Unfalltod eines Deutschen: Freundin streitet um Entschädigung

Die frühere Verlobte des getöteten Andreas Walter, Patcharin M., prüft vor dem Provinzgericht auf Phuket die Prozessunterlagen und Beweisbilder – das Foto schoss ein Reporter der Phuket Gazette.
Die frühere Verlobte des getöteten Andreas Walter, Patcharin M., prüft vor dem Provinzgericht auf Phuket die Prozessunterlagen und Beweisbilder – das Foto schoss ein Reporter der Phuket Gazette.

PHUKET: Die gerichtliche Aufarbeitung des mutwillig herbeigeführten Verkehrsunfalltodes von Lufthansa Ingenieur Andreas Walter (47) am 3. Dezember des Vorjahres scheint nur noch eine Frage der Entschädigungshöhe zu sein. Bei einem Gerichtstermin auf Phuket stellte seine damalige Lebensgefährtin Patcharin M. (35) nun Schadensersatzforderungen in Höhe von 2.1 Millionen Baht.

Der Fall, über den auch DER FARANG mehrfach berichtete, hatte insbesondere in deutschsprachigen Kreisen in Thailand und in der Heimat des getöteten Andreas Walter für Entsetzen gesorgt. Der zwischenzeitlich geständige Unfallfahrer Jakarin Rodpradhit (27) hatte damals in Kata auf Phuket mit seinem Honda Civic das Kleinmotorrad des Deutschen und seiner thailändischen Lebenspartnerin erfasst. Andreas geriet unter das Fahrzeug und starb laut einem deutschen Medizinergutachten, weil der Südthailänder ihn beim Versuch der Unfallflucht mehrfach überfuhr.

Mutter Helga Walter (77) aus dem hessischen Babenhausen sowie Bruder Jochen (48) und seine Schwester Verena (44) wollen die Erklärung des Unfallverursachers nicht akzeptieren, der sich der fahrlässigen Tötung schuldig bekannte, jedoch bis heute keine echte Reue für sein Verhalten während des Tatherganges gezeigt hat. Er habe sich nur lapidar entschuldigt, um seine eigene Situation zu verbessern, prangerte Mutter Helga Walter vergangene Woche Jakarin Rodpradhits Verhalten an. Sie forderte ihn – bisher ergebnislos auf – zu seiner Tat zu stehen und dem Opfer und seiner Familie wenigstens etwas von seiner Würde und ihrem Seelenfrieden zurückzugeben.

Der Verhandlung am 23. Juni vor dem Provinzgericht auf Phuket wohnte in Kooperation mit unserer Redaktion ein Kollege der ‚Phuket Gazette‘ bei. Er berichtete anschließend Erstaunliches. Im Verfahren ging es dem Rechtsanwalt der Ex-Verlobten Patcharin M. weniger um eine Anklage wegen vorsätzlichen Mordes oder Totschlags, als um die Höhe der Schadensersatzsumme. Für sich fordert die langjährige Lebensgefährtin von Andreas Walter 800.000 Baht und für ihren getöteten Freund 1.3 Millionen.

Dass sie – wie sie gegenüber der Phuket Gazette angab – im Auftrag der Familie Walter in Deutschland handle und bevollmächtigt sei, wird dort nicht bestätigt. Den Walters in Babenhausen und all seinen Freunden geht es in diesem Prozess nicht ums Geld, sondern um Sühne und Genugtuung. Laut Informationen unserer Redaktion hatte die Familie Walter keine Kenntnis von Schadensersatzverhandlungen auf Phuket und gab dafür auch keine Legitimation.

Nächster Termin wird der 4. August sein. Der Phuket Gazette-Reporter erfuhr während der Verhandlungen der Rechtsparteien, dass Todesfahrer Jakarin Rodpradhit mit seinen beiden Kfz-Versicherern um die Höhe einer Kompensationszahlung feilscht. Seine Teilkasko Versicherung sichert demzufolge etwa 1,2 Millionen maximal ab, die staatliche Porobo-Versicherung im Höchstfall bis zu 200.000 Baht. Es fehlten ihm 700.000 Baht.

Dem Beschuldigten wurde von der Nebenklägerin Patcharin M. eine Frist bis Anfang August gesetzt, den Restbetrag aufzubringen. Sollte ihm das nicht gelingen, kündigte sie weitere rechtliche Schritte an. Grundsätzlich, sagte sie dem Phuket Gazette-Redakteur, sei sie bereit den Fall gütlich beizulegen. Es wäre besser für alle Beteiligten, wenn sie ihr Leben dann wieder aufnehmen könnten, erklärte Patcharin M.

Eine Reaktion der deutschen Familie des getöteten Andreas Walter steht noch aus. Sie wurde bisher nicht offiziell über den Sachverhalt und die Kehrtwende dieses Verfahrens informiert. Eine Reise in das Land, in dem ihr Sohn und Bruder so furchtbar ums Leben gekommen ist, wollten sie sich nicht zumuten.

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Mike Dong 26.06.16 18:41
Es ist wirklich traurig, daß sich jemand mit Blutgeld "freikaufen" kann. Ich kenne dies in Saudi Arabien u Ägypten. 50 K US$. Ich hatte da Unternehmer bzw. deren Söhne, die in schweren SUVs mit 150-200 nachts durch die Stadt rasten. So what, wenn was passiert, Papa bezahlt es ja. Blutgeld kann bei einem UNFALL durchaus sinnvoll sein, wenn sich die Parteien einig sind. Was ich hier nicht verstehen kann, ist, daß es kein UNFALL sondern vielmehr zumindest TOTSCHLAG ist. Ich würde erwarten, eine automatische Freiheitsstrafe zu sehen. Warum kann eine "Verlobte" (gibt es sowas in T ? Ist das im Amphoe Register eingetragen ?) auf eine strafrechtliche Bestrafung vefzichten ? Ich würde erwarten, daß die nächsten Verwandten das entscheiden, also hier wohl die Mutter. Unglaublich so etwas unter dem Teppich verschwinden zu sehen.
Johann Riedlberger 26.06.16 15:01
Der Artikel macht verständlich
warum es hier nach einem Unfall oft zur Fahrerflucht kommt. Das System ermutigt dazu.
Mike Dong 25.06.16 19:37
@Hr.Wenz
Ich bin ja direkt froh, daß Sie als "Hansdampf in allen Gassen" nach Dürre, Hochwasser und Müll nicht auch noch den thai Buddhismus verbessern wollen. Oder etwa doch ... ?
Oliver Harms 25.06.16 17:01
unfall tot/mord
ich finde es sehr interessant,daß der farang jetzt schreibt wie die BILD!beim letzten bericht haben sie noch behauptet,dass die verlobte mit der ganzen sache nichts mehr am hut hat und ihr normales leben wieder aufgenommen habe.jetzt wird ihr unterschwellig unterstellt,sie will nur noch geld kassieren!!
ganz ehlich,wenn meine frau versuchen würde für sich und die familie nach meinem tot durch so einen"mord"zum leben geld raus zu holen,ist das OK!!!es ist für mich nichts verwerfliches da bei!!!wer kann wissen wie es in ihr aussieht??lebt sie oder funktioniert sie um zu überleben?es ist ihr recht!!genau wie es in deutschland das recht der hinterbliebenen ist!!diese frau hat meinen ganzen respekt!!!