BUDAPEST: Das Budapester Berufungsgericht hat das Strafmaß für einen Deutschen gesenkt, der im Januar in erster Instanz wegen Gewalt gegen Rechtsextremisten verurteilt worden war. Der 29-Jährige muss nun nicht für drei Jahre, sondern nur für ein Jahr und zehn Monate ins Gefängnis, berichteten ungarische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Webseite des Gerichts. Das Urteil vom Dienstag ist rechtskräftig.
Der Deutsche soll zusammen mit einer weiteren deutschen Staatsbürgerin und der italienischen Antifaschistin Ilaria Salis im Februar 2023 vermeintliche Teilnehmer eines SS-Gedenkens mit Teleskopschlagstöcken, Hämmern und Bleihandschuhen misshandelt haben. Sechs Menschen wurden laut Anklage schwer, drei weitere leicht verletzt. Rund um den 11. Februar versammelt sich in Budapest jedes Jahr eine große Zahl ungarischer und ausländischer Rechtsextremisten, um einer gescheiterten Militäraktion der deutschen Waffen-SS am Ende des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.
Der 29-jährige Deutsche hatte zu Beginn der erstinstanzlichen Verhandlung im Januar seine Schuld eingeräumt und einem verkürzten Verfahren zugestimmt. Seine deutsche Mitangeklagte und die Italienerin bestritten hingegen jegliches schuldhaftes Verhalten. Gegen sie läuft das Verfahren weiter, Urteil gab es noch keines. Salis war in der Vorwoche gegen Kaution in den Hausarrest entlassen worden. Sie tritt bei der Europawahl am 9. Juni als Kandidatin der italienischen Allianz der Grünen und Linken an.
Der Mann und die Frau aus Deutschland gehören der Anklage zufolge der gewalttätigen Gruppe der deutschen Linksextremistin Lina E. an. Diese war im vergangenen Mai von einem Gericht in Dresden wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextremisten zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.