UN warnt vor Hungertod in Äthiopien

Eine Frau aus Äthiopien, deren Kind an Unterernährung leidet, wartet vor einem Stacheldrahtzaun bei einem Ambulanzbetrieb. Foto: epa/Stephen Morrison
Eine Frau aus Äthiopien, deren Kind an Unterernährung leidet, wartet vor einem Stacheldrahtzaun bei einem Ambulanzbetrieb. Foto: epa/Stephen Morrison

NEW YORK: Angesichts Hunderttausender vom Hungertod bedrohter Menschen in Äthiopien haben mehrere UN-Agenturen Alarm geschlagen. Einem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen zufolge leben mehr als 350.000 Menschen in der nördlichen Region Tigray in «katastrophalen Zuständen» - die höchste Stufe (5) einer internen Kategorisierung zur Nahrungsmittel-Unsicherheit. Dies sei die größte Zahl an Betroffenen in einem einzelnen Land seit einem Jahrzehnt, teilten die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk Unicef am Donnerstag mit.

Zudem befinden sich demnach zwei Millionen Menschen in der Notfallstufe 4 «und könnten ohne dringende Maßnahmen schnell den Hungertod sterben». Die UN-Agenturen machten klar, dass sie bereit stünden, um den Hunger in Äthiopien zu bekämpfen und die humanitäre Hilfe aufzustocken - allerdings müsse dafür der Zugang ins umkämpfte Tigray gewährleistet sein.

Die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield sagte am Donnerstag in New York: «In bestimmten Gebieten ist eine Hungersnot möglicherweise schon im Gange, die das Leben von Hunderttausenden bedroht. Es ist unanständig.» In einer gemeinsamen Erklärung mit den USA rief die Europäische Union alle Konfliktparteien zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Humanitären Hilfsorganisationen solle sofort sicherer Zugang zu allen Teilen Tigrays gewährt werden, um eine Hungerkatastrophe zu vermeiden, hieß es weiter.

Der äthiopische Außenminister Demeke Mekonnen zeigte sich unbeeindruckt und wies den UN-Bericht als Desinformation zurück. Mekonnen verwies auf Bemühungen der äthiopischen Regierung, wieder «Normalität» in Tigray einkehren zu lassen.

Hintergrund ist ein Konflikt, der im November eskaliert war. Die äthiopische Regierung hatte eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin in der gleichnamigen Region an der Macht war. Hintergrund waren jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Die Kämpfe im Norden Äthiopiens verwandelten sich bald in einen komplexen Konflikt, in den auch das Nachbarland Eritrea verwickelt ist. Der andauernde Konflikt hat bereits Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben und große Zerstörung angerichtet.

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Dracomir Pires 11.06.21 15:00
Bevölkerungsexplosion in Afrika
Leider ist die Hungersnot selbstgemacht.
Thomas Knauer 11.06.21 14:30
Eine der Hauptursachen des Hungers ist sicher das Bevölkerungswachstum ohne ein gleichzeitiges Wachstum der Produktivität der regionalen Landwirtschaft. Allerdings wurden die Strukturen dazu maßgeblich über Jahrzehnte bzw Jahrhunderte vom Westen zerstört.
Lebensmittel weltweit sind genug vorhanden, an der Verteilung hapert es und an der Gier.
Klar kann man eine Reduzierung der Menschen anstreben, dann aber nicht punktuell sondern global
Rene Amiguet 11.06.21 13:50
Traurig aber Wahr
In den von Überfluss geplagten Ländern werden tonnenweise Nahrungsmittel vernichtet nur um die Preise hoch zu halten. Liebe deinen nächsten wie dich selbst. Es lebe oder sterbe das Christentum!
Hammer 11.06.21 13:20
Müssen Menschen hungern?
Klar ist mein Kommentar nicht sehr human, aber liege ich mit meiner persönlichen Ansicht so falsch?

Das Problem ist doch, dass es in den Gegenden einfach zu viele Menschen gibt.
Würde man mal weniger Nachwuchs zeugen, würde sich das Problem über längere Sicht erledigen.

Kommt weiterhin Nahrung aus dem "Westen", werden sich diese Völker auch weiter vermehren, oder die Nahrung wird von der Armee konfisziert, um die eigene Kämpfer zu ernähren oder die Nahrung zu verkaufen um Waffen zu kaufen

Schickt der "Westen" Hilfsgelder, werden Waffen gekauft, vielleicht auch nur zum Teil

Man sollte jegliche Hilfe dazu einstellen, so hart es klingt und so gnadenlos es ist.
Menschlich ist es auch nicht.

Aber durch die Hilfe mit Nahrung oder Gelder wird es niemals besser, das musste man doch in den letzten Jahrzehnten endlich gelernt haben

Große Hoffnung einer Veröffentlichung habe ich aber nicht