Ukrainischer Hafen Mariupol leidet

Foto: epa/Sergey Vaganov
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MARIUPOL (dpa) - Über das Asowsche Meer hat die Ukraine früher Kohle und Stahl exportiert. Nun riegelt Russland das kleine Binnenmeer ab. Für die Häfen ist das Geschäft seit 2014 ständig schlechter geworden.

Der ukrainische Hafen Mariupol am Asowschen Meer hat durch die unerklärte russische Seeblockade einen großen Teil seines Umschlags verloren. Schiffe, die Mariupol oder den ukrainischen Nachbarhafen Berdjansk anlaufen wollen, müssen tagelang auf die Passage durch die von Russland kontrollierte Meerenge von Kertsch warten. Das teilte der Hafen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. «Am 2. Dezember ist ein Schiff in Mariupol eingelaufen, das 15 Tage auf die Kontrolle und die Durchfahrt gewartet hatte.»

Eigentlich haben Russland und die Ukraine einander 2003 freie Fahrt in dem kleinen Nebenmeer des Schwarzen Meeres zugesichert. Doch seit Russland sich 2014 die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt hat, beherrscht es die Meerenge allein. Seit Mai kontrolliert der russische Zoll hier Schiffe von und in die Ukraine. Vorher hatte die Ukraine ein Fischerboot von der Krim festgesetzt.

Die Lage hat sich verschärft durch den Zwischenfall Ende November, als die russische Küstenwache ukrainische Marineboote gewaltsam aufbrachte. Derzeit ist die Durchfahrt offiziell offen. Es dürfen aber vor allem Schiffe von und nach Russland passieren. Nach Mariupol kommen nur einzelne Frachter durch.

«Der Hafen erleidet finanzielle Verluste seit dem Beginn der Kämpfe im Südosten der Ukraine 2014», sagte Sprecherin Swetlana Obedinskaja. Erst sei die Fracht aus den von prorussischen Separatisten beherrschten Gebieten Donezk und Luhansk weggefallen, vor allem Kohle und Metallprodukte. Zwei Bahnlinien seien zerstört worden. Nur noch die Stahlwerke Asowstahl und Iljitsch in Mariupol nutzten den Hafen.

Ab 2017 habe der Bau der Brücke vom russischen Festland auf die Krim den Verkehr weiter eingeschränkt. Die Durchfahrt sei nur 33 Meter hoch. Damit könnten größere Schiffe Mariupol nicht mehr anlaufen. Russland bestreitet Probleme wegen der Höhe. Obedinskaja sagte aber, Roheisentransporte in die USA, nach China und Südkorea hätten gelitten. Sie würden jetzt aus Häfen an der ukrainischen Schwarzmeerküste verschifft.

Im Mai 2018 ging die Brücke in Betrieb, zugleich begannen die langen russischen Zollkontrollen. «Der Hafen von Mariupol erleidet Verluste, die mit jedem Tag spürbarer werden», sagte die Sprecherin. Immer mehr Verkehr aus Mariupol drohe in andere Häfen abzuwandern. Russische Häfen am Asowschen Meer wie Asow oder Rostow am Don haben im Gegensatz dazu durch die Brücke keinen Verkehr verloren, sondern Statistiken zufolge beim Umschlag sogar zugelegt.

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