Raketenangriffe: Keine neue Fluchtbewegung

Die ukrainischen Soldaten machen eine Pause an der Frontlinie. Foto: epa/Oleg Petrasyuk
Die ukrainischen Soldaten machen eine Pause an der Frontlinie. Foto: epa/Oleg Petrasyuk

KIEW: Die derzeit immer wieder heftigen russischen Raketenangriffe haben nach Angaben der Vereinten Nationen keine neue große Fluchtbewegung aus der Ukraine ausgelöst. Das sagte der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Kiew. Dass derzeit nicht vermehrt Menschen die Ukraine verließen sei ihm auch in der benachbarten Republik Moldau bei einem Besuch von den Behörden bestätigt worden.

Wegen des Winters kehrten jedoch weniger Menschen in die Ukraine zurück als vor dem Beginn der russischen Raketenangriffe auf das ukrainische Energiesystem im vergangenen Oktober. «Der Winter ist mit dem Konflikt in einigen Regionen sehr hart», sagte der 65-Jährige. Das sei für viele Menschen nicht sehr ermutigend. Insgesamt war Grandi sechs Tage in der Ukraine und besuchte die Städte Odessa, Mykolajiw, Dnipro, Saporischschja, Charkiw und Poltawa.

Die UN geben die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten Menschen mit knapp 8 Millionen an. Dazu kommen noch etwa 6,5 Millionen Binnenflüchtlinge. «Man kann einen Vergleich mit Bosnien und dem Balkan anstellen, aber die Fluchtbewegung war nicht so groß, obwohl der Konflikt mehrere Jahre andauerte», betonte der UN-Diplomat.

Lobende Worte fand Grandi für Deutschland, das nach Polen die zweitgrößte Zahl an ukrainischen Flüchtlingen aufgenommen hat. «Das ist natürlich sehr gut organisiert», sagte er. Angaben der Bundesregierung zufolge sind in Deutschland über eine Million Ukrainer untergekommen. Bereits vor kurz Kriegsausbruch im vergangenen Februar sei die Bundesrepublik aufgrund der vergangenen Erfahrungen gut vorbereitet gewesen. Zudem sei Deutschland einer der Hauptgeldgeber für das Kommissariat. «Ich denke, dass Deutschland seit dem Beginn des Krieges dem UNHCR mehr als 80 Millionen Euro gegeben hat», sagte Grandi. Die UN seien dafür sehr dankbar.

Russland ist vor etwas mehr als elf Monaten in die Ukraine einmarschiert. Die Invasion hat die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

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