Ukrainekrieg: Neueste Meldungen am Donnerstag

Foto: epa/Fotomontage
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Gouverneur: Häuser in russischer Grenzstadt Schebekino beschädigt

SCHEBEKINO: Immer öfter greift die bedrohte Ukraine auch Ziele in Russland an. Erneut trifft es eine Stadt in der Grenzregion Belgorod.

Die ukrainischen Streitkräfte haben offiziellen Angaben aus Russland zufolge am Abend dreimal die russische Grenzstadt Schebekino beschossen. Dabei seien 15 Privathäuser beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auch ein Fabrikdach wurde demnach beschädigt. An mehreren Orten habe es gebrannt. Das genaue Ausmaß der Schäden solle bei Tageslicht begutachtet werden. Informationen zu möglichen Opfern gab es zunächst nicht. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Russland führt seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Gegenzug greift Kiew immer wieder auch Ziele im Nachbarland an. Die Schäden und Opfer stehen dabei jedoch in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine.


Scholz trifft Selenskyj am Freitag in Frankfurt am Main

BERLIN: Zum Treffen der Ukraine-Unterstützer in Ramstein wird auch der ukrainische Präsident erwartet. Später hat er noch ein weiteres Treffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt am Freitag nach Deutschland und wird sich auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) treffen. Die beiden wollen in Frankfurt am Main am frühen Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammenkommen, wie ein Regierungssprecher am Abend bestätigte.

Am Freitagvormittag beginnt auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz auch ein weiteres Treffen zur Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland. Dort werden zahlreiche Verteidigungsminister und ranghohe Militärs beraten. Nach «Spiegel»-Informationen reist auch Selenskyj an. Erwartet werden etwa Beratungen darüber, wie die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden kann. Zur Kontaktgruppe gehören rund 50 Staaten, darunter Deutschland.


Selenskyj dankt Rumänien für Patriot-Flugabwehrsystem

KIEW: Immer wieder fordert die Ukraine angesichts massiver russischer Luftschläge vom Westen eine Stärkung ihrer Flugabwehr. Jetzt erhält Kiew ein neues Patriot-System von einem unmittelbaren Nachbarn.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis für die Überlassung eines Patriot-Flugabwehrsystems «zutiefst gedankt». Die sei ein bedeutender Beitrag zum Schutz der Ukraine «vor dem russischen Raketen-Terror» und ein weiterer Beweis für die echte Freundschaft und strategische Partnerschaft beider Länder», schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Jede Aktion wie diese rette zahllose Leben.

Iohannis hatte kurz zuvor einen Beschluss des rumänischen Parlaments unterzeichnet, mit dem Bukarest dem Nachbarland ein komplettes Patriot-Flugabwehrsystem zur Verfügung stellt. Die rumänische Regierung hatte diesen Schritt bereits im Juni angekündigt. Selenskyj hatte die Partner der Ukraine wiederholt um mehr Flugabwehr-Systeme gebeten, um die Ukraine besser vor den ständigen russischen Luft- und Raketenangriffen schützen zu können.

Die Ukraine besitzt bisher vier komplette Patriot-Flugabwehrsysteme sowie weitere Startrampen aus den Niederlanden. Drei der Systeme stammen aus Deutschland, eines hatte Kiew aus den USA erhalten. Im Gespräch waren weitere Systeme aus israelischen Beständen, doch ist der aktuelle Stand der Verhandlungen unbekannt.


Polens Armee: Wohl doch keine Verletzung des Luftraums

WARSCHAU: Während russischer Luftangriffe auf die Ukraine in der vergangenen Woche meldete Polen ein verdächtiges Flugobjekt. Doch eine Suche nach dem Wrack endet ergebnislos. Nun ändert die Armee ihre Version.

Polens Armee hat ihre Angaben korrigiert, wonach in der vergangenen Woche bei russischen Angriffen auf die Ukraine ein nicht näher definiertes «Flugobjekt» auf polnisches Gebiet geraten sein soll. Die zehn Tage lange Suche nach dem möglicherweise abgestürzten Flugobjekt sei ohne Ergebnis beendet worden, sagte General Maciej Klisz, der Einsatzkommandeur der polnischen Armee. «Aufgrund der vorliegenden Analysen komme ich vorläufig zu dem Schluss, dass es am 26. August mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Verletzung des polnischen Luftraums gegeben hat.» Nicht die Daten hätten sich geändert, sondern deren Bewertung, fügte der General dazu.

In der vergangenen Woche hatte die polnische Armee bekanntgegeben, dass mindestens drei Radarstationen das vermutlich unbemannte Flugobjekt erfasst hätten. Die Agentur PAP meldete unter Berufung auf das Militär, Flughöhe und Geschwindigkeit des Objekts würden auf eine russische Shahed-Kampfdrohne iranischer Bauart hindeuten, wie sie von Russland gegen die Ukraine eingesetzt wird.

Das EU- und Nato-Land Polen teilt sich eine 535 Kilometer lange Grenze mit der von Russland angegriffenen Ukraine. Im Jahr 2022 waren beim Absturz einer Rakete in Ostpolen zwei Menschen ums Leben gekommen. Ursache war in dem Fall eine fehlgeleitete ukrainische Luftabwehrrakete.


Neuer ukrainischer Außenminister Andrij Sybiha bestätigt

KIEW: Dmytro Kuleba ist als Außenminister der Ukraine entlassen. Nun hat das ukrainische Parlament auf Vorlage von Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Nachfolger bestimmt.

Nach der Entlassung des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba hat das ukrainische Parlament dessen bisherigen Stellvertreter Andrij Sybiha als neuen Chefdiplomaten des Landes eingesetzt. Für die von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingereichte Kandidatur stimmten örtlichen Medien zufolge 258 Abgeordnete. 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Von dem 49-Jährigen wird vor allem erwartet, dass er im Westen noch mehr Unterstützung für die Verteidigung gegen die russischen Angreifer einwirbt.

Sybiha arbeitete unter Kuleba bereits seit April als Vize im Außenministerium. Davor war er seit 2021 als Stellvertreter von Büroleiter Andrij Jermak im Präsidentenbüro im internationalen Bereich tätig gewesen. Von 2016 bis 2021 war der Jurist zudem ukrainischer Botschafter in der Türkei. Nach seinem Studium der internationalen Beziehungen trat er bereits 1997 in den diplomatischen Dienst seines Heimatlandes ein.

Vorher war der international äußerst bekannte Kuleba nach einem Rücktrittsgesuch entlassen worden. Selenskyj soll Medienberichten nach unzufrieden mit Kulebas Leistung beim Einwerben neuer Waffen gewesen sein. Der Wechsel ist Teil eines größeren Kabinettsumbaus, von dem sich der Präsident «neue Energie» bei der Regierungsarbeit verspricht. Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Unterstützung seit über zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion.


Nahende Front: Keine Evakuierungszüge mehr aus Pokrowsk

POKROWSK: Die Frontlinie zwischen russischen und ukrainischen Truppen nähert sich der ostukrainischen Bergarbeiterstadt Pokrowsk. Nun wurden Evakuierungen mit der Bahn aus Sicherheitsgründen eingestellt.

Angesichts der näher rückenden russischen Truppen hat die Ukraine Evakuierungen mit dem Zug aus der frontnahen Stadt Pokrowsk im Osten des Landes eingestellt. «Jetzt ist die Abfahrtsstation wegen der erschwerten Sicherheitssituation Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk», teilte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram mit. Die örtlichen Behörden hätten nun die Aufgabe, für Flüchtlinge Busverbindungen zum Bahnhof von Pawlohrad einzurichten. Pawlohrad liegt gut 90 Kilometer westlich von Pokrowsk.

In Pokrowsk sollen Behördenangaben nach noch gut 30.000 Menschen ausharren. Vor dem Krieg hatte die Stadt noch über 70.000 Einwohner. Die Frontlinie verläuft dabei nur etwa neun Kilometer südöstlich der Bergarbeiterstadt. Regelmäßig gerät der Verkehrsknotenpunkt dabei auch unter Beschuss.

Die Ukraine wehrt seit über zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. Russland erhebt Anspruch auf große Teile des Nachbarlandes und dabei insbesondere das Gebiet Donezk.


«Rzeczpospolita»: Selenskyj will kriegsmüdem Apparat Leben einhauchen

WARSCHAU: Die polnische Tageszeitung «Rzeczpospolita» befasst sich am Donnerstag mit der Regierungsumbildung in der Ukraine:

«Die Entlassung von zwei stellvertretenden Regierungschefs und mehreren Ministern, darunter auch Außenminister Dmytro Kuleba, soll dem Regierungsapparat und der gesamten politischen Klasse der Ukraine neues Leben einhauchen. Denn die meisten Ressortchefs sind nach Jahren im Amt müde. Und schlimmer noch, sie verlieren den Glauben daran, den Krieg gewinnen oder ihn zu den für Kiew akzeptablen Bedingungen beenden zu können.

Möglicherweise sind die Ziele, die Präsident Wolodymyr Selenskyj ihnen gesetzt hat, auch zu ehrgeizig. Der Außenminister sollte die Unterstützung der Welt für die Ukraine gewinnen, aber er ist auf eine heftige Gegeninitiative Russlands gestoßen, und die Ressourcen des Kremls sind unvergleichlich größer. Gleichzeitig hat am Dnjepr niemand bemerkt, dass die Ukraine die Sympathie (wenn auch noch nicht die Unterstützung) ihrer engsten Nachbarn verliert - von Polen bis Rumänien.

Ein weiterer Schritt steht Selenskyj noch bevor - ein Tausch des Ministerpräsidenten. Seit Februar ist in Kiew zu hören, dass der Präsident genug von Regierungschef Denys Schmyhal hat. Doch Selenskyj verschiebt den Wechsel in diesem Amt auf schlechtere Zeiten - und die werden sicher kommen. Schließlich steht der Winter unweigerlich vor der Tür.»


AKW Saporischschja: Kühlturm wird wahrscheinlich abgerissen

SAPORISCHSCHJA: Im August hat ein Feuer den Kühlturm des Atomkraftwerks schwer beschädigt. Nun ist er nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde nicht mehr nutzbar.

Nach einem Brand am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine muss ein beschädigter Kühlturm laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wohl abgerissen werden. «Dieses große Gebäude ist künftig nicht mehr nutzbar. Daher wird es wahrscheinlich irgendwann in der Zukunft abgerissen», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi bei einem Besuch des Atomkraftwerks. In einem Video, das Grossi auf der Plattform X verbreitete, ist zu sehen, wie der IAEA-Chef in Schutzkleidung und mit Helm zusammen mit seinem Team die Anlage begutachtet.

Der Kühlturm war bei einem Brand im August beschädigt worden. Die Ukraine warf der russischen Besatzung der größten Atomanlage Europas vor, den Brand ausgelöst zu haben. Die von Russland eingesetzte Kraftwerksleitung und die Verwaltung für den besetzten Teil des Gebiets Saporischschja sprachen dagegen von einem ukrainischen Drohnenangriff, der den Brand ausgelöst habe. Grossi sagte nach dem Vorfall, der Schaden am Kühlturm beeinträchtige die Sicherheit der sechs stillliegenden Reaktoren des AKW nicht.

In Moskaus Angriffskrieg gegen das Nachbarland ist die Sicherheit der ukrainischen und russischen Atomkraftwerke immer wieder bedroht.


Selenskyj kommt zu Ukraine-Treffen nach Ramstein

BERLIN/RAMSTEIN: Seit Wochen bittet die Regierung in Kiew die westlichen Verbündeten inständig um mehr Waffenhilfe im Abwehrkampf gegen Russland. Nun will der Präsident nach einem Medienbericht persönlich vorsprechen.

Zu Gesprächen über die weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland in Ramstein reist am Freitag nach «Spiegel»-Informationen auch der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj an. Beim Besuch auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz wolle er bei den westlichen Verteidigungsministern und ranghohen Militärs den Ernst der Lage eindrücklich schildern und um frische Waffenlieferungen bitten, vor allem um weitreichende Raketen und Flugabwehrsysteme, berichtete das Portal. Von der Bundesregierung gab es auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur keinen Kommentar zu dem Bericht.

Zu der Konferenz auf der größten US-Airbase außerhalb der Vereinigten Staaten hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eingeladen. Zur Kontaktgruppe gehören etwa 50 Staaten, darunter Deutschland. Wie bei früheren Gesprächen auf dem Stützpunkt bei Kaiserslautern wurden auch Nicht-Nato-Staaten eingeladen.

Es ist das insgesamt 24. Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe, allerdings fanden die meisten Gespräche als Videokonferenz statt. Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Der Westen unterstützt Kiew bei der Verteidigung unter anderem mit umfangreichen Waffenlieferungen.

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