Polens Außenminister weist Kritik aus Kiew zurück
WARSCHAU: Die Ukraine besteht auf der Lieferung von weiteren MiG-29-Kampfjets aus Polen. Dort verweist man auf die eigenen Verteidigungsbedürfnisse. Und bietet Kredite zum Kauf von Rüstungsgütern an.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat Kritik aus der Ukraine an ausbleibenden Kampfjet-Lieferungen aus seinem Land zurückgewiesen. «Wir haben unsere eigenen Verteidigungsbedürfnisse», sagte der liberalkonservative Politiker dem Sender Polsat News. Die Ukraine müsse verstehen, dass auch Polen als «Frontstaat» den russischen Präsidenten Wladimir Putin abschrecken müsse. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagt, dass Polen wieder einmal einen Grund gefunden haben, keine zusätzlichen MiG-29 Kampfjets an sein Land abzugeben.
Nach Angaben Sikorskis hat das Kabinett in Warschau im Zusammenhang mit der militärischen Hilfe für die Ukraine einen Vorschlag für einen Verteidigungskredit eingebracht. Man hätte es von Anfang an so machen können, argumentierte Sikorski: Die Ukraine könne in polnischen Rüstungsfabriken auf Kredit kaufen und das Geld beim Wiederaufbau zurückzahlen. Nach Medienberichten zu urteilen, dürfte der Vorschlag in Kiew indes auf wenig Gegenliebe stoßen. Selenskyj kritisierte jüngst zudem, dass Polen keine russischen Raketen über der Ukraine abschießen wolle. In Warschau verweist man darauf, dass ein solcher Schritt eine gemeinsame Nato-Entscheidung erfordere.
Die Beziehungen zwischen Warschau und Kiew sind nicht frei von Belastungen. Sikorski verwies auf das Massaker in Wolhynien, bei dem Ukrainer im Zweiten Weltkrieg 1943 je nach Quelle 50.000 bis 100.000 Polen ermordeten. Die Ukraine habe die Exhumierung und Beisetzung von Soldaten der deutschen Wehrmacht erlaubt. Die polnischen Toten und Ermordeten dürften nicht schlechter behandelt werden, mahnte der Außenminister.
Zahl der Verletzten nach Raketenangriff in Charkiw steigt
KIEW: Immer wieder wird die ostukrainische Großstadt Charkiw von russischen Fliegerbomben oder Raketen getroffen. Nach einem Schlag gegen eine Polizeistation gibt es Dutzende Verletzte.
Nach einem russischen Raketenangriff auf eine Polizeistation in Charkiw im Osten der Ukraine ist die Zahl der Verletzten auf 46 gestiegen. Am Abend war noch von 30 Verletzten die Rede. Nach Behördenangaben wurden 36 Polizisten, ein Sanitäter und neun Zivilisten verletzt. Ein Mensch kam ums Leben.
Nach ersten Ermittlungen war die Polizeidienststelle von mindestens zwei Raketen getroffen worden. Charkiw war in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel russischer Luft- oder Raketenangriffe. Ziel dieser oft wahllos wirkenden Angriffe ist es nach Meinung von Experten auch, die ukrainische Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen, damit sie Druck auf die Führung des Landes ausübt, den Krieg zu beenden.