Ukraine verhängt Einreiseverbot gegen ORF-Reporter

Kritik aus Wien

Foto: epa/Franck Robichon
Foto: epa/Franck Robichon

WIEN/KIEW (dpa) - Die österreichische Regierung hat ein Einreiseverbot der Ukraine für einen Reporter des Österreichischen Rundfunks (ORF) scharf kritisiert. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stellte sich am Freitag demonstrativ an die Seite seiner Außenministerin Karin Kneissl, die das Verbot als «in Europa inakzeptablen Akt der Zensur» bezeichnet hatte.

«Der Bundeskanzler teilt die Meinung der Außenministerin in dieser Causa», hieß es am Freitag laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA aus dem Bundeskanzleramt. Kneissl hatte betont, dass es sich um ein mit den europäischen Grundwerten «völlig unvereinbares Vorgehen» handele.

Die Ukraine hatte am Donnerstag ein Einreiseverbot gegen den ORF-Korrespondenten Christian Wehrschütz verhängt. Der ukrainische Botschafter in Wien, Alexander Schtscherba, hatte Wehrschütz bereits im Februar eine «demonstrative» Missachtung der Grenzen des Landes vorgeworfen. Wehrschütz hatte mit einem Kamerateam auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gedreht. Dabei soll er die Brücke zum russischen Festland betreten und damit aus ukrainischer Sicht unrechtmäßig die Grenze zu Russland übertreten haben.

Die Parlamentsabgeordnete Olga Tscherwakowa schrieb bei Facebook zudem, dass Wehrschütz die unter Separatistenkontrolle stehenden Teile der Gebiete Luhansk und Donezk unter Umgehung ukrainischer Grenzkontrollen von Russland aus besucht haben soll. Der 57-Jährige habe zudem die Klischees der «Kreml-Propaganda» in seiner Berichterstattung verwendet.

Wehrschütz bezeichnete die Vorwürfe am Freitag im ORF-Radio Ö1 als «abstrus». «Ich nehme an, dass die jetzige Führung der Ukraine eine Rechtfertigung sucht, um mich draußen zu halten, weil man mit kritischer Medienberichterstattung (...) nicht zufrieden ist.» Er besitze eine legale Aufenthaltsgenehmigung bis Ende Juni.

Bisher hatte Kiew vor allem russischen Journalisten die Einreise verwehrt. Nur in wenigen Fällen waren Reporter aus anderen europäischen Ländern betroffen, deren Einreiseverbote teils schnell wieder aufgehoben wurden.

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