Debatte über Schutz von 600 Wildarten

​Um Leben und Tod 

Tansania, Ruaha Nationalpark: Elefanten stehen im Ruaha-Nationalpark. Foto: Kristin Palitza/dpa
Tansania, Ruaha Nationalpark: Elefanten stehen im Ruaha-Nationalpark. Foto: Kristin Palitza/dpa

PANAMA-STADT: Der Handel mit gefährdeten Arten bedroht oft ihr Überleben. Bei der Artenschutzkonferenz in Panama beraten 184 Staaten über besseren Schutz. Elefanten und Bäume stehen auf der Tagesordnung, aber auch Kriminalität und Pandemien.

Es geht um große Elefanten mit ihren Stoßzähnen aus Elfenbein und winzige Glasfrösche mit durchsichtigem Bauch. Auch Haie, tropische Baumarten und Seegurken, die als «Staubsauger der Meere» gelten, stehen auf der Tagesordnung: Beim Treffen der 184 Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens Cites vom 14. bis 25. November soll der nachhaltige Handel mit 600 Wildarten geregelt werden. Angesichts der Corona-Pandemie werden die Delegierten auch über den künftigen Umgang mit Gesundheitsrisiken durch den Wildtierhandel diskutieren.

Einige Länder streben bei der Konferenz in Panama-Stadt das völlige Handelsverbot für afrikanische Savannenelefanten und Flusspferde an. Andere erhoffen sich weniger Einschränkungen für Breitmaulnashörner und Elefanten. Zudem dürften viele Reptilien, Amphibien und Fische zum ersten Mal unter Schutz gestellt werden.

Cites ist ein erstmals 1973 unterzeichnetes Abkommen, das den Handel mit gefährdeten Arten regelt. Ziel ist, freilebende Tiere und Pflanzen zu schützen. Die Teilnehmer treffen sich alle drei Jahre. Der Handel mit mehr als 38.000 Arten wurde bereits verboten oder strikt reguliert. Regelungen können aber auch wieder gelockert werden.

In Panama, dem Heimatland der Cites-Generalsekretärin Ivonne Higuero, werden erneut Elefanten die Gemüter erhitzen. Südafrikanische und westafrikanische Länder stehen sich mit zwei gegensätzlichen Anträgen gegenüber.

«Einige Staaten im Süden von Afrika wollen für den Schutz ihrer Elefanten und deren gestiegene Anzahl belohnt werden, indem sie mit Elefantenprodukten handeln können, vor allem natürlich mit Elfenbein», sagte Davis Morgan, wissenschaftlicher Leiter bei Cites, bei einem Briefing in Genf. Die Gewinne sollen dann ihren Angaben zufolge in den Artenschutz fließen.

Simbabwe, Botsuana, Namibia und Südafrika wollen beispielsweise das Elfenbein aus ihren Lagerbeständen verkaufen dürfen, darunter Stoßzähne von natürlich verendeten Tieren. Der Elfenbeinhandel ist bereits seit 1989 weitgehend untersagt. «Das Problem ist, dass der legale und der illegale Handel sehr stark Hand in Hand gehen», sagte die Mitgründerin der Organisation Pro Wildlife Daniela Freyer. «Der legale Handel bietet einen Deckmantel für den illegalen Handel.»

Andere afrikanische Staaten mit geringeren Elefantenbeständen wollen ein absolutes Verbot für den Handel mit lebenden Elefanten auch aus jenen vier südafrikanischen Staaten, die als einzige noch mit ihnen handeln dürfen. Das Thema Elefanten und Elfenbein sorgt seit mehreren Cites-Konferenzen für heftige Debatten.

Für die Umweltstiftung WWF hat es diesbezüglich bei dem Treffen höchste Priorität, die bereits vorhandenen Werkzeuge gegen den illegalen Handel mit Elefantenprodukten zu stärken, wie der WWF-Fachbereichsleiter für Artenschutz, Arnulf Köhncke, sagte: «Wir versuchen hier zu vermeiden, dass wir in diese wenig produktive und damit eher sterile Debatte hineingezogen werden, die nur von den Hauptproblemen im Zusammenhang mit diesen Arten ablenkt.» Nach Einschätzung des WWF ist es zielführender, die Mitgliedsstaaten zu fördern und zu fordern, besser gegen illegalen Elfenbeinhandel vorzugehen und den Elefantenschutz zu verbessern.

Neben großen Säugetieren stehen in Panama auch wichtige Entscheidungen über Meeresbewohner wie Haie und Rochen an, die durch Überfischung bedroht sind. Es gibt zudem Vorschläge zum Schutz von Arten, die durch den Handel als exotische Haustiere unter Druck stehen. China und Südostasien sind wichtige Absatzmärkte für viele gefährdete Arten, aber manche Produkte landen auch in der Europäischen Union.

Fast 50 Jahre nach der Unterzeichnung des Abkommens stehe die Konvention vor weiteren Herausforderungen, sagte WWF-Vertreter Köhncke. Infolge der Corona-Pandemie müsse Cites herausfinden, welche Rolle die Konvention bei der Verhütung künftiger Pandemien spielen könnte. Auch mit Fragen wie der Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Wildtierhandel oder der Rolle lokaler und indigener Gemeinschaften müsse die Konvention Schritt halten.

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