Ukrainekrieg: Neueste Meldungen am Donnerstag

Foto: epa/dpa Fotomontage
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Tote und Verletzte nach russischen Bomben auf Saporischschja

SAPORISCHSCHJA: Russische Gleitbomben töten in der südostukrainischen Großstadt Saporischschja mehrere Zivilisten. Und auch in der Nachbarregion Donezk sterben einfache Ukrainer.

Bei russischen Bombenangriffen sind in der südostukrainischen Großstadt Saporischschja mindestens vier Menschen getötet worden. Weitere 18 wurden verletzt, teilte Innenminister Ihor Klymenko mit. Unter den Trümmern eines mehrstöckigen Wohnhauses werde nach weiteren Opfern gesucht. Behördenangaben nach sind fünf russische Gleitbomben in der gut 30 Kilometer von der Frontlinie entfernten Industriestadt eingeschlagen.

Im benachbarten ostukrainischen Gebiet Donezk schlugen in der Ortschaft Mykolajiwka Artilleriegeschosse in mehreren Wohngebäuden ein. «Zwei Menschen kamen um und fünf wurden verletzt», teilte Gouverneur Wadym Filaschkin bei Telegram mit. Er rief die Bewohner des Gebiets erneut dazu auf, sich wegen der nahen Frontlinie in Sicherheit zu bringen.

Die Ukraine wehrt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Russische Truppen halten große Teile der Gebiete Saporischschja und Donezk besetzt.


Selenskyj: Zugeständnisse an Putin ergeben keinen Frieden

BUDAPEST: In den USA ist ein neuer Präsident gewählt worden. Europa ringt um eine weitere gemeinsame Linie zur Ukraine. Deren Präsident Selenskyj warnt vor Schwäche und Zugeständnissen an Kremlchef Putin.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Blick auf den russischen Angriffskrieg europäischen Partnern vorgeworfen, sein Land zu Zugeständnissen gegenüber Kremlchef Wladimir Putin zu drängen. «Das ist inakzeptabel für die Ukraine und selbstmörderisch für Europa», sagte Selenskyj bei seinem Auftritt auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Budapest. Es sei illusorisch, zu glauben, mit Zugeständnissen an Kremlchef Wladimir Putin einen gerechten Frieden erreichen zu können. «Frieden ist nur eine Belohnung für die Starken», Europa müsse Einheit und Stärke zeigen, denn der von Putin befohlene Krieg untergrabe die Sicherheit auf dem ganzen Kontinent.

Selenskyj nannte keine konkreten Namen in seiner Rede. Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hatte aber zuletzt eine neue Strategie der EU für die von Russland angegriffene Ukraine gefordert, die wohl darauf abzielt, den Russen entgegenzukommen.

Russland wolle «globale Macht - die Kontrolle über die Ukraine und dann - über euch alle, wie es einst unter sowjetischer oder imperialer Herrschaft der Fall war», sagte Selenskyj an Europas Staats- und Regierungschefs gewandt. Durch den Einsatz nordkoreanischer Soldaten habe Putin den Krieg nochmals eskaliert. «Nordkorea führt nun im Grunde Krieg in Europa.»


Kreml offen für Telefonat Putins mit Trump

MOSKAU: Zwischen US-Präsident Biden und Kremlchef Putin herrscht Funkstille wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber falls der designierte neue Präsident Trump anriefe, nähme Moskau den Hörer ab.

Der Kreml ist nach eigenen Angaben offen für ein Telefonat des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump. «Das ist nicht ausgeschlossen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Trump habe gesagt, dass er Putin bis zu seiner Amtseinführung im Januar anrufen wolle, sagte Peskow weiter. Er und Außenminister Sergej Lawrow erklärten, dass Russland dabei nicht den ersten Schritt unternehmen werde, weil nicht Moskau, sondern Washington die Beziehungen abgebrochen habe.

Zwischen Putin und US-Präsident Joe Biden herrscht wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Funkstille. Die diplomatischen Beziehungen sind auf dem Tiefpunkt. Kontakte zwischen Moskau und Washington gab es zuletzt über Vermittler etwa beim Austausch von Gefangenen. Auch die Militärführungen beider Länder telefonierten zuletzt noch vereinzelt.

Trump behauptete im Wahlkampf, er könne den Krieg in der Ukraine schnell beenden, womöglich sogar noch vor seiner Amtseinführung am 20. Januar. Seit langem werfen Kritiker dem 78-jährigen Republikaner insgesamt eine zu große Nähe zu Russland und insbesondere zu Putin vor.


London: Dutzende Sanktionen gegen Russland erlassen

LONDON: Viele Zulieferer produzieren Drohnen und Elektronik, die Russland gegen die Ukraine einsetzt. Die britische Regierung will das erschweren.

Mit Dutzenden neuen Sanktionen geht Großbritannien gegen die russische Rüstungsindustrie sowie russische Söldnergruppen in Afrika vor. Auch gegen einen der russischen Geheimdienstmitarbeiter, die am Giftanschlag von Salisbury auf den Doppelagenten Sergej Skripal 2018 beteiligt gewesen sein sollen, wurden Strafmaßnahmen erlassen, wie das Außenministerium in London mitteilte.

«Die heutigen Maßnahmen werden die zerstörerische Außenpolitik des Kremls weiter zurückdrängen, Russlands Versuche untergraben, in ganz Afrika für Instabilität zu sorgen und die Versorgung von Putins Kriegsmaschinerie mit lebenswichtiger Ausrüstung zu unterbrechen», sagte der britische Außenminister David Lammy. Dabei geht es in der Regel um finanzielle Sanktionen wie das Einfrieren von Konten in Großbritannien.

Im Visier sind mehrere Unternehmen, darunter auch in China, der Türkei und Zentralasien, die nach britischen Angaben etwa Werkzeugmaschinen, Mikroelektronik und Komponenten für Drohnen produzieren und liefern, die Russland gegen die Ukraine einsetze. Zudem würden die Sanktionen mehrere Individuen und Gruppen mit Verbindungen in den Kreml treffen, die in afrikanischen Staaten die Sicherheit untergraben und Menschenrechtsverletzungen begehen würden.


«Nesawissimaja»: Trump wird wenig Zeit für Selenskyj haben

MOSKAU: Zur Lage im Ukraine-Krieg nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten schreibt die russische Zeitung «Nesawissimaja Gaseta» am Donnerstag:

«Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gehörte zu den ersten, die dem 47. US-Präsidenten Donald Trump zu seinem «erstaunlichen Wahlsieg» gratulierten und sein Engagement für «Frieden durch Stärke» lobten. Allerdings wird Trump in nächster Zeit nicht viel Zeit für Selenskyj haben. Denn Selenskyjs Projekte haben wenig gemein mit den bisherigen Äußerungen des US-Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance zur Beilegung des Konflikts. (...)

Der von Selenskyj im Oktober vorgestellte «Siegesplan» bedeutete eigentlich, den Ländern des kollektiven Westens, angeführt von den USA, die Verantwortung für die Fortsetzung des Konflikts mit Russland zu übertragen. Dies entspricht jedoch nicht einer einzigen Grundhaltung von Trump, der es vorzieht, dass andere mehr zahlen.»


Rheinmetall weitet Geschäft deutlich aus

DÜSSELDORF: Wirtschaftlich gesehen war der Ukraine-Krieg starker Rückenwind für Rheinmetall, seit Kriegsbeginn hat sich der Börsenkurs mehr als verfünffacht. Jüngste Geschäftszahlen fallen mal wieder positiv aus.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs macht Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall deutlich mehr Geschäft. Der Konzernumsatz sei in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 36 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gewachsen, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit.

Das operative Ergebnis schnellte sogar um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro in die Höhe - die Geschäfte der Waffenschmiede wurden also wesentlich profitabler als zuvor. Die Auftragsbücher sind voll wie noch nie, der Auftragsbestand liegt inzwischen bei 52 Milliarden Euro. «Rheinmetall wird gebraucht, das zeigen unsere zahlreichen Auftragserfolge», sagt Firmenchef Armin Papperger. «Wir erleben ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten.»

Rheinmetall stellt Panzer, Artillerie, Flugabwehrgeschütze, Munition und Militär-Lastwagen her. Seine Militärgüter kommen nicht nur direkt in der Ukraine zum Einsatz, sondern sie werden auch von Nato-Staaten gekauft, die sich seit Russlands Angriff bedroht fühlen und deshalb deutlich mehr Geld in ihre Armee investieren als zuvor. Rheinmetalls Firmenzentrale ist in Düsseldorf und sein größtes Werk im niedersächsischen Unterlüß.

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