Ungarischer Minister bittet in Moskau um mehr Gas

Russland prüft

Das Außenministerium Russlands zeigt den ungarischen Außen- und Handelsminister Peter Szijjarto. Foto: epa/Russisches AuswÄrtsministerium
Das Außenministerium Russlands zeigt den ungarischen Außen- und Handelsminister Peter Szijjarto. Foto: epa/Russisches AuswÄrtsministerium

MOSKAU: Ungeachtet des Strebens der EU nach Unabhängigkeit von russischer Energie hat der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bei einem überraschenden Besuch in Moskau um mehr Gas gebeten. Zusätzlich zu den bereits vereinbarten Mengen wolle sein Land in diesem Jahr 700 Millionen Kubikmeter russisches Gas kaufen, sagte er am Donnerstag in Moskau. Es gehe um die Energiesicherheit Ungarns. Sein russischer Kollege Sergej Lawrow erklärte: «Diese Anfrage wird umgehend vermeldet und geprüft.»

Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat Russland bereits mehreren «unfreundlichen» europäischen Ländern den Gashahn komplett zugedreht - darunter Polen und Bulgarien, weil sie es ablehnten, für die Lieferungen - wie von Kremlchef Wladimir Putin gefordert - in Rubel zu bezahlen.

Die Liefermengen nach Deutschland wurden deutlich reduziert. Moskau begründet den Schritt mit einer fehlenden Turbine für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, die zwischenzeitlich aufgrund von Sanktionen in Kanada feststeckte. Berlin hält diese Darstellung für einen Vorwand.

Die EU hat nach Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar bereits mehrere weitreichende Sanktionspakete gegen die Kriegspartei verabschiedet. Dem Mitgliedsstaat Ungarn aber wird vorgeworfen, die Brüsseler Russlandpolitik teils zu torpedieren und gleichzeitig weiter die Nähe zu Russland zu suchen. So hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban erst kürzlich - zum Missfallen Brüssels - die gemeinsam beschlossenen Sanktionen als für Europa schädlich kritisiert.

Lawrow sagte seinem ungarischen Kollegen, dass er ihm die Lage in der Ukraine aus russischer Sicht erklären wolle. Szijjarto betonte, dass alles dafür getan werden müsse, den Konflikt zu beenden. In der Ukraine sorgt die Nähe Ungarns zu Russland immer wieder für Kritik.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
thomas covenant 23.07.22 08:40
schmeisst Ungarn
endlich aus der EU
David Ender 22.07.22 13:30
Die EU der zwei Geschwindigkeiten ...
Nicht bloss wertschoepfungsmaessig und verschuldungstechnisch ist die EU in zwei Welten geteilt, auch demokratiepolitisch scheinen die Uhren in manchen Staaten dramatisch langsamer zu gehen. Ungarn hat dank EU-Beitritt und zahlreichen westlichen Direktinvestitionen zwar massiv vom Feindbild "liberaler Westen" profitiert, zugleich scheinen viele Ungarn unter ihrem rechtspopulistischen Langzeitfuehrer wie in Geiselhaft vergangener sowjetischer Zeiten gefangen. Zum imperialen Eroberungskrieg der Russen in der Ukraine hat man aus opportunistischen Gruenden lieber "keine Meinung", die Sanktionen der freien Welt traegt man - wenn ueberhaupt - hoechst widerwillig mit. Und das, obwohl ein Durchschnitts-Ungar fast das Doppelte eines Russen erwirtschaftet. Nicht dank billigen russischen Energietraegern sondern auf Basis westlichem Know-Hows. Irgendwann sollte man den Ungarn hier mal ein hartes Angebot machen: Entscheidet Euch zwischen dem westlichen und dem russischen Wertesystem. Falls Euch liebe Ungarn das System Putin naeher ist als der liberale Rechtsstaat, so folgt doch Weissrussland in die gute alte Sowjetunion-Allianz. AUDI und all die anderen Konzerne koennen ja Ungarn rasch verlassen und in europ. Staaten investieren, die weniger demokratieavers sind. Als alles ertragender Ponyhof wird aus dem oekonomischen Riesen EU niemals ein echter geopolitischer Player. Und mit Patienten wie Ungarn an Bord schon gar nicht. Raus mit denen, besser heute als morgen!
Ingo Kerp 22.07.22 12:10
Das EU Land Ungarn bittet RUS um mehr Gas. Soweit die Einigkeit bei Sanktionen innerhalb der EU. Was für ein desolater Haufen.