Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

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THW schickt Hilfsgüter in ukrainische Flutregion

BERLIN: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Technische Hilfswerk (THW) acht Laster mit Hilfsgütern in Richtung Ukraine geschickt. Sie würden dort am Freitag oder Samstag erwartet, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam am Mittwoch in den ARD-«Tagesthemen». Zunächst würden Trinkwasserfilter und Stromgeneratoren geliefert. «Und wir ergänzen das jetzt nochmal mit Unterkunftsmaterial, wie Zelten, Decken, Feldbetten», fügte Friedsam hinzu.

Die Hilfe richte sich nach den Anforderungen der ukrainischen Katastrophenschutzbehörden. Die Ukraine habe signalisiert, dass sie genügend Hilfskräfte vor Ort habe. Friedsam wies darauf hin, dass Minen und Munitionsreste eine besondere Gefahr in der ukrainischen Flutregion, auch für die Helfer, darstellten. Sie seien eine «schwere Behinderung» der Hilfsarbeiten und man müsse sie zunächst beseitigen, bevor die Helfer gefahrlos arbeiten könnten.

Der Damm war am Dienstagmorgen gebrochen. Die darauf freigesetzten Wassermassen überfluteten weite Landstriche im Süden des Landes. Kiew und der Westen bezichtigten russische Besatzungstruppen, den von ihnen kontrollierten Damm gesprengt zu haben. Ziel sei es, die erwartete ukrainische Gegenoffensive aufhalten zu wollen. Moskau hingegen machte Kiew für die Katastrophe verantwortlich.


Selenskyj: Damm-Zerstörung kostete Menschenleben - Helfer beschossen

BERLIN: Bei den Überflutungen infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch Menschen umgekommen. «Menschen, Tiere sind gestorben. Von den Dächern der überfluteten Häuser sehen Menschen, wie Ertrunkene vorbeitreiben», sagte er in einem Interview mit «Welt», «Bild» und «Politico» in Kiew. Den russischen Truppen auf dem von ihnen eroberten Südufer des Dnipro-Stroms machte er schwere Vorwürfe: «Wenn unsere Kräfte versuchen, die Menschen rauszuholen, dann werden sie von den Besatzern aus der Entfernung beschossen.»

Enttäuscht zeigte sich Selenskyj darüber, dass nach seinen Angaben die UN und das Rote Kreuz seinem Land in der Dammbruch-Katastrophe bisher nicht helfen würden. Sie müssten «als erste da sein, um Menschenleben zu retten», sagte er. Aber: «Sie sind nicht da!»

Nach einer Rückeroberung des Gebiets von den Russen will der ukrainische Präsident eine internationale Untersuchung anregen. Dann werde die Ukraine, alle internationalen Experten einladen, den Vorfall zu untersuchen, sagte er.

Selenskyj hält die Verantwortung Russlands für die Katastrophe für erwiesen und glaubt, dass die russische Seite die Sprengaktion unterschätzt habe. Sie habe in Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive auf diese Weise die Befreiung der Gebiete erschweren wollen. «Sie haben nicht daran gedacht, dass sie auch ihre besetzten Gebiete fluten», erklärte er.


Macron verurteilt Angriff auf Staudamm - Frankreich schickt Hilfe

PARIS: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Angriff auf das Bauwerk verurteilt und der Ukraine schnelle Hilfe zugesichert. «Wir werden in den allernächsten Stunden Hilfe schicken, um den unmittelbaren Bedarf zu decken», sagte Macron am Mittwochabend nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. «Ich konnte Präsident Selenskyj meine Solidarität mit seinem Volk nach dem Angriff auf den Kachowka-Staudamm bekunden. Frankreich verurteilt diese abscheuliche Tat, die die Bevölkerung in Gefahr bringt.»

Wie der Élyséepalast mitteilte, werde das Krisen- und Unterstützungszentrum des Außenministeriums sehr schnell einen ersten Konvoi mit etwa zehn Tonnen der von den Ukrainern angeforderten Produkte im Bereich Gesundheit, Hygiene, Wasseraufbereitung und tragbare Tanks auf den Weg bringen. Macron sprach auch mit UN-Generalsekretär António Guterres über die Lage in der Ukraine.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


«Berliner Morgenpost» zum Ukraine-Wiederaufbau

Wenn der Krieg beendet ist, beginnt die Herkulesaufgabe des Wiederaufbaus, die die Ukraine niemals allein bewältigen kann.

Schon jetzt werden die Kriegsschäden auf 500 bis 1000 Milliarden Euro geschätzt. Aber Putin oder ein Nachfolger wird kaum eine solche militärische Niederlage erleiden, dass er sich auf Reparationszahlungen einlassen müsste. So oder so: Die internationale Gemeinschaft wird sich an den Kosten des Wiederaufbaus beteiligen müssen. Der EU fällt dabei unweigerlich die Führungsrolle zu, schon weil sie die Ukraine als Mitglied aufnehmen will. Es wäre hilfreich, wenn sich das vereinte Europa jetzt deutlicher zu diesem Jahrhundertprojekt des Wiederaufbaus bekennen würde. Die EU-Bürger müssen wissen, was an Lasten auf sie zukommt. Es geht um ein Werk für Generationen, aber vorbereitet werden muss es jetzt.


Durch Staudamm-Zerstörung mehr als 20 Kulturstätten bedroht

KIEW: Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.

Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.

Das Kunstmuseum von Cherson wurde im vergangenen Jahr Opfer von Plünderungen durch russische Soldaten. Das Museum berichtete im November auf seiner Facebook-Seite über den Abtransport von mehreren Lastwagen voller Kunstgegenstände durch fliehende russische Besatzer.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka im von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson ist in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


Cherson: Ukraine warnt vor Minengefahr und «kolossalen» Umweltschäden

CHERSON: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Jurij Sobolewskyj, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform am Mittwoch. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.

Auf die Frage nach konkreten Folgen der Flut-Katastrophe antwortete Sobolewskyj, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht über das Ausmaß der Zerstörung gebe. Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt seien jedoch «kolossal». Seinen Aussagen zufolge wird der Wasserspiegel im Kachowka-Stausee langfristig sinken, was das Ökosystem der gesamten Südukraine negativ beeinflussen würde. Schon jetzt stelle die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Trinkwasser ein zunehmendes Problem dar, so Sobolewskyj.

Nach der Zerstörung des Damms am Dienstag soll der Wasserspiegel stellenweise um mehrere Meter gestiegen sein. Nun gab der ukrainische Beamte an, dass der Pegel an einigen Orten bereits geringfügig gesunken sei. Jedoch sollen laut seinen Aussagen viele Ortschaften nach dem Rückgang des Wassers nur noch beschränkt oder gar nicht nutzbar sein.

Auch das ukrainische Gesundheitsministerium ging am Mittwoch davon aus, dass in den kommenden Tagen der Wasserstand sinken wird. Dies soll laut dem Ministerium jedoch zum Massen-Fischsterben führen, während gleichzeitig das Risiko von Infektionskrankheiten durch Wasserverschmutzung steigt.


Erdogan schlägt nach Staudamm-Zerstörung Untersuchungskommission vor

ISTANBUL: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Untersuchungskommission vorgeschlagen. Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit.

Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es. Im Juli 2022 hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Abkommen vermittelt, das die Blockade ukrainischen Getreides durch Russland beendet hatte.

Selenskyj schrieb auf Twitter, er habe mit Erdogan über die humanitären und ökologischen Folgen des «russischen Terrorakts» gesprochen und der Türkei eine Liste von dringend Benötigtem übergeben.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


Lwiw rechnet mit Flüchtlingen aus überfluteten Gebieten

WARSCHAU: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes erwartet der Bürgermeister der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj viele Flüchtlinge aus den überfluteten Gebieten. «Die ersten Busse sind schon losgefahren. Wir haben momentan 3000 neue Schlafplätze für Flüchtlinge geschaffen», sagte Sadowyj am Mittwoch dem polnischen Radiosender Rmf.fm.

Nach Angaben des Bürgermeisters hat Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rund 150.000 Menschen aus anderen Teilen des Landes aufgenommen. Die Stadt mit ursprünglich 720.000 Einwohnern liegt rund 70 Kilometer östlich der Grenze zu Polen. Dort ist es vergleichweise ruhig, allerdings war Lwiw zuletzt am 19. Mai auch von einem russischen Raketenangriff betroffen.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


Zerstörter Staudamm: Ukraine warnt vor Krankheiten und Seuchen

KIEW: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat die Ukraine vor einer Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen in der überfluteten Region Cherson gewarnt. Durch das Hochwasser können in der südlichen Region Chemikalien und Krankheitserreger in Brunnen und Gewässer gelangen, wie das ukrainische Gesundheitsministerium am Mittwoch auf Facebook mitteilte. Experten des Ministeriums seien bereits vor Ort im Einsatz, um Wasserproben zu analysieren, hieß es weiter. Außerdem sollten regionale Vorräte an Antibiotika aufgestockt werden, um mehr Menschen bei Darminfekten behandeln zu können.

Die ukrainische Behörde teilte außerdem mit, in den kommenden drei bis fünf Tagen werde der Wasserstand wieder sinken, was voraussichtlich zum Massen-Fischsterben führen werde. Der Verzehr von Fischen sei deshalb nun kategorisch verboten, um das Risiko von Botulismus - einer lebensbedrohlichen Nervenvergiftung - zu minimieren.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


Russischer Besatzungschef sieht taktischen Vorteil durch Hochwasser

MOSKAU: Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee. «Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt», sagte Saldo am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers, das der Dammbruch in der Region ausgelöst hat. «Sie können nichts machen», so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen.

Angesichts des um ein Vielfaches seiner eigentlichen Größe angeschwollenen Flusses Dnipro sagte Saldo: «Für unsere Streitkräfte hingegen öffnet sich jetzt ein Fenster: Wir werden sehen, wer und wie versuchen wird, die Wasseroberfläche zu überqueren.»

Mehr als 15 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war am frühen Dienstagmorgen in der Stadt Nowa Kachowka der große Damm zerstört worden. Die Ukraine zeigte sich überzeugt, dass Russland die Anlage, die es bereits seit Monaten besetzt hält, gezielt gesprengt habe - und zwar um die ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Zugleich betonte Kiew, dass die eigenen militärischen Pläne trotzdem umgesetzt werden könnten. Moskau wiederum wies die Vorwürfe zurück und schob die Schuld für die Staudamm-Katastrophe der Ukraine zu.


London: Ukrainischer Damm könnte weiter Schaden nehmen

LONDON: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen. «Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird», teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte. In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser.

Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte auf einer Reise in die USA, britische Geheimdienste würden die Beweise zur Zerstörung noch prüfen. Derzeit sei es zu früh, um ein endgültiges Urteil über die Ursachen des Dammbruchs zu fällen. Sollte Russland verantwortlich sein, würde dies «den größten Angriff auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine seit Kriegsbeginn» darstellen und ein «neues Tief» der russischen Aggression, sagte Sunak.


«Libération»: Krieg in der Ukraine kennt anscheinend keine Grenzen

PARIS: Zur Explosion des Kachowka-Staudamms in der Ukraine schreibt die französische Tageszeitung «Libération» am Mittwoch:

«Die Zerstörung eines Staudamms kann als Kriegsverbrechen angesehen werden. Und in diesem Fall könnten die militärischen Auswirkungen dieses im Konflikt beispiellosen Vorfalls entscheidend sein. Umso mehr, wenn dies in der Nähe eines Atomkraftwerks geschieht, das Wasser für seine Kühlbecken benötigt.

Derzeit scheint das AKW Saporischschja (...) unter Kontrolle zu sein, (...) aber in solchen Momenten wird deutlich, wie sehr Europa seit dem 24. Februar 2022 auf einem Vulkan lebt. Die Ukrainer haben sich seit über einem Jahr als äußerst widerstandsfähig erwiesen und werden wohl auch diese neue Katastrophe überstehen, aber bis dahin müssen sie noch enger zusammenrücken. (...) In diesem Krieg scheint es keine Grenzen zu geben. Es ist alles erlaubt, und das kann einem Angst machen.»


London: Weitere Überschwemmungen nach Damm-Zerstörung möglich

LONDON: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen. «Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird», teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte. In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser.

Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte auf einer Reise in die USA, britische Geheimdienste würden die Beweise zur Zerstörung noch prüfen. Derzeit sei es zu früh, um ein endgültiges Urteil über die Ursachen des Dammbruchs zu fällen. Sollte Russland verantwortlich sein, würde dies «den größten Angriff auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine seit Kriegsbeginn» darstellen und ein «neues Tief» der russischen Aggression, sagte Sunak.


Forscher: Ukraine-Krieg stößt ähnlich viele Emissionen wie Belgien

BONN: Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat einer Berechnung zufolge allein im ersten Jahr etwa so viele klimaschädliche Emissionen verursacht wie ein Land der Größe Belgiens im gleichen Zeitraum. Das errechnete der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk, der seine Ergebnisse am Mittwoch bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn vorstellen wollte. Gemeinsam mit einem internationalen Team errechnete er systematisch die direkten und indirekten Emissionen des Krieges.

Demnach hat der Ukraine-Krieg allein im ersten Jahr etwa so viele Emissionen verursacht wie ein Land wie Belgien im gleichen Zeitraum - nämlich 120 Millionen Tonnen CO2-Emissionen-Äquivalente. Das bedeutet, dass die Emissionen anderer klimaschädlicher Treibhausgase - wie etwa Methan - in CO2-Emissionen umgerechnet werden, um besser vergleichen zu können.

«Es ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie», sagte de Klerk der Deutschen Presse-Agentur. «Doch es gibt auch einen großen Umweltschaden.» Die Experten schätzen den Anteil der Emissionen, der durch das direkte Kampfgeschehen verursacht wird, auf 19 Prozent des Gesamtausstoßes - der Großteil kommt demnach durch den Spritverbrauch vor allem russischer, aber auch ukrainischer Truppen zustande. Ähnlich hohe Emissionen entstehen de Klerk und seinen Kollegen zufolge auch durch Feuer, die oft nahe der Frontlinie ausbrechen - der Schätzung zufolge machen sie 15 Prozent aus.

Den größten Teil der Emissionen - nämlich rund 50 Millionen Tonnen - veranschlagt die Berechnung für den Wiederaufbau nach dem Krieg, wenn Kraftwerke, Industrie und Gebäude neu errichtet werden müssen. Darüber hinaus werden in der Rechnung auch die Lecks an den Nordstream-Pipelines sowie die Emissionen berücksichtigt, die Flugzeuge durch ihre weiträumigen Umwege über Asien verursachen, seit die Sanktionen gegen Russland gelten.


Ministerium: Felder könnten nach Staudamm-Zerstörung Wüsten werden

KIEW: Nach der Explosion des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.

«Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen», so das Ministerium. «Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten», hieß es weiter. Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.

Der Staudamm war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Der Kreml beschuldigt Kiew. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind hingegen überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

OTTO ULLMANN 07.06.23 20:00
Nächster Terrorakt !
Wie das russische Verteidigungsministerium heute mittag mitgeteilt hat, hat eine ukrainische Gruppe von Saboteuren eine Ammoniak-Pipeline gesprengt. Die Leitung verbindet die russische Stadt Toljatti (Togliatti) mit dem ukrainischen Odessa.
Den Angaben aus Moskau zufolge soll am 5. Juni abends, gegen 21.00 Uhr Moskauer Zeit, eine ukrainische Subversions- und Aufklärungsgruppe die Toljatti-Odessa-Ammoniak-Pipeline in der Nähe von Masjutowka im Gebiet Charkow gesprengt haben.