Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Freitag

Foto: epa/dpa
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Selenskyj bedankt sich vor Parlament für Kanadas Unterstützung

OTTAWA: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bei seinem ersten Besuch in Kanada seit dem russischen Angriffskrieg auf sein Land für die kanadische Unterstützung bedankt. «Kanadas Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Ausrüstung hat es uns ermöglicht, Tausende von Leben zu retten», sagte Selenskyj am Freitag bei einer Rede vor dem Parlament in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Er wurde mit großem Applaus und Jubel gefeiert.

«Die russische Aggression muss mit unserem Sieg enden», sagte Selenskyj, der von seiner Ehefrau Olena Selenska begleitet wurde. «So dass Russland nie wieder Genozid in die Ukraine bringen kann und es auch nie wieder versucht. Moskau muss ein für alle Mal verlieren.»

Zuvor war Selenskyj vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau am Parlament empfangen worden. Danach gab es einen Austausch zwischen beiden, an dem auch kanadische Regierungsmitglieder teilnahmen. Nach seiner Rede im Parlament wollte Selenskyj nach Toronto weiterreisen und sich dort mit Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinschaft in Kanada treffen.


Ein Toter und 31 Verletzte durch russischen Angriff auf Krementschuk

KREMENTSCHUK: Durch einen russischen Luftangriff ist in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk offiziellen Angaben zufolge mindestens ein Mensch getötet worden. Weitere 31 Menschen seien verletzt worden, darunter drei Kinder, teilte der Militärgouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, am Freitag auf Telegram mit.

Nach seinen Angaben feuerten die Russen mehrere Raketen auf das südöstlich von Kiew gelegene Krementschuk ab. Eines der Geschosse habe von der Luftverteidigung abgewehrt werden können, ein anderes jedoch habe ein ziviles Gebäude getroffen.

Russland führt seit 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Entgegen russischer Behauptungen werden immer wieder auch Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur beschossen. Krementschuk war bereits einige Monate nach Kriegsbeginn, im Juni 2022, zum Ziel eines verheerenden Angriffs geworden. Damals schlugen russische Raketen in einem Einkaufszentrum ein und töteten mindestens 20 Menschen.


US-Medien: ATACMS-Raketen könnten bald an Ukraine geliefert werden

WASHINGTON: Die USA könnten der Ukraine übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge bald ATACMS-Raketen mit höherer Reichweite zur Verfügung stellen. Die US-Regierung werde das von Kiew geforderte Waffensystem zur Verteidigung im russischen Angriffskrieg in Kürze bereitstellen, berichteten die «Washington Post» und der US-Sender NBC News am Freitag unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Quellen. Laut «Washington Post» handelt es sich um eine ATACMS-Variante, die mit Streumunition bestückt werden kann. NBC News berichtete, US-Präsident Joe Biden habe dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bereitstellung «einer kleinen Zahl» an ATACMS bei seinem Besuch in Washington am Donnerstag in Aussicht gestellt.

Die US-Regierung bestätigte die Berichte nicht. «Ich habe nichts anzukündigen», sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, beim Pressebriefing am Freitag auf Nachfrage. Aber man habe in der Vergangenheit immer deutlich gemacht, dass die ATACS nicht vom Tisch seien.

Die Ukraine fordert die ATACMS-Raketen des Herstellers Lockheed Martin mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern seit längerem. Sie werden vom Boden zu Zielen am Boden abgefeuert und treffen sehr präzise. Neuere Modelle sind lenkungsfähig, ältere nicht. Sie werden wegen ihrer Reichweite oft mit den deutschen Taurus-Marschkörpern verglichen, welche Kiew ebenfalls fordert. Die Taurus-Marschflugkörper sind für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen in bis zu 500 Kilometer Entfernung geeignet.

Bei beiden Waffensystemen gibt es die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Kiew weist diese aber als unbegründet zurück. Zu den Waffen mit Reichweite über Hunderte Kilometer zählen neben ATACMS und Taurus auch die Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp, die Kiew aus Großbritannien und Frankreich bekommen hat.


Ukraine bestätigt Angriff auf russische Schwarzmeerflotte

SEWASTOPOL: Die Ukraine hat den Raketenangriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim offiziell bestätigt. «Am 22. September gegen 12.00 Uhr haben die ukrainischen Verteidigungskräfte einen erfolgreichen Angriff auf den Kommandostab der russischen Schwarzmeerflotte im vorübergehend besetzten Sewastopol durchgeführt», teilte das ukrainische Militär am Freitag mit. Angaben zu den genauen Schäden sowie zu möglicherweise verletzten oder getöteten russischen Soldaten wurden zunächst nicht gemacht.

Zuvor hatten die russischen Besatzer auf der Krim einen Raketenangriff gemeldet. In sozialen Netzwerken kursierten zudem Fotos und Videos, die dicke Rauchschwaden über dem Flotten-Hauptquartier zeigten. Es war von schweren Explosionen und einer großen Anzahl von Krankenwagen vor Ort die Rede. Das russische Militär meldete zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten.

Russland führt seit 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte beschießen dabei regelmäßig ukrainische Städte mit Raketen. In den vergangenen Wochen gelang es der ukrainischen Armee immer wieder, militärische Objekte der Russen zu beschädigen - unter anderem auf der Krim.

Der Sekretär des ukrainischen nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, zeigte Genugtuung über den jüngsten Erfolg seiner Armee. Russland könne selbst entscheiden, ob es seine Flotte selbst versenken oder es weiterhin den Ukrainern überlassen wolle, schrieb Danilow auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.


EU hilft Ukraine mit weiteren 1,5 Milliarden Euro für Infrastruktur

BRÜSSEL: Die Europäische Union unterstützt die Ukraine mit weiteren 1,5 Milliarden Euro. Damit soll dem vom russischen Angriffskrieg betroffenen Land dabei geholfen werden, kritische Infrastruktur wie Straßen oder Brücken wieder aufzubauen und notwendige öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen aufrechtzuerhalten. Das teilte die EU-Kommission am Freitag in Brüssel mit.

Mit dieser weiteren Hilfszahlung hat das osteuropäische Land in diesem Jahr bisher 13,5 Milliarden Euro von der EU erhalten. Das Geld ist Teil eines bis zu 18 Milliarden Euro umfassenden Darlehensprogramms, das im vergangenen Dezember von den EU-Mitgliedstaaten für dieses Jahr vereinbart worden war. «Wir sind fest entschlossen, der Ukraine beizustehen, und wir werden auch weiterhin unseren Beitrag zum Wiederaufbau eines modernen und wohlhabenden Landes leisten», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Seit Beginn des Krieges hat die Ukraine EU-Angaben zufolge eine finanzielle Unterstützung von rund 81 Milliarden Euro bekommen. Darin enthalten sind unter anderem finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung durch die EU, den Mitgliedsstaaten oder durch europäische Finanzinstitutionen.


Selenskyj kündigt Befreiung von Bachmut und weiteren Städten an

WASHINGTON/KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Gespräch mit US-Medien eine Rückeroberung von Bachmut und zweier anderer Städte angekündigt. «Wir werden Bachmut von Okkupanten befreien», sagte er nach Angaben des Senders CNN. «Ich denke, wir werden noch zwei weitere Städte von Okkupanten befreien.» Er werde aber nicht sagen, um welche Städte es sich handele. «Wir haben einen Plan, einen sehr, sehr umfassenden Plan.»

Das Interview fand den Angaben nach am Donnerstag in Washington statt, vor Selenskyjs Weiterreise nach Kanada. Dort sollte er am Freitag Gespräche führen.

Die Eroberung von Bachmut in monatelangen Kämpfen war für Russland der bislang am teuersten erkaufte Sieg in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bis Mai 2023 verteidigten die Ukrainer die Stadt im Donbass hinhaltend, um der russischen Armee möglichst hohe Verluste zuzufügen. In ihrer Gegenoffensive erobern ukrainische Truppen derzeit Dörfer nördlich und südlich der Stadt zurück und setzen die Besatzer unter Druck. Eine Befreiung von Bachmut wäre eine symbolträchtige Niederlage für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Allerdings gibt es noch keine Anzeichen, dass russische Kräfte aus der Stadt verdrängt werden. Die ukrainische Gegenoffensive kommt auch sonst eher langsam voran. Vor keiner Stadt stehen ukrainische Truppen so dicht, dass mit einer baldigen Befreiung zu rechnen ist.


London: Explosionen an Militärflugplatz dürften Kreml Sorgen bereiten

LONDON: Die Explosionen auf dem russischen Militärflugplatz Tschkalowski nahe Moskau in dieser Woche dürften im Kreml nach Einschätzung britischer Militärexperten Besorgnis hervorgerufen haben. «Das ist ein sensibler Ort, weil er spezialisierte Militärflugzeuge und VIP-Transportmittel für den russischen Führungszirkel beherbergt», hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine am Freitag. Besonders relevant seien Berichte über Schäden an einem Aufklärungsflugzeug, so die Briten.

Saboteure hatten nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR zwei Flugzeuge und einen Hubschrauber auf dem streng bewachten Flugplatz nahe Moskau zerstört. An den Maschinen wurde demnach Sprengstoff angebracht.

Beide Seiten versuchen nach Einschätzung der Briten derzeit angesichts der relativ festgefahrenen Situation am Boden durch Schläge im Hinterland des Gegners einen Vorteil zu erlangen. Dabei seien die intensivierten weitreichenden Schläge der Russen auf die Ukraine wahrscheinlich teilweise eine Reaktion auf Vorfälle in Russland und der Krim.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

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