Dutzende Vergewaltigungen in Äthiopien-Krise

​UN-Menschenrechtsbüro 

Die hohe UN-Kommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet. Foto: epa/Martial Trezzini
Die hohe UN-Kommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet. Foto: epa/Martial Trezzini

ADDIS ABEBA/GENF: Im Tigray-Konflikt in Äthiopien wurden laut dem UN-Menschenrechtsbüro mehr als 136 Vergewaltigungen gemeldet. Die Vorfälle seien in Krankenhäusern im Osten von Tigray zwischen Dezember und Januar gemeldet worden, teilte das OHCHR am Donnerstag mit. Es gebe aber Hinweise, dass es deutlich mehr solcher Fälle gegeben habe, die nicht gemeldet worden seien.

«Zutiefst erschreckende» Berichte über sexuelle und geschlechtsbezogene Gewalt, außergerichtliche Tötungen, Zerstörung und Plünderung von allen Konfliktparteien würden weiterhin mit ihrem Büro geteilt, sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. Zudem gebe es Berichte über weitere Kämpfe.

Eine vorläufige Analyse des OHCHR ergab demnach, dass womöglich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden, darunter von den äthiopischen Streitkräften, der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), eritreischen Streitkräften und verbundenen Milizen.

«Ohne schnelle, unparteiische und transparente Ermittlungen und ohne, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, habe ich die Befürchtung, dass Verstöße weiter straffrei passieren werden», sagte Bachelet.

Die Regierung in Addis Abeba hatte im November eine Militäroffensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in der Region Tigray im Norden Äthiopiens an der Macht war. Hintergrund waren jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Inzwischen sind weitere Akteure beteiligt, darunter eritreische Truppen und Milizen. Hunderttausende Menschen in Tigray sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Allerdings klagten Hilfsorganisationen lange, dass sie wegen der Sicherheitslage und bürokratischer Hürden viele Gebiete Tigrays nicht erreichen könnten - trotz einer Einigung zwischen Addis Abeba und der UN im Dezember, die eigentlich ungehinderten Zugang gewähren sollte.

Vergangene Woche sowie am Mittwoch versicherte die äthiopische Regierung erneut, dass humanitäre Helfer ungehinderten Zugang zu der gesamten Region bekommen würden. «Die Regierung hat uns mitgeteilt, dass wir jetzt, nach Anmeldung, freien Zugang zu allen Bereichen integriert haben», sagte am Donnerstag Chris Melzer, ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks. «Wir sind sehr erfreut über diese Nachricht, weil UNHCR jetzt Zugang zu Zehntausenden Menschen hat, die dringend Hilfe brauchen.» Man stehe bereit und habe schon mit der konkreten Planung von Missionen begonnen.

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