Ukrainische Nobelpreisträger

​Teilen die Auszeichnung gerne

Oleksandra Romantsova (L), Exekutivdirektorin des Zentrums für bürgerliche Freiheiten, und Oleksandra Matviychuk (R), Leiterin des Zentrums für bürgerliche Freiheiten. Foto: epa/Sergey Dolzhenko
Oleksandra Romantsova (L), Exekutivdirektorin des Zentrums für bürgerliche Freiheiten, und Oleksandra Matviychuk (R), Leiterin des Zentrums für bürgerliche Freiheiten. Foto: epa/Sergey Dolzhenko

OSLO: Ungeachtet der Kritik aus ihrem Heimatland haben die ukrainischen Friedensnobelpreisträger es begrüßt, sich die Auszeichnung mit Menschenrechtlern aus Russland und Belarus zu teilen. «Wir sind wirklich geehrt, mit ihnen zusammen diesen Preis zu bekommen», sagte die Geschäftsführerin der ukrainischen Bürgerrechtsorganisation Center for Civil Liberties, Oleksandra Romanzowa, am Samstag per Videoauftritt bei einem Festakt des Nobelkomitees.

Mit Blick auf die ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnete russische Menschenrechtsorganisation Memorial und den belarussischen Anwalt Ales Bjaljazki sagte Romanzowa: «Das sind genau die Leute, die alles dafür tun, Kriege - wie den jetzt gegen die Ukraine und jeden russischen Krieg zuvor - zu verhindern.»

Die Entscheidung, Menschenrechtler der drei Ex-Sowjetstaaten gemeinsam auszuzeichnen, hat in der Ukraine, die sich seit mehr als sieben Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg wehrt, Diskussionen ausgelöst. Scharfe Kritik kam etwa vom ukrainischen Präsidentenberater Mychajlo Podoljak: «Das Nobelpreiskomitee hat eine interessante Auffassung des Wortes «Frieden», wenn den Friedensnobelpreis zusammen Vertreter zweier Länder erhalten, die ein drittes überfallen haben», schrieb er am Freitag auf Twitter.

Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, verteidigte die Entscheidung am Samstag: «Wir wollen eine Einheit zeigen zwischen Zivilgesellschaften, die getrennt sind durch die politischen Regimes, unter denen sie arbeiten.» Keiner der Preisträger repräsentiere den russischen oder belarussischen Staat.

Die ebenfalls zugeschaltete russische Vertreterin von Memorial, die Anwältin Tatjana Gluschkowa, zeigte sich noch immer überwältigt: «Wir haben das überhaupt nicht erwartet, wir waren alle geschockt.» Ihre unter dem Druck der russischen Behörden offiziell aufgelöste Organisation sei derzeit dabei, das seit Jahrzehnten geführte Archiv - etwa zu Verbrechen in der Zeit unter Sowjetdiktator Josef Stalin - zu retten.

Der belarussische Menschenrechtler Ales Bjaljazki konnte nicht an der Veranstaltung teilnehmen, er ist im autoritär geführten Belarus bereits seit mehr als einem Jahr inhaftiert. Nicht einmal das Nobelkomitee wisse bislang, ob Bjaljazki von seinem Preis überhaupt schon erfahren habe, sagte Reiss-Andersen.

Belarus wird seit fast drei Jahrzehnten von dem als «letzter Diktator Europas» kritisierten Machthaber Alexander Lukaschenko regiert. Unter seiner Führung beteiligt sich Belarus auch an dem Ende Februar von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine - unter anderem mit der Bereitstellung von Militärflugplätzen.

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