Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Mittwoch

Foto: epa/dpa
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Polens Präsident kritisiert Scholz und Macron für Gespräche mit Putin

WARSCHAU: Polens Präsident Andrzej Duda hat kritisiert, dass Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter mit Kremlchef Wladimir Putin Gespräche führen. «Ich bin erstaunt über all diese Gespräche, die da geführt werden mit Putin, gerade von Kanzler Scholz, von Präsident Emmanuel Macron. Diese Gespräche bringen gar nichts», kritisierte Duda in einem «Bild»-Interview, das am Mittwoch bei Youtube veröffentlicht wurde. Vielmehr bewirkten sie «so eine Art Legitimierung eines Menschen, der verantwortlich ist für Verbrechen, die von der russischen Armee in der Ukraine begangen werden», sagte Duda weiter.

Putin allein sei dafür verantwortlich, seine Armee in die Ukraine geschickt zu haben, sagte Duda. Ihm unterstünden die Befehlshaber. Die Situation sei ähnlich wie mit Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg. «Und hat jemand während des Zweiten Weltkrieges auf diese Weise mit Adolf Hitler gesprochen?», fragte Duda. «Sagte jemand, dass er sein Gesicht bewahren muss? Dass man es so machen müsse, dass es nicht erniedrigend ist für Adolf Hitler?» Solche Stimmen kenne er nicht.


Berichte über Tote und Verletzte bei russischen Angriffen

KIEW: Bei Angriffen auf ukrainische Orte sind den Behörden zufolge mehrere Zivilisten getötet oder verletzt worden. Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, machte Russland für vier Tote und fünf Verletzte in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region im Osten des Landes verantwortlich. «Die Lage bleibt schwierig. Die Frontlinie steht unter ständigem Beschuss», teilte Kyrylenko am Mittwoch mit.

Die ukrainische Armee sprach von sieben abgewehrten russischen Angriffen im Donbass. Dabei seien 31 Kämpfer getötet und mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden. Das russische Militär habe beim Beschuss ukrainischer Orte etwa 20 Häuser sowie zwei Schulen und eine Bahnstation zerstört. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

Die russische Armee bereite weitere Offensiven in Richtung der strategisch wichtigen Stadt Slowjansk vor und beschieße zivile und militärische Infrastruktur, teilte der ukrainische Generalstab mit. Aus dem Gebiet Sumy wurden Angriffe per Mörser und aus der Luft gemeldet. Dabei wurde demnach mindestens ein Zivilist verletzt.

In der Südukraine hat Russland dem Verteidigungsministerium in Kiew zufolge bis zu 30 ältere T-62-Panzer im Gebiet Saporischschja zusammengezogen. Sie dienen dort zur Befestigung von Verteidigungslinien. Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar forderte erneut schwere Waffen aus dem Ausland für den Kampf gegen das russische Militär. «Die ukrainische Armee ist professionell und motiviert, aber wir haben wirklich nicht genug schwere Waffen, um den Feind zu besiegen», sagte sie in Kiew.


Selenskyj: Schlacht um Sjewjerodonezk richtungsweisend für Donbass

KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Schlacht gegen die russische Armee um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk als richtungsweisend für den Kampf im Osten seines Landes bezeichnet. «Sjewjerodonezk bleibt das Epizentrum der Auseinandersetzungen im Donbass», sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Videobotschaft in Kiew. Das ukrainische Militär füge dem Gegner dort spürbare Verluste zu. «Das ist eine sehr brutale und schwere Schlacht. Vielleicht eine der schwersten dieses Krieges (...) In vielem entscheidet sich dort das Schicksal unseres Donbass'.»

Selenskyj erinnerte daran, dass genau vor zehn Jahren, am 8. Juni 2012, die Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und in Polen eröffnet worden war. «Die Spiele fanden in verschiedenen Städten unserer beiden Länder statt, darunter in Donezk in der Donbass-Arena», sagte der Präsident. Das sei nur zehn Jahre her. «Aber man hat den Eindruck, als ob das in einer anderen Welt war.»

Vor zehn Jahren sei Donezk «stark, stolz und entwickelt» gewesen. «Doch dann kam Russland», sagte Selenskyj. Nur die Rückkehr der Ukraine, der ukrainischen Fahne und des ukrainischen Rechts könnten für das Gebiet und die Stadt ein normales Leben bedeuten. «Ein Leben, wie es war. Friedlich, sicher, offen für die Welt. Und natürlich neue Spiele von Mannschaften von Weltniveau in der Donbass-Arena.»

Russland hatte das Nachbarland Ukraine am 24. Februar angegriffen.


Gouverneur: Russland kontrolliert Großteil der Stadt Sjewjerodonezk

SJEWJERODONEZK: Nach schweren Kämpfen um das ostukrainische Sjewjerodonezk kontrolliert die russische Armee nach ukrainischen Angaben nun den größten Teil der strategisch wichtigen Stadt. Das teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Mittwoch in seinem Telegramkanal mit. Das Industriegebiet der Stadt werde aber noch von ukrainischen Kräften gehalten - ebenso wie das benachbarte Lyssytschansk, teilte Hajdaj mit. Dort gebe es durch russischen Beschuss jedoch enorme Zerstörungen in Wohngebieten.

«Was das Industriegebiet (von Sjewjerodonezk) anbelangt: Dort halten sich unsere Verteidiger. Aber die Kämpfe gehen nicht nur in der Industriezone weiter - die Kämpfe finden eben in der Stadt statt», betonte Hajdaj. Die Lage im Industriegebiet sei jedoch nicht wie in der Stadt Mariupol, wo die Kämpfe direkt im Azovstal-Werk stattgefunden hatten.

Der Gouverneur hatte bereits am Montag eingeräumt, dass sich die ukrainischen Truppen in das Industriegebiet zurückgezogen haben. «Stand heute besteht keine Gefahr der Einkesselung. Es ist eine schwierige Lage, die aber komplett unter Kontrolle unserer Verteidiger ist», meinte Hajdaj am Mittwoch. «Zum heutigen Tag sind leider über 90 Prozent des Luhansker Gebiets von Russland besetzt.»


Ukraine und Russland tauschen weitere Leichen von Soldaten aus

KIEW: Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 50 Soldaten übergeben. Unter den getöteten Ukrainern seien 37 «Helden», die sich an der Verteidigung des Azovstal-Werks beteiligt hätten, teilte das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete am Mittwoch in Kiew mit. Die Kämpfer hatten im Stahlwerk Azovstal in Mariupol die Stellung gehalten, bis Kiew die Stadt im Mai aufgab.

Der Austausch fand nach ukrainischen Angaben entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes statt. An der Aktion seien ukrainische Geheimdienste und der Generalstab der Streitkräfte sowie weitere Sicherheitsstrukturen beteiligt gewesen, hieß es.

Bereits in der vergangenen Woche waren Leichen von jeweils 160 Soldaten ausgetauscht worden. Der Prozess gehe weiter, teilte das Ministerium in Kiew mit.


Gesundheitsminister Lauterbach reist Donnerstag in die Ukraine

DÜSSELDORF: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bricht am Donnerstag zu einer Reise in die Ukraine auf. Das kündigte der SPD-Politiker am Mittwoch bei einem von der «Rheinischen Post» veranstalteten Ärzte-Netzwerktreffen in Düsseldorf an. Er werde sich dort mit dem ukrainischen Gesundheitsminister treffen. Ihm gehe es unter anderem darum, wie verletzte Menschen besser versorgt werden könnten. Er wolle herausfinden, wie Menschen, die im Krieg Beine oder Arme verloren hätten, besser mit Prothesen ausgestattet werden könnten, sagte Lauterbach. Besonders gehe es auch um verletzte Kinder. Lauterbach nannte den russischen Krieg gegen die Ukraine einen «barbarischen, vernichtenden und ungerechten Angriffskrieg». Er betonte: «Das ist ohne Zivilisation und muss verurteilt werden in jeder Form.»

Aus dem Bundeskabinett hatten zuvor Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) jeweils Kiew besucht. Kulturstaatsministerin Claudia Roth war vor kurzem in Odessa. Auch Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) waren bereits in Kiew.


Russland bleibt im Arktischen Rat wegen Ukraine-Krieg isoliert

WASHINGTON: Wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine bleibt Russland im Arktischen Rat isoliert. «Wir beabsichtigen eine begrenzte Wiederaufnahme unserer Arbeit im Arktischen Rat in Projekten, die keine Beteiligung der Russischen Föderation beinhalten», teilten die restlichen Mitglieder Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen und die USA am Mittwoch mit. Anfang März hatten die Regierungen der Länder mitgeteilt, dass sie ihre Teilnahme an Aktivitäten des Rats aussetzen.

Russland hält derzeit den Vorsitz im Arktischen Rat. Das Gremium gilt als wichtigstes Forum zur Zusammenarbeit in der Region rund um den Nordpol. Deutschland hat einen Beobachterstatus.


US-Diplomatin: Ukraine-Krieg war Deutschlands 11. September

WASHINGTON: Eine US-Topdiplomatin hat die politischen Folgen des Ukraine-Kriegs für Deutschland mit denen der Anschläge vom 11. September 2001 für die USA verglichen. «Das war sicherlich Deutschlands 9/11», sagte die Top-Diplomatin des US-Außenministeriums für Europa, Karen Donfried, am Mittwoch vor Journalisten in Washington. Sie verwies auf die «Zeitenwende»-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kriegsbeginn, bei der er unter anderem mit der Regel gebrochen habe, dass Deutschland keine Waffen in Konfliktgebiete liefert. Donfried begrüßte auch die Steigerung der Verteidigungsausgaben durch die Bundesregierung.

Ihr habe zunächst ein europäischer Kollege gesagt, der 24. Februar - der Beginn der russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - sei «Europas 9/11», sagte Donfried. «Ich denke, dass das im Fall von Deutschland besonders zutreffend war.» Mehrere aufeinanderfolgende US-Regierungen hätten sich gewünscht, dass Deutschland eine größere Rolle bei der Sicherheitspolitik spielt. «Deutschland ist natürlich seit Jahrzehnten ein wichtiger Verbündeter und Partner», sagte die Diplomatin. «Und wir glauben, dass das deutsche Engagement eine Kraft für das Gute ist. Daher begrüßen wir diese Entscheidungen sehr.»


Polens Grenzschutz zählt 3,9 Millionen Einreisen aus der Ukraine

WARSCHAU: Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat der polnische Grenzschutz 3,9 Millionen Einreisen aus dem Nachbarland registriert. Am Dienstag kamen 22.100 Menschen über die Grenze nach Polen, wie die Behörde am Mittwoch per Twitter mitteilte. In die umgekehrte Richtung überquerten am Dienstag 21.300 Menschen die Grenze aus Polen in die Ukraine. Insgesamt sind seit Kriegsbeginn am 24. Februar rund 1,92 Millionen von Polen aus in die Ukraine eingereist. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden zum Großteil um ukrainische Staatsbürger.

Sie reisen meist in Gebiete, die die ukrainische Armee zurückerobert hat. Es gibt keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele in andere EU-Staaten weitergereist sind. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte kürzlich, sein Land habe mehr als zwei Millionen Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen.

Der Sprecher des Koordinators für Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, betonte unterdessen, die Sicherheitsbehörden hätten keinerlei Erkenntnisse dafür, dass die Aufnahme der Flüchtlinge zu einer gestiegenen Kriminalität geführt habe. «Wir können sehen, dass dies eine Erzählung ist, die uns die russische Propaganda verkaufen will», sagte er der Nachrichtenagentur PAP. Ziel der von den Russen kolportierten Berichte sei es, Feindseligkeit zwischen Polen und Ukrainern zu säen und die Polen zu überzeugen, dass die Unterstützung für die Kriegsflüchtlinge für die Gesellschaft gefährlich sei.

Die Ukraine hatte vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner. Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze.


Von der Leyen auf Rom-Besuch: Papst-Audienz und Architektur-Termin

ROM: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besucht in dieser Woche Rom und wird dabei auch von Papst Franziskus empfangen. Am Freitagvormittag (10.30 Uhr) erhält die deutsche Politikerin vom Oberhaupt der katholischen Kirche eine Audienz im Apostolischen Palast, wie der Vatikan am Mittwoch bestätigte. Danach stehen Arbeitstreffen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie Erzbischof Paul Gallagher, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten und damit inoffiziell «Außenminister» des Kirchenstaates, an. Dabei dürfte der Krieg in der Ukraine im Mittelpunkt stehen.

Bereits am Donnerstag hat von der Leyen in der italienischen Hauptstadt Termine: Unter anderem trifft sie Staatspräsident Sergio Mattarella und Bürgermeister Roberto Gualtieri. Außerdem wird die 63-Jährige bei einer Auftaktveranstaltung zum Festival des «Neuen Europäischen Bauhaus» sein, einer von ihr geförderten Initiative für eine gemeinsame, faire, nachhaltige und umweltfreundliche Zukunft.


Ukrainischer Parlamentspräsident dringt auf EU-Kandidatenstatus

STRAßBURG: Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk hat einen möglichen EU-Beitrittskandidatenstatus für sein Land als Ansporn für weitere Reformen bezeichnet. Der 46-Jährige warb am Mittwoch im Straßburger Europaparlament dafür, der Ukraine die Perspektive auf einen EU-Beitritt zu gewähren und den Ukrainern die Hoffnung darauf nicht zu nehmen. Er könne den Abgeordneten versichern, dass diese Botschaft Ansporn für sein Land wäre, schnell weitere Reformen voranzutreiben, sagte Stefantschuk der Parlamentsübersetzung zufolge. Es sei wichtig, dass die Ukraine diesen Ansporn von dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni erhalte.

Stefantschuk wurde am Mittwoch mit langem Applaus von den Abgeordneten in Straßburg empfangen. Er hatte bereits am 1. März zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj live per Video vor dem EU-Parlament gesprochen. Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.

«Wir müssen hören, dass das, was wir tun, nicht umsonst ist», sagte Stefantschuk am Mittwoch. «Wir brauchen diesen Ansporn, wir brauchen diesen Beitrittskandidatenstatus. Das muss das ukrainische Volk aus Europa hören.» Mit Blick auf den EU-Gipfel in zwei Wochen sagte der Parlamentspräsident, dies müsse der Tag werden, an dem der große Sieg der Ukraine vorbereitet werde. Sollte die Ukraine nicht den Status als Beitrittskandidat bekommen, wäre dies eine Botschaft an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, dass er nicht bestraft werde.

Die Unterstützung des Europaparlaments hat die Ukraine sicher. «Wir wissen, wie wichtig es ist, ein klares Signal zu setzen, dass die Ukraine zu unserer europäischen Familie gehört», sagte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola.


Scholz spricht mit Selenskyj über weitere Unterstützung für Ukraine

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über weitere deutsche Unterstützung für die Ukraine gesprochen. In einem Telefonat am Mittwoch sei es zudem darum gegangen, wie Getreideexporte aus der Ukraine auf dem Seeweg ermöglicht werden könnten, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Die russische Blockade ukrainischer Häfen hat zu einem Stopp dieser Exporte geführt, die zu steigenden Lebensmittelpreisen führt und die Ernährungskrise in vielen armen Ländern vor allem in Afrika verschärft.

Scholz unterrichtete Selenskyj auch über sein Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor zwei Wochen.

Scholz hatte der Ukraine in der vergangenen Woche die Lieferung weiterer schwerer Waffen zugesagt: Das Flugabwehrsystem Iris-T und vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II. Außerdem soll ein Ortungsradar für Artillerie geliefert werden. Bisher sind aber noch keine schweren Waffen aus Deutschland in der Ukraine angekommen.

Selenskyj schrieb auf Twitter, dass auch über die EU-Beitrittspläne der Ukraine gesprochen worden sei. Derzeit führt auch der Sondergesandte Selenskyjs für die EU-Perspektive der Ukraine, Oleksij Tschernyschow, Gespräche mit Regierungsvertretern in Berlin. Die Ukraine hofft, beim EU-Gipfel am 23. und 24. Juni in Brüssel einen Kandidatenstatus zu erhalten.


Moskau meldet hohe Verluste für ukrainisches Militär im Donbass

MOSKAU: Die ukrainischen Streitkräfte verzeichnen nach russischen Angaben hohe Verluste bei den Kämpfen um die Region Donbass im Osten des Landes. Allein bei Gefechten um die Stadt Swjatohirsk habe die Ukraine innerhalb von drei Tagen mehr als 300 Kämpfer verloren, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch in Moskau. Zudem seien 15 Kampffahrzeuge und 36 Waffensysteme zerstört worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der Generalleutnant berichtete auch von russischen Raketenangriffen auf eine Panzerfabrik in Charkiw. Im Gebiet um die Millionenstadt seien zudem mehrere Gefechtsstände und Truppenansammlungen sowie Stellungen von Raketenwerfern mit Luft-Boden-Raketen beschossen worden. Darüber hinaus habe Russland seine taktische Luftwaffe, die Raketenstreitkräfte und Artillerie in den Gebieten Donezk und Luhansk sowie im südukrainischen Saporischschja eingesetzt. Insgesamt habe die Ukraine binnen 24 Stunden mehr als 480 Soldaten verloren.


Weiter schwere Kämpfe um ukrainische Stadt Sjewjerodonezk

SJEWJERODONEZK: Im Osten der Ukraine halten die schweren Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk unvermindert an. Die ukrainische Seite berichtete am Mittwoch, ihre Stellungen würden von russischen Truppen rund um die Uhr beschossen. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte im Fernsehen: «Mörser, Artillerie, Panzer, Luftangriffe, alles fliegt gerade dorthin.» Zugleich versicherte er: «Niemand wird etwas aufgeben - selbst wenn unsere Soldaten gezwungen sind, sich auf besser befestigte Positionen zurückzuziehen.» Der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert inzwischen schon mehr als drei Monate.

Wegen der schweren Angriffe werde die Bahntrasse zwischen Bachmut und Lyssytschansk von der Ukraine nicht mehr benutzt, sagte der Gouverneur. Der Nachschub für die Nachbarstädte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk werde nun auf anderen Wegen dorthin gebracht. Dem ukrainischen Generalstab zufolge gab es verstärkte Luftangriffe in Richtung Bachmut im Gebiet Donezk und um die ukrainische Gruppierung bei Solote im Gebiet Luhansk. Zum Einsatz kamen demnach auch russische Kampfhubschrauber des Typs Ka-52.


Weltgrößter Chipfertiger TSMC sieht ungebrochen starke Nachfrage

TAIPEH: Der weltweit größte Chipauftragsfertiger TSMC geht trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten weiter von einem starken Wachstum aus und will viel Geld in neue Anlagen stecken. So soll der Umsatz in diesem Jahr um rund 30 Prozent anziehen, wie Verwaltungsratschef Mark Liu am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Konzerns aus Taiwan sagte. Bisher hatten Manager von TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) ein Wachstum im mittleren bis hohen Zwanziger-Prozentbereich in Aussicht gestellt - in US-Dollar gerechnet. Vergangenes Jahr waren die Erlöse auf dieser Basis bereits um ein Viertel gestiegen. In der Chipbranche ist die Abrechnung in Dollar üblich.

Im kommenden Jahr würden die Investitionen des Konzerns dann definitiv über 40 Milliarden US-Dollar liegen, sagte Liu. TSMC und Rivalen wie Samsung, Globalfoundries oder der US-Chipkonzern Intel stecken derzeit viel Geld in den Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten. Denn weltweit herrscht derzeit Mangel an bestimmten Chips in unterschiedlichen Branchen - in Deutschland sind insbesondere die Automobilkonzerne Volkswagen, Mercedes, BMW und Daimler Truck betroffen.

Intel plant etwa in Magdeburg milliardenschwere Investitionen in Fabriken zur Chipherstellung, gefördert mit öffentlichen Geldern. TSMC hat derzeit nach Angaben von Liu aber keine konkreten Pläne für den Bau von Werken in Europa.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, einer stark steigenden Inflation in wichtigen Weltregionen sowie von Lockdown-Beschränkungen in China hatten zuletzt Befürchtungen um eine nachlassende Nachfrage nach Technikgeräten zugenommen. Der Nachfrageabschwung erstrecke sich aber hauptsächlich auf Konsumentengeräte wie Smartphones und PCs, während die Nachfrage bei Elektroautos sehr stark sei, sagte Liu. Daher nehme TSMC in dem Bereich auch Anpassungen vor. Der Konzern sei für das ganze Jahr ausgelastet. TSMC fertigt Halbleiter unter anderem für Großkunden wie den Elektronikriesen Apple oder die Chipkonzerne Nvidia und AMD.


Irlands Regierungschef unterstützt Ukraine bei Antrag auf EU-Beitritt

STRAßBURG: Der irische Regierungschef Micheál Martin bestärkt die Ukraine in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union. «Ich unterstütze den Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft nachdrücklich», sagte der Ire am Mittwoch im Straßburger Europaparlament. «Ich hoffe, dass es auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni möglich sein wird, dem ukrainischen Volk eine klare und positive Botschaft zu übermitteln.»

Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.

Es solle Quelle des Stolzes und der Inspiration sein, dass die EU «für die Menschen an unseren Grenzen» weiter ein Leuchtturm der Hoffnung sei, sagte Martin - etwa für die Menschen auf dem Westbalkan, in Moldau, Georgien oder eben in der Ukraine. Man solle jene, die beitreten wollten, bei den notwendigen Reformen und Vorbereitungen unterstützen. «Und wenn sie die Kriterien erfüllen, sollten wir ihnen keine weiteren Hindernisse in den Weg legen.»


Norwegen liefert 22 Panzerhaubitzen an Ukraine

OSLO: Norwegen hat der Ukraine 22 Panzerhaubitzen des Typs M109 sowie Munition und Ersatzteile geliefert. Die Entwicklung des Krieges mache es erforderlich, dem von Russland angegriffenen Land nun auch schwerere Waffen zu schicken, sagte Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram am Mittwoch in Oslo. Eine Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriesystem mit einer Kanone auf einem Kettenfahrzeug, ähnlich einem Panzer.

Aus Sicherheitsgründen sei die Lieferung nicht vorab angekündigt worden, sagte der Minister. Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den Waffen habe in Deutschland stattgefunden. Norwegen selbst ersetzte die Waffensysteme nach diesen Angaben mit neuer Ausrüstung aus Südkorea.


Zara-Mutter Inditex mit deutlicher Erholung

ARTEIXO: Der Moderiese Inditex geht mit einer spürbaren Erholung in den weiteren Jahresverlauf. Nachdem im ersten Geschäftsquartal (bis Ende April) der Umsatz aufgrund coronabedingter Lockdowns im Vorjahr um 36 Prozent auf 6,74 Milliarden Euro anschwoll, lief es auch in den ersten Wochen des laufenden Quartals weiter besser. Die Frühlings- und Sommerkollektionen seien sehr gut angekommen, hieß es am Mittwoch von den Spaniern, zu denen neben der Modekette Zara auch Marken wie Massimo Dutti, Pull&Bear oder Bershka gehören. Von Anfang Mai bis zum 5. Juni seien die Erlöse währungsbereinigt um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gestiegen.

Derzeit seien noch 4 Läden in China vorübergehend geschlossen, teilte das Unternehmen mit. 67 Shops waren in der Volksrepublik im ersten Quartal von Lockdowns betroffen. Insgesamt betrieb das Unternehmen zum Ende des Dreimonatszeitraums 6423 Läden weltweit.

Auch beim Gewinn legte Inditex deutlich zu. Vor Zinsen und Steuern stand in den Monaten Februar bis April ein Wert von 1,03 Milliarden Euro zu Buche, 82 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Kosten seien weniger stark gestiegen als die Umsätze, hieß es. In den Läden schlugen die Käufer wieder stärker zu, dagegen fielen die Online-Verkäufe gegenüber dem starken Vorjahr etwas ab.

Unter dem Strich machte Inditex 760 Millionen Euro Gewinn, ebenfalls rund vier Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Für die zwischenzeitliche Einstellung der Geschäfte in Russland und der Ukraine verbuchte Inditex dabei eine Belastung in Höhe von 216 Millionen Euro.


Separatisten beginnen Prozess gegen ausländische Kämpfer in Ukraine

DONEZK: Die Separatisten im Donbass-Gebiet haben nach eigenen Angaben den Prozess gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee begonnen. Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik habe Anklage gegen zwei Briten und einen Marokkaner wegen Söldnertums erhoben, berichtete die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstagabend mit Verweis auf ein vom Gericht bereitgestelltes Video. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bereits erklärt, dass gegen die Angeklagten die Todesstrafe verhängt werden könne.

Auf dem Video ist zu sehen, wie die drei Männer hinter Gittern mittels Übersetzer befragt werden, ob sie mit der Anklage bekannt gemacht worden seien und ob sie Einwände gegen den Prozessbeginn hätten. Die Angeklagten gaben demnach ihr Einverständnis zum Start der Verhandlungen.

Auf ukrainischer Seite kämpfen auch viele Freiwillige aus dem Ausland. Kiew selbst hatte sie zur Hilfe gerufen. In Moskau allerdings werden diese Freiwilligen als Söldner bezeichnet. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärte, sie würden nicht als Kombattanten betrachtet. Die internationalen Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen würden für sie nicht gelten. Daher müssten sie bei einer Gefangennahme «im besten Fall» mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen. Die prorussischen Separatisten hatten zugleich mehrfach öffentlich damit gedroht, gefangene Ausländer in den Reihen der ukrainischen Armee hinrichten zu lassen.

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