Schachmanns großer Triumph bei Paris-Nizza

«Und wir fahren noch Rad»

Foto: epa/Sebastien Nogier
Foto: epa/Sebastien Nogier

VALDEBLORE LA COLMIANE: Maximilian Schachmann gewinnt die Traditionsrundfahrt Paris-Nizza und ist damit vorerst der letzte große Sieger vor der Zwangspause wegen der Coronavirus-Pandemie. Schachmann ist erstaunt, dass das Rennen überhaupt noch beendet wurde.

Nach dem größten Triumph seiner Laufbahn wunderte sich Maximilian Schachmann. Nicht nur über sich selbst und seine famose sportliche Leistung, sondern auch über die Umstände dieses Radrennens, das wegen der Coronavirus-Pandemie zwar verkürzt, aber seltsamerweise nicht abgebrochen wurde. «Es war schon speziell. Der DFB hat die Ligen ausgesetzt, die NBA findet nicht statt. Eigentlich findet gar nichts mehr statt, und wir fahren noch Rad», sagte der deutsche Straßenrad-Meister der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte er sein Gelbes Trikot des Gesamtführenden auf dem Weg nach Valdeblore La Colmiane erfolgreich verteidigt und sich damit einen riesigen Coup gesichert. Die Schlussetappe in Nizza war unter der Woche wegen des Virus abgesagt worden. «Das ist ein unglaubliches Gefühl - Ich habe Paris-Nizza gewonnen! Und als wäre das nicht schon sensationell genug, konnte ich das Gelbe Trikot von Etappe eins an verteidigen. Mit diesem Sieg habe ich mir einen Traum erfüllt», kommentierte der 26 Jahre alte Berliner.

Dabei hatte sich die gesundheitliche Situation in Frankreich in den vergangenen Tagen verschärft. Veranstaltungen wurden abgesagt, Teams reisten ab, doch das Radrennen sollte ohne Publikum beendet werden. Nils Politt vom Rennstall Israel Start Up Nation war in Nizza schon nicht mehr dabei. Sein Team war vorzeitig abgereist. «Es war eine gemeinsame Entscheidung aller Fahrer und des gesamten Teams. Auch ich war ein Befürworter dieser Entscheidung», sagte Politt. Den zweiten Rang von Paris-Roubaix dürfte er wohl 2020 nicht verteidigen können, auch wenn das Rennen offiziell noch nicht abgesagt ist.

Das ausgedünnte Peloton – sieben WorldTour-Rennställe waren gar nicht angetreten, neben dem israelischen Team stieg unterwegs noch Bahrain Merida aus – führte zu Unsicherheit bei den verbliebenen Fahrern. Sie hatten alle dieselben Sorgen, die gar nicht so sehr eine eigene Ansteckung betrafen. «Junge Leute sind ja nicht groß bedroht. Stärker betrifft das ältere Leute und solche mit angegriffenem Immunsystem. Und die Gefahr ist da, dass wir Fahrer das Virus verteilen», sagte Rundfahrt-Sieger Schachmann.

Die Situation auf Frankreichs Straßen war so paradox, dass die Angst auch wieder Kräfte freisetzte. «Es gab immer ein Team, das dachte, morgen ist es vorbei. Und so wurde dann auch gefahren: Jeden Tag Vollgas», berichtete Schachmann. Jedes Team habe sich in dieser speziellen Situation, in der zahlreiche Frühjahrsklassiker schon abgesagt sind, noch einmal zeigen wollen.

Am Ende dieses Turborennens stand für Schachmann der große Triumph, eingehüllt in das Gelbe Trikot, das er auf einem weitgehend leeren Podium im geforderten Sicherheitsabstand zu den Gratulanten präsentiert hatte.

Er blickte von der Skistation Valdeblore La Colmiane, dem Ziel der letzten Etappe, aber auch über den eigenen Sport hinaus: «Es gibt im Moment für Europa größere Sorgen und die müssen jetzt bewältigt werden. Ich hoffe, alle ziehen dabei an einem Strang.» Wann es nach der skurrilen Beendigung von Paris-Nizza mit Radrennen weitergeht, war an diesem Samstag überhaupt nicht absehbar.

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