Atombehörde warnt vor radioaktiver Gefahr

Foto: epa/Sergei Ilnitsky
Foto: epa/Sergei Ilnitsky

ENERHODAR: Nach dem Beschuss des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja besteht weiter erhöhte Brand- und Strahlungsgefahr. «Das Atomkraftwerk Saporischschja arbeitet mit dem Risiko einer Verletzung der Normen für Strahlen- und Brandschutz», teilte die staatliche ukrainische Atombehörde Enerhoatom am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal mit. Beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Angriff auf die Anlage verantwortlich.

Durch den Beschuss am Vortag seien eine Stickstoffanlage und ein Hilfskorpus des Kraftwerks beschädigt worden. «Es bleibt das Risiko, dass Wasserstoff austritt und sich radioaktive Teilchen verteilen, auch die Brandgefahr ist hoch», berichtete Enerhoatom. Das ukrainische Kraftwerkspersonal versuche, auch unter diesen Bedingungen die atomare Sicherheit der Anlage zu gewährleisten. Die Bedrohung aufgrund der Besetzung des Kraftwerks durch russische Truppen bleibe allerdings hoch.

Am Freitag war die Anlage in der Stadt Enerhodar im Gebiet Saporischschja durch einen Beschuss in Brand geraten, konnte aber gelöscht werden. Ein Block des AKW musste abgestellt werden. Die Energieversorgung in der Stadt fiel teilweise aus. Während Moskau ukrainische Truppen dafür verantwortlich machte, sprach Kiew davon, dass die Russen das Gelände selbst beschossen hätten. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.

Derweil berichtete das kremlkritische Internetmedium «The Insider» über eine mögliche Verminung des Kraftwerks. Auf einem Video, das zu Wochenbeginn gedreht worden sein soll, sind russische Militärlaster zu sehen, die auf das Fabrikgelände fahren und dort Güter abladen. Einer der Lkw fährt dabei in den Maschinenraum der Anlage. Laut «The Insider» wurde entweder das Kraftwerk selbst oder das Gelände darum herum vermint.

Seit Wochen gibt es Kritik, dass die russischen Truppen das AKW als Schutzschild für die eigene Artillerie nutzen, die von dort aus ukrainisch kontrolliertes Gebiet beschießt. «Die EU verurteilt Russlands militärische Aktivitäten rund um das Nuklearkraftwerk Saporischschja. Das ist ein ernster und unverantwortlicher Bruch atomarer Sicherheitsregeln und ein weiteres Beispiel für Russlands Nichtbeachtung internationaler Normen», erklärt dazu der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Er forderte Zugang für die Internationale Atombehörde zur Anlage.

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