierungen gehört es, Anreize für eine echte Kreislaufwirtschaft zu schaffen und Innovationen zu belohnen.»

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Ingo Kerp 29.11.22 13:50
Eines muß man den teilnehmenden Damen und Herren der Konferenz lassen, mit Punta del Este haben sie sich einen äußerst reizvollen und attraktiven Ort an der uruguayischen Altlantikküste ausgesucht. Auch wenn der Weg für die meisten mit dem Flieger sehr lang war, was solls, über Kosten muß man da nicht weiter nachdenken. In den meisten Fällen hält dafür der Steuerzahler den Buckel hin. Ob diesmal Ergebnisse erzielt werden oder es wieder ein großes Bla-bla wird ohne verpflichtende Ergebnisse, wird sich zeigen.