Une autre bière, Monsieur?

Ich saß mit Freunden in einem Strandcafé in Hua Hin und das beherrschende Thema war die US-Wahl. Wir diskutierten über die erstaunliche Tatsache, dass 2016 eine Mehrheit der weißen Amerikanerinnen (53%) Trump, statt, was naheliegend gewesen wäre, Hillary Clinton ihre Stimme gegeben hatte und ob es 2020 wohl wieder so sein werde.

Damit war die Büchse der Pandora geöffnet und die Männer übertrafen sich mit Anekdoten, die das irritierend Überraschende im weiblichen Wesen offenbaren sollten.

Hier drei Beispiele:

Die Biertaufe

J. war mit einer Französin liiert, die aus einer Advokatenfamilie stammte und selbst Karriere als Richterin gemacht hatte. Erstaunlicherweise war sie trotz diesem professionellen Hintergrund nur beschränkt konfliktfähig, wenn es um private Angelegenheiten ging, wie sich bei einem Streit in einem Pariser Restaurant herausstellte.

Sie redete sich wegen einer Kleinigkeit in Rage, sprach immer lauter und gestikulierte derart herum, dass ihr die Aufmerksamkeit der anderen Gäste sicher war, die unerwartet einer theaterreifen Szene beiwohnen durften. Da sich J. nicht aus der Ruhe bringen ließ, verlor sie endgültig die Contenance, ergriff das randvoll gefüllte Bierglas auf dem Tisch und leerte es in einem Zug über J.s Kopf aus. Und weg war sie.

Klar, dass im Restaurant gespenstische Stille herrschte und aller Augen auf ihn gerichtet waren, der ziemlich begossen aus der Wäsche schaute. Die Spannung wurde durch den Auftritt des Garçons noch zur ultimativen Pointe erhöht. Er trat mit zögernden Schritten an den Tisch und fragte mit einfühlsamer, aber gut hörbarer Stimme:

„Une autre bière, Monsieur“?

Fliegende Blumentöpfe

G. war Zahnarzt und beschloss nach einer gescheiterten Ehe und einer ruinösen Scheidung, Junggeselle zu bleiben. Nach einiger Zeit ging er eine Beziehung mit einer Kollegin ein. Beiden war klar, dass sie keine Kinder wollten. Sie waren oft auf Reisen, hatten keine finanziellen Sorgen und genossen das Leben.

Irgendwann war dies seiner Freundin zu wenig. Sie sah immer nachdenklicher hinter jungen Frauen nach, die offensichtlich schwanger waren und blieb auch gerne mal vor einem Geschäft stehen, das Babysachen in den Auslagen hatte. G. tat dann jeweils so, als wäre da gar nichts und tat es als eine vorübergehende „Marotte“ ab.

Mit der Zeit wuchs sich die „Marotte“ zu einem handfes­ten Kinderwunsch aus, der die beiden immer mehr entzweite. Irgendwann kam es zum Eklat: G. verließ nach einem heftigen Streit wütend die Wohnung.

Als er vor ihrem Haus auf die Straße trat, entging er nur knapp einem Gegenstand, den man sonst eher in der der Humorspalte der Tageszeitungen in dieser Funktion sieht: Ein Blumentopf krachte neben ihm auf das Pflaster und zersplitterte in tausend Stücke. Das war das Abschiedsgeschenk seiner Geliebten, bzw. seit ein paar Sekunden seiner Ex-Geliebten, von der er noch einen letzten Blick auffing, als er nach oben schaute.

Es schien so, als hätte sie es bedauert, das Ziel verfehlt zu haben.

Chuzpe

X. steuerte eine Anekdote seiner Thai-Frau zur Unterhaltung bei, die große Heiterkeit auslöste, weil sie von ungewöhnlicher Geistesgegenwart zeugt. Sie saß mit ihrem Mann in Bangkok mitten in einem Stau vor einem Supermarkt fest, in welchem sich auch ein Gebäudeteil befand, in welchem internationale Kongresse veranstaltet wurden. Da sie unter Zeitdruck waren und noch anderen Verpflichtungen nachkommen wollten, suchte sie nach einem Ausweg. Ein motorisierter Polizist kam da wie gerufen. Sie erzählte ihm, dass ihr Mann Professor sei – er saß ahnungslos neben ihr und versuchte gerade das Kreuzworträtsel der Bildzeitung zu lösen – und einen wichtigen Termin im Kongresshaus wahrnehmen müsse, eine internationale Gesellschaft warte auf sie.

Der Polizist war ganz Gentleman, schaltete den Warnblinker ein und eskortierte das Paar an der Kolonne vorbei bis zur Tiefgarage des Kongresshauses, salutierte und fuhr davon. „Mission accomplished.“


Über den Autor

Khun Resjek lebt mit seiner thailändischen Frau und Tochter in Hua Hin. Seine Kolumne „Thailand Mon Amour“ illustriert auf humorvolle Weise den Alltag im „Land des Lächelns“ aus der Sicht eines Farang und weist mit Augenzwinkern auf das Spannungsfeld der kulturellen Unterschiede und Ansichten hin, die sich im Familienalltag ergeben. Ein Clash der Kulturen der heiteren Art, witzig und prägnant auf den Punkt gebracht.

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