Menschenrechte unter Beschuss

Maas verspricht mehr Geld

Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

GENF (dpa) - Konflikte, Hetze, Spaltung der Gesellschaft, nationale Alleingänge: UN-Chef Guterres ist besorgt über den Zustand der Welt. Er fordert mehr Einsatz für Menschenrechte - Bundesaußenminister Maas auch.

Tief besorgt über die wachsenden Verletzungen der Menschenrechte hat UN-Generalsekretär António Guterres die Weltgemeinschaft zu einem Kraftakt aufgerufen. «Die Menschenrechte sind unter Beschuss», sagte Guterres am Montag zum Auftakt der Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Menschenrechte müssten in den Mittelpunkt allen Tuns gerückt werden, forderte Guterres.

Genau dies kündigte Bundesaußenminister Heiko Maas kurz darauf als Fokus der Arbeit der Bundesregierung im Weltsicherheitsrat und im UN-Menschenrechtsrat an. «Die Menschenrechte stehen immer mehr unter Druck», sagte Maas. Deutschland werde bei der «Arbeit für Frieden und Sicherheit einen auf die Menschenrechte gestützten Ansatz verfolgen», sagte Maas in Genf. Er versprach dem UN-Büro für Menschenrechte zusätzlich zu den üblichen Beiträgen sechs Millionen Euro - mindestens, wie Maas sagte.

«Es macht sich eine verdrehte politische Arithmetik breit: entzweit die Menschen und gewinnt dadurch Stimmen», sagte Guterres. «Die Rechtsgrundsätze werden ausgehöhlt.» Guterres verwies auf Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen, Flüchtlinge, Migranten und Menschenrechtsaktivisten. Die Zahl der Hungernden steige, die Jugendarbeitslosigkeit sei viel zu hoch. Der Klimawandel sei die größte Bedrohung für das Überleben der Menschheit.

Er geißelte den Vorwand mancher Regierungen, bei Kritik an der Menschenrechtslage auf die nationale Staatshoheit zu verweisen und sich gegen Einmischung zu verwahren. «Wir müssen den falschen Zwiespalt zwischen Menschenrechten und nationaler Souveränität überwinden», sagte Guterres. Beides gehe Hand in Hand. «Der Einsatz für Menschenrechte stärkt Staaten und ihre Gesellschaften, das festigt die Souveränität.»

Guterres rief die Weltgemeinschaft mit einem Sieben-Punkte-Plan zu mehr Einsatz auf. Er nannte unter anderem angemessenen Schutz für Geflüchtete, Einsatz für Frauenrechte, gegen den Klimawandel und für die Durchsetzung der Menschenrechte auch im Online-Bereich. Die Vereinten Nationen wollen künftig Menschenrechtsverletzer öfter beim Namen nennen. Vertreter der Zivilgesellschaft und Minderjährige sollen stärker in die Arbeit eingebunden werden.

Maas kündigte neue Anstrengungen an, um Menschenrechtsverletzer zur Verantwortung zu ziehen. «Eine der größten Gefahren für Menschenrechte und Sicherheit ist die fehlende Verantwortlichkeit in Konflikten», sagte er. «Daher werden wir unseren Kampf gegen die Straflosigkeit fortsetzen.» Die Menschenrechtslage in mehreren Ländern bereite der Bundesregierung Sorge, etwa in Nordkorea, China, Ägypten, Russland und Venezuela.

Die bei einer Konferenz im Januar in Berlin angestoßenen Bemühungen um ein Ende des Konflikts in Libyen erhielten in Genf einen Dämpfer. Der libysche Regierungschef Fajis al-Sarradsch bezeichnete seinen vor den Toren der Hauptstadt Tripolis stehenden Widersacher, General Chalifa Haftar, in einer kompromisslosen Rede als Kriegsverbrecher. Sein Außenminister Mohamed Siala stellte die politischen Gespräche über eine Friedenslösung, die am 26. Februar in Genf beginnen sollen, in Frage. Das sei etwas kurzfristig, meinte er, obwohl die Gespräche seit Wochen geplant sind. In Libyen ist nach dem Sturz und der Tötung von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen.

Im UN-Menschenrechtsrat sind 47 Länder vertreten, die von der UN-Generalversammlung nach einem geografischen Schlüssel für je drei Jahre gewählt werden. Deutschland ist seit diesem Jahr wieder dabei. Der Rat soll Menschenrechte in aller Welt überwachen. Vertreten sind dort aber auch immer Länder, die wegen Menschenrechtsverletzungen am Pranger stehen, zur Zeit etwa die Philippinen und Venezuela.

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Jürgen Franke 27.02.20 23:02
Werter Herr Volkmann, es wäre zu schön, wenn
die Menschen so wären, wie in Ihrer Wunschvorstellung. Die Menschen werden grundsätzlich in allen Fragen, vor allem des Glaubens, im Elternhaus indoktriniert, dem sie sich nicht entziehen können. Erst später kann sich durch Bildung und in der gelebten Umwelt eine Persönlichkeit formen. Egoismus ist grundsätzlich auch eine Form der Dummheit, um andere Formen der Überheblichkeit zu kaschieren. Für die Menschen von heute scheint es einfacher zu sein, sich zu hassen, als sich zu lieben.
Hans-Dieter Volkmann 27.02.20 15:29
J.Franke 27.02.20 04.:29
Herr Franke, vielen Dank für ihre Antwort. Das Sie nicht meiner Meinung sind ist ja für mich akzeptabel. Aber man kann ja mal eine Meinung der anderen Meinung gegenüber stellen, bei entsprechender geistiger Flexibilität. Ich bin davon überzeugt das der Egoismus das Grundübel für menschliche Entscheidungen ist. Denn jeder gesunde Mensch hat von Natur aus, im moralischen Sinn, die Entscheidungsfähigkeit für Gut oder Schlecht. Im Elternhaus erst wird diese Fähigkeit erzieherisch gefördert oder vernachlässigt. Wenn ich den Egoismus als Hauptübel dargestellt habe dann deswegen, weil ich mir das Gegenteil von Egoismus vorstellen kann. Das nämlich ist die Agape-Liebe, die Uneigennützige. Schlussendlich, je mehr ein Mensch in der Lage ist sich an dieser Form der Liebe zu orientieren, um so weniger Probleme gibt es in der menschlichen Gesellschaft, auch und erst recht in den unterschiedlichen Kulturkreisen. Leider sind nicht alle Menschen fähig den Egoismus in seiner Tragweite zu erkennen.
Jürgen Franke 27.02.20 04:29
Herr Volkmann, grundsätzlich habe ich meinen
Ausführungen nichts hinzuzufügen, da ich nicht Ihrer Meinung bin, dass der persönliche Egoismus, den Menschen zu dem macht, was Sie ihm unterstellen. Der Mensch wird grundsätzlich in allen Facetten vom Elternhaus geformt. Die Qualität der Lehre über Ethik in den Schulen, sollte unerwähnt bleiben. Der Glaube generell wird zukünftig das größte Hindernis für die Integration der Menschen in einem anderen Kulturkreis bedeuten. Mir sind übrigens in meinem beruflichen Leben, überwiegend Personen begegnet, die mehr Interesse am Wissen, als am Geld hatten.
Hans-Dieter Volkmann 26.02.20 18:06
Jürgen Franke 26.02.20 13:22
Werter Herr Franke, da ist schon was dran wenn Sie sagen: "das Vermitteln von Ethik gehöre zur Sozialisierung eines Menschen." Ethik wird, zumindest in Deutschland, in der Schule wahlweise gelehrt und ist im christlich moralischen Sinn unvollkommen. Das zu berichtigen ist Aufgabe des Elternhauses, sofern hier (im Einzelfall) überhaupt der Wille dazu besteht. Aber aus der Kirche wegen der Steuer austreten, also des schnöden Mammons wegen, zeugt davon das man mehr am Geld interessiert ist als an moralischen Werten. Was die Menschenrechte betrifft. Nicht die fehlende Verantwortlichkeit in Konflikten ist die größte Gefahr. Die Ursache für Menschenrechtsverletzung beginnt schon viel früher. Jeder Mensch hat von Natur aus ein untrügliches Empfinden wie er seine Mitmenschen zu behandeln hat. Einzig und allein der persönliche Egoismus, der immer den eigenen Vorteil sucht, hält den Menschen von der richtigen Handlungsweise ab. Das zu erkennen wäre ein riesengroßer Schritt für die Menschenrechte. Zur Ergänzung. Ich bin auch aus der kath. Kirche ausgetreten. Aber nicht um Kirchensteuer zu sparen sondern aus tiefer Überzeugung darüber das die katholische Kirche das wahre Christentum verraten hat.