GENF (dpa) - Der Streit um das tagelang im Mittelmeer dümpelnde Flüchtlings-Rettungsschiff «Aquarius» ist nach den Worten von UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi «tief beschämend».
«Ich schäme mich als Europäer, wenn ein Boot herumfahren muss und keinen Hafen hat, in dem es anlegen kann», sagte Grandi am Mittwoch in Genf. «Die Rettung auf dem Meer ist sakrosankt, egal wer in einem Boot ist.» Italien hat der «Aquarius» mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord die Landung verweigert. Spanien nimmt die Menschen nun auf.
Grandi räumte ein, dass Migrationsströme immer komplexer würden, weil sowohl schutzbedürftige Flüchtlinge als auch Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben unterwegs seien. Er zeigte auch Verständnis für Italien, das in der Europäischen Union mehr Solidarität und Hilfe bei der Versorgung von Flüchtlingen verlangt.
Grundsätzlich müsse sich die Weltgemeinschaft viel mehr Gedanken darüber machen, Fluchtgründe zu bekämpfen. «Solange wir nicht darauf schauen, warum die Menschen fliehen, werden wir das Problem nicht lösen», sagte Grandi, Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Die Organisation legt nächsten Dienstag ihre neuen Flüchtlingszahlen vor.