Russland greift Odessa mit Drohnen und Raketen an
ODESSA: Russland hat die südukrainische Hafenstadt Odessa in der Nacht zum Montag mit Drohnen und Raketen angegriffen. Medienberichten zufolge waren Explosionen zu hören. An der Küste sei demnach ein großes Gebäude getroffen worden und in Brand geraten. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.
Die ukrainische Luftwaffe hatte zuvor bei Telegram vor Angriffen mit Shahed-Drohnen, Kalibr-Raketen und Oniks-Marschflugkörpern gewarnt. Der Militärgouverneur von Odessa, Oleh Kiper, rief die Einwohner der Hafenstadt und der Region dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen und die Schutzräume nicht vorzeitig zu verlassen. In der gesamten Ukraine herrschte in der Nacht vorübergehend Luftalarm.
Russland führt seit nunmehr 19 Monaten einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dabei geraten auch die strategisch wichtigen ukrainischen Schwarzmeerhäfen immer wieder unter Beschuss. Beobachter sehen in dem jüngsten Angriff einen möglichen Vergeltungsschlag für den ukrainischen Raketenangriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim am Freitag.
Angriff auf Krementschuk: Zahl der Verletzten steigt auf mehr als 50
KREMENTSCHUK: Nach dem russischen Luftangriff in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk ist die Zahl der Verletzten offiziellen Angaben zufolge auf mehr als 50 gestiegen. Unter den Verletzten seien auch sechs Kinder sowie eine schwangere Frau, teilte der Militärgouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, am Sonntag auf Telegram mit. Neunzehn Menschen seien im Krankenhaus. Bei dem Angriff am Freitag war mindestens ein Mensch getötet worden.
Lunin zufolge hatten die Russen mehrere Raketen auf das südöstlich von Kiew gelegene Krementschuk abgefeuert. Eines der Geschosse habe von der Luftverteidigung abgewehrt werden können, ein anderes habe ein ziviles Gebäude getroffen.
Russland führt seit 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Entgegen russischer Behauptungen werden immer wieder auch Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur beschossen. Krementschuk war bereits einige Monate nach Kriegsbeginn, im Juni 2022, zum Ziel eines verheerenden Angriffs geworden. Damals schlugen russische Raketen in einem Einkaufszentrum ein und töteten mindestens 20 Menschen.
Russland meldet Drohnenangriffe auf grenznahe Stadt Kursk
KURSK: Eine Drohne hat am Sonntagabend nach russischen Militärangaben die russische Gebietshauptstadt Kursk nahe der ukrainischen Grenze angegriffen. Um 20.30 Uhr Ortszeit (19.30 Uhr MESZ) habe die Luftabwehr eine ukrainische Drohne abgeschossen, meldete das russische Verteidigungsministerium. Kiew kommentierte dies bis zum späten Abend nicht. Ein auf Telegram-Kanälen veröffentlichtes Video zeigte Rauchwolken nahe des Flughafens östlich der Stadt.
Drohnen hatten bereits früher am Tag Ziele in rund 110 Kilometer hinter der Grenze liegenden Stadt attackiert. Eine soll das Gebäude des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB getroffen haben, eine zweite eine Ölraffinerie, wie Medien in Kiew unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst meldeten. Das Gebiet Kursk teilte offiziell mit, eine Drohne habe geringen Schaden am Dach eines Verwaltungsgebäudes angerichtet.
Im einem südlichen Randbezirk der russischen Metropole Sankt Petersburg fiel am Sonntagabend die Strom- und Wasserversorgung aus. Auch im nur etwa fünf Kilometer entfernten Flughafen Pulkowo sei kurzzeitig der Strom ausgefallen, meldeten russische Telegram-Kanäle. Zuvor hörten Einwohner unbestätigten Berichten zufolge ein lautes Geräusch und sahen einen Lichtblitz. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.
Moskau hat in den vergangenen Wochen immer wieder von Drohnenangriffen berichtet und spricht dabei von ukrainischen Terroranschlägen. Die Angriffe stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem 19 Monate währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Tote und Verletzte bei Luftangriffen im ukrainischen Gebiet Cherson
KIEW: Bei russischen Luftangriffen auf das südukrainische Gebiet Cherson sind nach örtlichen Behördenangaben zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. In der Stadt Beryslaw am Fluss Dnipro sei am Sonntag eine Frau ums Leben gekommen, in dem Dorf Lwowe ein Mann. Bei dem Beschuss durch russische Flugzeuge seien zudem mehrere Menschen verletzt worden.
Auf die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson warf Russland nach ukrainischen Militärangaben am Nachmittag zwei weitere gelenkte Fliegerbomben ab. Bei Einschlägen in einer Industrieanlage und ziviler Infrastruktur sei ebenfalls eine Frau verletzt worden, wie der Chef der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, auf Telegram schrieb.
Die ukrainische Armee hatte im vergangenen November den Teil des Gebiets zurückerobert, der nordwestlich des Dnipro liegt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe griff Russland am Sonntag auch das Gebiet Odessa am Schwarzen Meer und andere Regionen im Süden der Ukraine aus der Luft an.
Ihrerseits steuerten die Ukrainer Kampfdrohnen in die grenznahe russische Gebietshauptstadt Kursk. Eine Drohne habe das örtliche Gebäude des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angegriffen, eine zweite eine Ölraffinerie. Das berichteten Medien in Kiew unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst. Das Gebiet Kursk teilte offiziell mit, eine Drohne habe geringen Schaden am Dach eines Verwaltungsgebäudes angerichtet. Die Ukraine wehrt seit 19 Monaten eine russische Invasion ab.
Polens Präsident Duda sagt Ukraine Hilfe beim Getreidetransit zu
WARSCHAU: Polen ist nach Darstellung von Präsident Andrzej Duda weiter bereit, beim Export von Getreide aus der Ukraine in Drittländer zu helfen. Er sei absolut der Meinung, dass alles getan werden müsse, damit die Transittransporte so umfangreich wie möglich sind, sagte der nationalkonservative Politiker am Sonntag im Fernsehsender TVP1. Das Getreide könne über spezielle Korridore dorthin gebracht werden, wo es wirklich benötigt werde, nämlich in die ärmsten Länder der Welt.
Zugleich verteidigte Duda die jüngste Entscheidung, das Verkaufsverbot für ukrainisches Getreide auf dem polnischen Markt aufrechtzuerhalten, als richtig. Die Regierung in Warschau habe radikale Entscheidungen treffen müssen, um die polnischen Landwirte zu unterstützen und den heimischen Agrarmarkt zu verteidigen. Die EU-Kommission hatte hingegen beschlossen, ihre Handelseinschränkungen auslaufen zu lassen. Das füge den Nachbarstaaten der Ukraine Schaden zu, kritisierte Duda.
Zuletzt war es rund um die ukrainischen Getreideimporte zu Zerwürfnissen zwischen Polen und der Ukraine gekommen. Die Staats- und Regierungschefs beider Länder machten sich gegenseitig schwere Vorwürfe. Warschau erklärte, man werde seine Waffenlieferungen an die Ukraine auf bereits abgeschlossene Verträge beschränken und verbat sich «Beleidigungen» aus Kiew. In Polen ist derzeit Wahlkampf. Die nationalkonservative Regierung bemüht sich, durch den Schutz der einheimischen Bauern Punkte zu sammeln.
Am Samstag versuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Wogen zu glätten. Die Herausforderungen auf dem gemeinsamen Weg seien nichts im Vergleich zur Stärke, die zwischen den beiden Völkern herrsche, sagte Selenskyj bei einem Zwischenstopp im polnischen Lublin und dankte der Bevölkerung des Nato- und EU-Landes für die Unterstützung des ukrainischen Abwehrkampfes gegen die russische Invasion.