Litauen bestellt Vertreter der russischen Botschaft ein
VILNIUS: Russland bombardiert weiter die Ukraine. Litauen reagiert mit diplomatischen Mitteln und deutlichen Worten an Moskau.
Litauen hat wegen der schweren russischen Luftangriffe auf die Ukraine einen Vertreter der russischen Botschaft in Vilnius einbestellt. In dem Gespräch sei dem Diplomaten am Mittwoch der starke Protest gegen den verstärkten Beschuss ziviler Ziele in der Ukraine zum Ausdruck gebracht worden, teilte das litauische Außenministerium mit. Demnach zeigten die Raketen und Bomben, die Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Wohngebiete treffen, Russlands Verzweiflung und dessen völlige Missachtung menschlichen Lebens und des humanitären Völkerrechts.
Bei russischen Luftangriffen auf die westukrainische Großstadt Lwiw wurden am Mittwoch mindestens sieben Menschen getötet und mindestens 38 verletzt worden. Zuvor waren am Dienstag bei einem Angriff auf die zentralukrainische Stadt Poltawa mehr als 50 Menschen getötet und etwa 270 verletzt worden. Russland überzieht die Ukraine seit zweieinhalb Jahren mit Krieg.
Brand in radioaktiv belasteter Tschernobyl-Zone ausgebrochen
TSCHERNOBYL: Die ukrainische Feuerwehr muss einen Waldbrand im radioaktiv belasteten Sperrgebiet um das ehemalige AKW Tschernobyl bekämpfen. Kriegsgegner Russland scheint nicht der Verursacher zu sein.
In der Ukraine ist in der radioaktiv belasteten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl ein Waldbrand ausgebrochen. Eine Fläche von etwa 20 Hektar brenne, teilte der Gouverneur des Gebiets Kiew, Ruslan Krawtschenko, bei Facebook mit. Die radioaktive Hintergrundstrahlung sei allerdings innerhalb der Norm. Angaben der Sperrzonenverwaltung nach sind über 200 Löschkräfte im Einsatz, darunter 50 Soldaten. Diese konnten die Flammen demnach bereits eingrenzen.
Aufgrund dieses Brandes und von Torfbränden im Kreis Browary östlich von Kiew könne es zudem zu stärkeren Rauchentwicklungen kommen, heißt es. Die Behörden raten in dem Fall dazu, die Fenster geschlossen zu halten und sich wenig im Freien aufzuhalten. Zur Brandursache wurden keine Angaben gemacht. Aufgrund hoher sommerlicher Temperaturen und langanhaltender Trockenheit gilt im nordukrainischen Gebiet Kiew eine erhöhte Brandgefahr.
1986 kam es im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Nordukraine zum bisher größten Atomunfall der Geschichte. Wegen der radioaktiven Strahlung wurde eine Zone im Umkreis von etwa 30 Kilometern um den Unglücksort komplett gesperrt. Zehntausende Menschen wurden umgesiedelt. Bei ihrem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 nutzten die russischen Truppen dennoch das weitgehend menschenleere Sperrgebiet entlang der belarussischen Grenze für ihren Vorstoß auf die nur gut 80 Kilometer von der Grenze entfernte ukrainische Hauptstadt Kiew. Seit ihrem Abzug im April 2022 hält die Ukraine das Grenzgebiet zu Russlands Verbündetem Belarus unter besonderer militärischer Kontrolle.
Baerbock bedauert Rückzug von ukrainischem Außenminister
KIEW: Das Rücktrittsgesuch von Dmytro Kuleba ist Teil des von Präsident Selenskyj angekündigten Umbaus der ukrainischen Regierung. Außenministerin Baerbock verbindet eine enge Zusammenarbeit mit ihm.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock reagiert mit Bedauern auf den Rücktritt des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba. Auf der Plattform X teilte sie ein gemeinsames Foto und erinnerte an ihre Zusammenarbeit: «Lange Gespräche in Nachtzügen, beim G7-Gipfel, an den Fronten, in Brüssel, vor einem zerbombten Kraftwerk. Es gibt nur wenige Menschen, mit denen ich so eng zusammengearbeitet habe wie mit Ihnen, Dmytro Kuleba», schrieb die Grünen-Politikerin. Kuleba stelle die Menschen in seinem Land über sich selbst, hieß es weiter.
In einem weiteren Beitrag zu dem Diplomaten schrieb die Außenministerin: «Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Gute - wir werden uns wiedersehen, wenn in der gesamten Ukraine endlich wieder Frieden und Freiheit herrschen.»
Zuvor war Kulebas Bitte um Entlassung aus der ukrainischen Regierung von Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht worden. Der 43-jährige Kuleba hatte das Außenministerium 2020 noch vor dem russischen Angriffskrieg übernommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Juli einen Umbau der Regierung angekündigt, um die Regierungsarbeit unter der Last des Krieges effektiver zu gestalten.
Ukrainischer Außenminister Kuleba reicht Rücktritt ein
KIEW: In der von Russland angegriffenen Ukraine ordnet Präsident Selenskyj seine Führung neu. Zu denen, die gehen müssen, zählt auch der Chefdiplomat des Landes.
In einer größeren Regierungsumbildung in der Ukraine hat nach Parlamentsangaben auch Außenminister Dmytro Kuleba seinen Rücktritt erklärt. Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Foto der handschriftlichen Bitte um Entlassung, die auf den heutigen Mittwoch datiert war. Eine andere Quelle gab es zunächst nicht. Stefantschuk kündigte an, das Gesuch auf einer der nächsten Sitzungen der Obersten Rada zu behandeln. Zuvor wurden weitere handschriftliche Rücktrittsgesuche auf der Facebook-Seite veröffentlicht.
Minister noch aus Vorkriegszeiten
Der Karrierediplomat Kuleba war seit 2020 noch vor Beginn des russischen Angriffskrieges Außenminister. Seit Dienstag haben mehrere ukrainische Minister sowie zwei Vizeregierungschefinnen offiziell um ihre Entlassung aus der Regierung gebeten. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Juli einen Umbau des Kabinetts angekündigt. Wie er sagt, soll dies die Regierungsarbeit unter der Last des Krieges effektiver machen.
Erneut russische Luftangriffe - Tote und Verletzte in Lwiw
KIEW/LWIW: Russland bombardiert weiter die Ukraine. Diesmal trifft es besonders die Stadt, die nur wenige Dutzend Kilometer von der EU- und Nato-Außengrenze entfernt liegt.
Die Ukraine ist nach Kiewer Militärangaben in der Nacht von Russland erneut mit Raketen und Drohnen bombardiert worden. In einigen Gebieten im Norden des Landes dauerte der Luftalarm auch morgens um 8.30 Uhr Ortszeit (7.30 Uhr MESZ) an, weil die Luftwaffe immer noch russische Kampfdrohnen in der Luft ortete. Besonders schwer getroffen von den Angriffen wurde die westukrainische Großstadt Lwiw. Dort seien mindestens 7 Menschen getötet und mindestens 38 Menschen verletzt worden, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj mitteilte. Drei der Toten seien Kinder.
Ein Wohnhaus im Zentrum nahe dem Bahnhof sei in Brand geraten. Auch zwei Schulen in der Stadt nur 70 Kilometer von Polen entfernt seien beschädigt worden. Die Bahn musste wegen Stromausfällen einige Züge in der Region mit Diesel-Lokomotiven versehen.
Am Dienstag waren bei einem russischen Raketenangriff auf die zentralukrainische Stadt Poltawa mehr als 50 Menschen getötet und etwa 270 verletzt worden. Russland überzieht die Ukraine seit zweieinhalb Jahren mit Krieg. Sie wird von vielen Ländern mit Waffen beliefert, der Umfang der Unterstützung kann die militärische Lage derzeit aber nicht zugunsten der Ukraine verändern.