«Uneinnehmbare Festung»

Putin feiert Krim-«Heimkehr»

Foto: epa/Yuri Kadobnov
Foto: epa/Yuri Kadobnov

MOSKAU (dpa) - Während die Nato in der Schwarzmeer-Republik Georgien ein Manöver beginnt, feiert die Krim ihre umstrittene «Heimkehr» zu Russland. Die russischen Truppen wurden dafür eigens verstärkt. Bei den Feiern kündigt Kremlchef Putin den ersten Besuch eines Staatsgasts an.

Auf der Krim - Sehnsuchtsort vieler Russen am Schwarzen Meer - zeigt sich Kremlchef Wladimir Putin gewohnt selbstsicher. Er feiert mit den Krim-Bewohnern fünf Jahre «Wiedervereinigung». Dass da aus Brüssel Rufe der Nato kommen, Russland möge die Halbinsel wieder an die Ukraine zurückgeben, lässt die Festgemeinde kalt. Ob der Westen die immer wieder verurteilte Annexion anerkennt oder nicht, kümmert die stolze Atommacht nicht. So tut auch Putin bei der Eröffnung eines neuen Kraftwerks und bei Gesprächen mit Krim-Bewohnern und Gästen aus Frankreich so, als gebe es keinen Konflikt.

Doch so ganz vom Tisch sind die Befürchtungen wohl nicht, dass die Lage um die Krim sich noch einmal zuspitzen könnte. Immerhin ist die militärstrategisch wichtige Halbinsel seit Jahrhunderten umkämpft. In der Ukraine, die Ende des Monats eine Präsidentenwahl hat, donnert Amtsinhaber Petro Poroschenko immer wieder, dass sein Land die Krim wieder unter seine Kontrolle bringen wolle.

Dass in den vergangenen Tagen in der Schwarzmeerregion immer wieder US-Militärflugzeuge und Nato-Kriegsschiffe unterwegs waren, registrieren die Russen ganz genau. Zudem begann die Nato in der Schwarzmeerrepublik Georgien am Tag der Jahrestagsfeiern auf der Krim ein mehrtägiges Manöver.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu ließ schon vor dem Fest die Truppenpräsenz verstärken. Ein möglicher Einfall ukrainischer Truppen über den Land- oder Seeweg? Die Halbinsel sei heute eine «uneinnehmbare Festung», beschwichtigte der Chef der Krim-Republik, Sergej Aksjonow, im Interview der Nachrichtenagentur Tass. Die Krim habe mit ihrer Schwarzmeerflotte, den Radaranlagen und Raketenabwehrsystemen in der Region mehr Militär als die gesamte Ukraine zusammen. «Deshalb können alle ruhig schlafen», meinte er.

Derweil setzt Russland mit einer Charmeoffensive im Ausland darauf, dass sich die Einstellung zur Krim auf internationaler Bühne wandelt. Freilich nicht auf der EU-Ebene. Oder gar in den USA. Im Blick sind andere Länder. Bei einem Treffen mit Muslimen auf der Krim sagte Putin, dass er seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan zur Eröffnung der großen neuen Moschee eingeladen habe. Der Kollege habe sich wohlwollend dazu geäußert, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge. Geplant ist das im Spätsommer.

Es wäre der erste Besuch eines ausländischen Staatschefs auf der Krim seit der Einverleibung durch Russland 2014. Und es wäre ein Affront für die Ukraine, die schon bisher immer wieder einfache Besucher auf die Schwarze Liste setzt und mit Einreiseverboten belegt.

Wegen der drückenden Sanktionen der EU und der USA hofft Russland dennoch auf Investoren, die Arbeitsplätze schaffen und für steigende Einkommen der Krim-Bewohner sorgen. Investoren aus China, Syrien, Italien, aus dem Sudan und anderen Ländern zeigten Interesse an dem Standort, wie die Zeitung «Iswestija» auf mehreren Sonderseiten am Montag berichtete. Zum diesjährigen Wirtschaftsforum in Jalta im April würden 3000 Gäste aus 100 Ländern erwartet. Zunehmend größer werde das Verständnis im Ausland, dass die Krim für immer untrennbar mit Russland verbunden sei, meinte auch Föderationsratschefin Walentina Matwijenko in einem Gastbeitrag für das Blatt.

Ungeachtet einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes (AA) lud der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, die Deutschen zu einem Besuch auf die Halbinsel ein. In der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte der Diplomat, ihm sei klar, dass sich das im Westen vorherrschende Bild vom Leben auf der Krim von der russischen Darstellung unterscheide. Die «Mythen von Annexion, Besatzung, Verfall und Menschenrechtsverletzungen können nur deshalb bestehen, weil die Krim isoliert wird und es keine objektiven Informationen gibt», sagte er.

Zwar ist die Einreise mit einem russischen Visum grundsätzlich möglich. Dagegen rät das AA aber dringend von Reisen auf die Halbinsel ab. Für das Betreten sei eine Erlaubnis der ukrainischen Behörden nötig, die «keinesfalls jedoch für touristische Zwecke erteilt wird». Deutschen Staatsangehörigen könne dort wegen der aktuellen Lage kein «konsularischer Schutz» gewährt werden, warnt das Ministerium.

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