Russlands Lawrow: Kein Interesse an großem Krieg
NEW YORK: Inmitten seines Angriffskriegs in der Ukraine hat der russische Außenminister Sergej Lawrow betont, sein Land habe kein Interesse an einem großen Krieg.
«Es liegt ganz bei uns, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, eine Abwärtsspirale in einen groß angelegten Krieg und den endgültigen Zusammenbruch der Mechanismen der internationalen Zusammenarbeit zu verhindern», sagte Lawrow am Samstag bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York. Lawrow nannte den Ukraine-Krieg und die Sorgen vor seiner Ausweitung oder gar einer nuklearen Konfrontation in diesem Zusammenhang nicht.
«De Telegraaf»: Kampf der Ukraine ist auch unser Kampf
AMSTERDAM: Zum Streit zwischen Polen und der Ukraine heißt es am Samstag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:
«Mateusz Morawiecki, der Ministerpräsident Polens - bislang einer der treuesten Verbündeten der Ukraine -, hat angekündigt, dass sein Land künftig keine Waffen mehr liefern wird. (...) Inzwischen scheint die Sache im Sande zu verlaufen, aber der Riss, den sie in der europäischen Panzerung verursacht hat, ist in Moskau bemerkt worden. Der Glaube an die eigene Taktik und die Hoffnung, dass der Westen kriegsmüde wird und seine massive militärische und finanzielle Unterstützung für die Ukraine reduziert, sind wieder stärker geworden. Das wäre jedoch ein folgenschwerer Fehler.
Wer meint, dass es mit der Hilfe für die Ukraine einfach vorbei sein sollte, und «das eigene Volk zuerst» predigt, sollte sich daran erinnern, dass der Kampf der Ukraine auch unser Kampf ist. Und das ist keine Floskel. Sollte Putin gewinnen, wird es eine instabile Ukraine an der Grenze zur EU geben. Und er könnte dann weiter davon träumen, sein «historisches Russland» wiederherzustellen, einschließlich Estland, Lettland, Litauen, Polen - und vielleicht sogar Ungarn, wenn er irgendwann mal die Nase voll hat von Viktor Orban, seinem Vasallen in Europa. Dann würde die Nato reagieren müssen, und eine Konfrontation mit Russland wäre unvermeidlich.»
Erneut Explosionen in Sewastopol - Russen sprechen von Flugabwehr
SEWASTOPOL: Einen Tag nach dem erfolgreichen Angriff der Ukrainer auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte hat es auf der annektierten Halbinsel Krim erneut Explosionen gegeben. «Vorläufigen Informationen zufolge war in Sewastopol die Luftverteidigung im Einsatz», schrieb der russische Besatzungschef des Gebiets, Michail Raswoschajew, am Samstagvormittag auf Telegram. In einem Bezirk nördlich der Stadt, in der die Schwarzmeerflotte ihren Hauptstützpunkt hat, seien Raketentrümmer herabgefallen, fügte er hinzu. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.
In sozialen Netzwerken wurden Fotos von einer Rauchwolke am Himmel geteilt und darauf hingewiesen, dass es in dem betroffenen Bereich ein russisches Munitionslager geben soll. Auch am Freitag hatte die russische Seite zunächst nur von herabfallenden Raketentrümmern gesprochen - letztendlich jedoch stellte sich die ukrainische Attacke als weitaus erfolgreicher heraus: Die Geschosse beschädigten das wichtige und symbolträchtige russische Flottengebäude schwer.
Wie viele Militärangehörige bei dem Angriff am Freitag getötet oder verletzt wurden, ist weiter unklar. Die russische Seite nannte zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte später in einem Interview, es seien mindestens neun Russen getötet und 16 weitere verletzt worden, darunter auch Generäle. Später hieß es vom ukrainischen Militär zudem, der Angriff sei erfolgt, während die russische Flottenführung in ihrem Hauptquartier ein Treffen abgehalten habe.
Russland führt seit 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte beschießen dabei regelmäßig ukrainische Städte mit Raketen. In den vergangenen Wochen gelang es der ukrainischen Armee immer wieder, militärische Objekte der Russen zu beschädigen - unter anderem auf der bereits seit 2014 von Moskau annektierten Krim.