USA verhängen Sanktionen gegen «Schlächter von Butscha»
WASHINGTON: Die US-Regierung verhängt Einreiseverbote gegen zwei russische Militärs wegen Beteiligung an «schweren Menschenrechtsverletzungen». Die Maßnahme betreffe zum einen Asatbek Omurbekow, der als «Schlächter von Butscha» bekannt sei, teilte das US-Außenministerium am Montag mit. Die US-Regierung wirft ihm «außergerichtliche Tötungen unbewaffneter ukrainischer Zivilisten» in dem Dorf Andrijiwka in der Ostukraine vor. Er habe seine Einheit auch nach Butscha geführt, wo diese «Zivilisten tötete, schlug, zerstückelte, verbrannte und Scheinhinrichtungen durchführte».
Auch die Europäische Union hatte wegen seiner «direkten Verantwortung für Tötungen, Vergewaltigungen und Folter» im Kiewer Vorort Butscha» bereits Sanktionen gegen Omurbekow verhängt.
Die US-Regierung setzt wegen der Tötungen in Andrijiwka zum anderen Gardekorporal Daniil Frolkin auf die Sanktionsliste. «Die Berichte, wonach Omurbekow und Frolkin in schwere Menschenrechtsverletzungen verwickelt waren, wie sie von Nichtregierungsorganisationen und unabhängigen Untersuchungen dokumentiert wurden, sind ernst und glaubwürdig», so das US-Außenministerium.
Infolge der Sanktionen können Omurbekow, Frolkin und ihre unmittelbaren Familienangehörigen nicht mehr in die USA einreisen. Die US-Regierung hat nach Russlands Einmarsch in die Ukraine zahlreiche Sanktionen gegen Moskau, russische Einrichtungen oder Verbündete von Kremlchef Wladimir Putin verhängt. Darunter ist auch die russische Militäreinheit, die für die Gräuel in Butscha verantwortlich gemacht wird.
Mehr als 40.000 Frauen dienen in der ukrainischen Armee
KIEW: Mehr als 40.000 Frauen dienen während des russischen Angriffskrieges in der ukrainischen Armee. Das seien etwas mehr als fünf Prozent der Gesamtstärke der Streitkräfte, teilte am Montag das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Rund 5000 Ukrainerinnen befinden sich dabei unmittelbar im Kampfeinsatz. Den Status einer Teilnehmerin an Kampfhandlungen haben demnach bisher mehr als 13.400 Frauen erhalten.
Aus der Meldung geht zudem hervor, dass 41 Prozent der Soldatinnen minderjährige Kinder haben und mehr als 2500 alleinerziehend sind. 2014 lag die Zahl der Ukrainerinnen bei der Armee demnach bei nur etwas mehr als 16.500. Kiew hat jedoch dem Ministerium zufolge seitdem alle Beschränkungen für Frauen in der Armee aufgehoben.
Die Ukraine wehrt seit fast 21 Monaten eine russische Invasion ab.
Lkw-Blockade: Tagelange Wartezeiten an Polens Grenze zur Ukraine
WARSCHAU: Weil polnische Transportunternehmer seit zwei Wochen die Grenzübergänge zum Nachbarland Ukraine blockieren, haben sich dort kilometerlange Lkw-Staus gebildet. Vor dem Grenzübergang Dorohusk würden rund 1100 Lkw in einer 25 Kilometer langen Schlange stehen, sagte eine Sprecherin der örtlichen Polizei am Montag der Nachrichtenagentur PAP. Die Abfertigungszeit betrage etwa zehn Tage. Vor dem Grenzübergang Hrebenne stehen nach Polizeiangaben 600 Lkw Schlange, die Abfertigungszeit dort beträgt mehr als sechs Tage.
Seit dem 6. November blockieren polnische Transportunternehmer aus Protest gegen billige Konkurrenz aus der Ukraine mehrere Grenzübergänge. Wie die Zeitung «Rzeczpospolita« berichtet, lassen die Protestierer pro Stunde vier Lastwagen in jede Richtung durch, auch Transporte mit Lebensmitteln für die Ukraine dürfen passieren. Ab Mittwoch soll die Blockade auch auf den Grenzübergang Medyka bei Przemysl ausgedehnt werden.
Vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine exportierte des Land einen Großteil seiner Waren auf dem Seeweg. Seit Kriegsbeginn wurde vieles auf die Straße verlagert. Die vorher notwendigen polnischen Transportgenehmigungen für den ukrainischen Güterverkehr wurden aufgehoben. Nun fordern die Blockierer, dass die Genehmigungen wieder eingeführt werden, weil der erleichterte Zugang ukrainischer Transportunternehmen ihr Geschäft ruiniere. Ausnahmen soll es lediglich für humanitäre Hilfen und Lieferungen für die ukrainische Armee geben.
Zudem beklagen die polnischen Unternehmer Benachteiligungen durch ukrainische Behörden. Um von dort Waren nach Polen ausführen zu dürfen, müssten sich die polnischen Fuhrunternehmer elektronisch registrieren. Dies bedeute häufig eine Wartezeit von mehreren Tagen. Die polnischen Unternehmer werfen der ukrainischen Seite auch vor, bei der elektronischen Registrierung die landeseigenen Spediteure zu bevorzugen, um der Konkurrenz aus Polen das Geschäft zu erschweren.
Ukraine und Russland tauschen Soldatenleichen aus
KIEW: Die Ukraine und Russland haben erneut die sterblichen Überreste von Soldaten ausgetauscht.
Der ukrainischen Seite seien die Leichen von 94 ukrainischen Soldaten übergeben worden, teilte der Kiewer Koordinationsstab für die Belange von Kriegsgefangenen am Montag bei Telegram mit. Der Austausch sei unter Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zustande gekommen. Wie viele Leichen die russische Seite erhielt und wo der Austausch stattfand, wurde nicht mitgeteilt. Die Ukraine wehrt seit knapp 21 Monaten eine russische Invasion ab. Der gelegentliche Austausch toter Soldaten oder manchmal von Gefangenen ist einer der wenigen Kontakte zwischen den verfeindeten Seiten.
London: Kritik in Russland an langen Einsätzen
LONDON: Bei russischen Soldaten und ihren Angehörigen wächst nach Einschätzung britischer Experten die Kritik an langen Einsätzen in der Ukraine. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine hervor. Demnach gingen am 7. November wohl zum ersten Mal seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 Frauen russischer Soldaten in Moskau aus Protest auf die Straße und forderten die Rotation ihrer Männer vom Einsatz an der Front.
Zwar sei die Demonstration innerhalb weniger Minuten von der Polizei beendet worden, doch die Forderung sei bemerkenswert, hieß es in der Mitteilung der Briten. «Der anscheinend unbegrenzte Kampfeinsatz von Personal ohne Rotation wird zunehmend von den Soldaten selbst als auch deren Angehörigen als nicht nachhaltig betrachtet», so die Mitteilung.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
US-Verteidigungsminister Austin besucht Kiew
KIEW: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist zu einem unangekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Geplant seien Gespräche mit der ukrainischen Führung, schrieb Austin am Montag im sozialen Netzwerk X (früher Twitter). Er bringe eine wichtige Botschaft: «Die USA werden der Ukraine weiter beistehen in ihrem Kampf für Freiheit von der russischen Aggression, sowohl jetzt wie in Zukunft.»
Schon am Vortag hatte Austin nach Pentagon-Angaben mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umjerow telefoniert. Sie bereiteten die kommenden Beratungen der Länder vor, die die Ukraine militärisch unterstützen. Das sogenannte Ramstein-Format tagt am kommenden Mittwoch (22. November) als Video-Konferenz. Mit Austin kam der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Europa, General Christopher Cavoli, nach Kiew, wie Botschafterin Bridget Brink mitteilte.
Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine russische Invasion ab. Dabei hat kein anderes Land der Ukraine mit so großen Waffenlieferungen geholfen wie die USA. Allerdings ist die Fortsetzung der Hilfen im US-Kongress umstritten; die Regierung von Präsident Joe Biden muss um die Freigabe der Mittel kämpfen.
Ukraine berichtet von zahlreichen Gefechten an der Front
KIEW: Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an der etwa 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden erneut Dutzende russischer Angriffe abgewehrt. Der Lagebericht des Generalstabs in Kiew von Montagmorgen verzeichnete für Sonntag 46 russische Sturmangriffe. Sie seien alle zurückgeschlagen worden, hieß es. Schwerpunkte seien die Städte Marjinka (16 russische Angriffe) und Awdijiwka (12 Angriffe) nahe der russisch kontrollierten Donbass-Hauptstadt Donezk gewesen.
Diese Militärangaben sind nicht sofort unabhängig überprüfbar. Allerdings lassen die genannten Zahlen der Einzelgefechte jeweils auf die Intensität der Kämpfe schließen. Internationale Beobachter wie das Institut für Kriegssstudien in den USA (ISW) bestätigten die heftigen Kämpfe um Awdijiwka. Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen Verteidiger in der Stadt einzukesseln. Derzeit mache das nasse Herbstwetter beiden Seiten das Kämpfen schwer, hieß es aus dem britischen Verteidigungsministerium.
Nach zwei Nächten mit schweren russischen Luftangriffen war es den ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht auf Montag ruhig. Die Ukraine wehrt seit fast 21 Monaten eine großangelegte russische Invasion ab.