EU sieht Ukraines Vorstoß im Kontext des Selbstverteidigungsrechts
BRÜSSEL: Ukrainische Truppen sind unerwartet ins russische Gebiet Kursk vorgedrungen. Kritik aus Brüssel gibt es nicht - im Gegenteil.
Die EU sieht den Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk im Kontext des Selbstverteidigungsrechts. «Wir sind der Meinung, dass die Ukraine einen rechtmäßigen Verteidigungskrieg gegen eine illegale Aggression führt», sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Brüssel. Das Recht auf Selbstverteidigung schließe auch das Recht ein, den Feind auf dessen Territorium anzugreifen. Die EU stehe voll und ganz hinter den Bemühungen der Ukraine, ihre territoriale Integrität und Souveränität wiederherzustellen und die illegale Aggression Russland zu bekämpfen.
Ukrainische Truppen hatten zuletzt unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten und Berichten zufolge mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht. Russischen Angaben nach sind gut 1.000 ukrainische Soldaten an der Operation beteiligt.
«La Repubblica»: Ukraine geht hohes Risiko ein
ROM: Die italienische Zeitung «La Repubblica» meint am Donnerstag zum Vorstoß ukrainischer Truppen ins russische Gebiet Kursk:
«Das Manöver birgt ein hohes Risiko in sich. Angriff ist immer mit größeren Verlusten verbunden als Verteidigung, und die personellen Ressourcen Kiews sind im Moment auf ein Minimum beschränkt. Außerdem bietet das Gelände nur wenige Schutzräume gegen die russische Antwort, die äußerst hart ausfallen wird: Eine langwierige Operation könnte die Ukrainer teuer zu stehen kommen. Aber vielleicht ist es für die Regierung (von Präsident Wolodymyr) Selenskyj auch notwendig, auf Zeit zu spielen und zu zeigen, dass sie siegen kann - zumindest bis zu den Wahlen in den USA.»