«Unabhängigkeit!»: Neue Großdemo der Separatisten in Katalonien

Foto: epa/ Quique Garcia
Foto: epa/ Quique Garcia

BARCELONA (dpa) - Katalonien kommt auch zwei Wochen nach den Gerichtsurteilen gegen mehrere Separatistenführer nicht zur Ruhe. In Massen strömen Befürworter einer Abspaltung der Region zu einer neuen Großdemo. Die bleibt friedlich - aber andere verbreiten wieder Chaos und Gewalt.

Zehntausende Katalanen haben am Sonntag in Barcelona für die Einheit Spaniens und gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Regionalregierung demonstriert. Es handelte sich um die erste große Gegenkundgebung, seit die Gerichtsurteile gegen neun Separatistenführer vor zwei Wochen eine Protestwelle der Unabhängigkeitsbewegung ausgelöst hatten. Die Gesellschaft in der Region im Nordosten Spaniens ist schon lange tief gespalten.

Die Behörden sprachen von 80.000 Teilnehmern, die Veranstalter bezifferten die Zahl auf 400.000. Erstmals seit Wochen war auf den Straßen wieder ein Meer aus spanischen Flaggen zu sehen. Viele riefen «Viva España!» und «Es lebe der König!» Auf Spruchbändern war unter anderem zu lesen: «Wir sind auch Katalanen, stoppt diesen Wahnsinn!» Unter anderem marschierten Spaniens Außenminister Josep Borrell und weitere Spitzenpolitiker aus Madrid mit. Experten zufolge hat der Separatismus bereits zu massiven wirtschaftlichen Einbußen in der eigentlich reichen Region geführt.

Erst am Samstagabend hatten erneut Hunderttausende Katalanen für eine Abspaltung und gegen die langjährigen Haftstrafen für ihre Anführer protestiert. Die Separatistenführer - darunter Spitzenpolitiker und zwei Aktivisten - waren Mitte Oktober wegen ihrer Rolle bei dem Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017 zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt worden.

Die Behörden bezifferten die Zahl der Teilnehmer auf 350.000. Dabei blieb es zunächst friedlich. Zu der Kundgebung hatten die Organisationen ANC (Katalanische Nationalversammlung) und Omnium Cultural aufgerufen. Die Teilnehmer skandierten Slogans wie «Unabhängigkeit!» sowie «Freiheit für die politischen Gefangenen!». Die früheren Chefs der beiden Organisationen sitzen ebenfalls in Haft. Wegen befürchteter Unruhen war das geplante Fußball-Spitzenspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid vorsorglich auf den 18. Dezember verschoben worden.

Am späteren Abend kam es bei einer zweiten Kundgebung gewaltbereiter Separatisten aber erneut zu Krawallen. Drei Menschen wurden festgenommen. Mehr als 40 Verletzte mussten ärztlich betreut werden, darunter auch mehrere Polizisten. Die Demonstranten hätten unter anderem Farbbeutel und Flaschen auf die Beamten geworfen. Diese drängten die Angreifer mit Schlagstöcken zurück.

Bereits am Freitag voriger Woche gingen nach Angaben der Polizei mehr als eine halbe Million Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung auf die Straße. An dem Tag erlebten Barcelona und ganz Katalonien die bislang gewalttätigste Nacht.

Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez weigert sich, mit den Separatisten zu sprechen. Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra müsse vorher die jüngste Gewalt ausdrücklich verurteilen, hieß es.

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