Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

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China: Ende des Ukraine-Krieges nur über Friedensgespräche möglich

NEW YORK: Chinas Regierung hat während der UN-Generaldebatte erneut zu einem Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine aufgerufen. «Die Einstellung der Feindseligkeiten und die Wiederaufnahme der Friedensgespräche sind die einzige Möglichkeit, die Ukraine-Krise zu lösen», sagte Vize-Präsident Han Zheng am Donnerstag vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. China unterstütze alle Bemühungen, die einer friedlichen Lösung der Ukraine-Krise zuträglich sind und wolle «weiterhin eine konstruktive Rolle» spielen.

China ist ein wichtiger Partner Russlands. Im Ukraine-Krieg stellt sich die Volksrepublik offiziell als neutral dar, gibt dem Nachbarland aber Rückendeckung.

Han Zheng bekräftigte ferner den Anspruch Chinas auf Taiwan: Man werde sich weiterhin mit «größter Aufrichtigkeit» für eine «friedliche Wiedervereinigung» einsetzen. Peking betrachtet die ungleich kleinere Insel als Teil der riesigen Volksrepublik und ihres Milliardenvolks. Die 23 Millionen Einwohner zählende demokratische Republik Taiwan hat allerdings seit mehr als sieben Jahrzehnten eine eigenständige Regierung. Die Führung in Peking droht seit langem mit einer gewaltsamen Übernahme der Kontrolle über Taiwan.


Neues US-Militärpaket für die Ukraine - aber keine ATACMS-Raketen

WASHINGTON: Die USA stellen der Ukraine zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland weitere Militärhilfe bereit. Neu genehmigt werden Waffen und Ausrüstung im Wert von 128 Millionen Dollar (rund 120 Millionen Euro) aus Beständen des US-Militärs, wie das Außenministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. Das Pentagon werde zudem Waffen und Ausrüstung im Wert von 197 Millionen US-Dollar bereitstellen, die bereits zuvor genehmigt wurden.

Das Paket mit einem Gesamtwert von rund 325 Millionen Dollar umfasst nach Angaben aus dem Pentagon unter anderem Artilleriemunition und Systeme zur Abwehr feindlicher Luftangriffe. Die aus Kiew geforderten ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometer sind darin nicht enthalten.

Die US-Regierung kündigte die Militärhilfe während eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der US-Hauptstadt Washington an. Er hatte sich zuvor mit Mitgliedern des US-Kongresses, Verteidigungsminister Lloyd Austin und Präsident Joe Biden getroffen, um für weitere Unterstützung zu werben. Seit Kriegsbeginn beläuft sich die US-Militärhilfe für die Ukraine nach Regierungsangaben auf 43,9 Milliarden Dollar.

Biden kündigte nach dem Treffen mit Selenskyj an, dass die ersten von den USA zugesagten Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams in der kommenden Woche geliefert würden. Die US-Regierung hatte im Januar angekündigt, der Ukraine 31 Abrams-Panzer zu liefern. Im März sprach das Pentagon dann von einer geplanten Lieferung im Herbst.


Selenskyj dankt USA bei Besuch im Weißen Haus für Militärhilfen

WASHINGTON: Bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den USA für ihre anhaltende Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland gedankt. Das neue Paket an US-Militärhilfen sei sehr kraftvoll und beinhalte «genau das, was unsere Soldaten jetzt brauchen», sagte Selenskyj am Donnerstag nach einem Treffen mit Biden und diversen Kabinettsmitgliedern im Weißen Haus. Amerika helfe auch dabei, die ukrainische Luftabwehr für den kommenden Winter zu stärken und an der Aufstellung der ukrainischen Streitkräfte der Zukunft zu arbeiten, um neue Angriffe auf sein Land zu verhindern. Selenskyj betonte, er danke den USA nicht nur für die neue Hilfe, sondern für die Unterstützung an «allen 575 Tagen» des Krieges.

Die US-Regierung sagte Kiew bei Selenskyjs Besuch weitere Militärhilfe zu, lieferte zunächst aber noch keine genaue Aufstellung über die Waffensysteme, die enthalten sind. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Verbündete der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren und haben in den vergangenen 19 Monaten milliardenschwere Militärhilfen bereitgestellt.


Getreide-Streit mit Ukraine: Polens Präsident ruft zur Mäßigung auf

WARSCHAU: Im Streit um ein polnisches Importverbot für ukrainisches Getreide hat Polens Präsident Andrzej Duda beide Seiten zur Mäßigung aufgerufen. «Es gibt einen Aspekt, der vielleicht umstritten ist. Es gab Äußerungen, die man vielleicht anders hätte formulieren können. Wir müssen die Situation beruhigen zum Wohle unserer beider Länder, Völker und Interessen», sagte Duda am Donnerstag dem Sender Polsat News. Man müsse die Emotionen herunterkühlen und einen konstruktiven Zugang finden, der es ermögliche, den Streit hinter sich zu lassen.

Polen hatte wie die Slowakei und Ungarn an Importbeschränkungen für ukrainisches Getreide festgehalten, nachdem die EU-Kommission am Freitag entsprechende Beschränkungen aufgehoben habe. Dies hatte Kiew verärgert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in der UN-Generaldebatte am Dienstag von Freunden in Europa, die «ein politisches Theater der Solidarität aufführen und einen Thriller aus dem Getreide machen»» Diese Länder würden nur scheinbar in ihren eigenen Rollen auftreten, aber die Bühne für den Schauspieler aus Moskau vorbereiten. Das Außenministerium in Warschau bestellte daraufhin den ukrainischen Botschafter ein.


Merz sieht nachhaltige Zäsur der europäischen Sicherheitslage

BERLIN: CDU-Chef Friedrich Merz hat die nachhaltige Änderung der Sicherheitslage durch Russlands Krieg gegen die Ukraine betont und eine engere Zusammenarbeit in Europa angemahnt. Der Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bleibe für Jahre, vielleicht Jahrzehnte eine tiefe Zäsur, sagte er am Donnerstagabend bei der Auftaktveranstaltung eines CDU-Netzwerks «Nationale Sicherheit» in Berlin. Es gelte, alles dafür zu tun, dass sich Deutschland und seine Gesellschaft nicht in naher Zukunft wieder in einen Zustand zurückentwickelten wie zuvor.

Merz forderte: «Wir müssen neue Anstrengungen unternehmen, um in dieser Europäischen Union unsere Sicherheitsinteressen gemeinsam zu definieren, aber sie auch durchzusetzen.» Kanzler Olaf Scholz (SPD) wolle aus Gründen, die man in der gegenwärtigen Situation vielleicht verstehen könne, gerne alle solche Entscheidungen nur zusammen mit den USA treffen. Aber die Frage sei, was bei einem Wechsel bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 passiere. «Sind wir dann immer noch diejenigen, die sagen, wir warten erst ab, was die Amerikaner tun?»

Noch sei etwas Zeit, sich auf eine gemeinsame europäische Außen- und Verteidigungspolitik vorzubereiten. «Wir brauchen mehr Europa, und zu diesem Europa gehören auch die Briten», sagte Merz. Konkret heiße das auch, eine Entscheidung über den Einsatz von Marschflugkörpern für die Ukraine europäisch zumindest unter denen abzustimmen, die sie haben - also Großbritannien, Frankreich und auch Deutschland.


«Berliner Morgenpost» zu Polens Eskalation eines Konflikts mit der Ukraine

In Polen wird am 15.

Oktober ein neues Parlament gewählt, und es ist alles andere als ausgemacht, dass die rechtsnationale Regierungspartei PiS von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki auch künftig das Land führen wird. Nun eskaliert die polnische Regierung ausgerechnet einen Konflikt mit der Ukraine: Morawiecki vermittelt den Eindruck, bei Waffenlieferungen ins überfallene Nachbarland auf die Bremse treten zu wollen. Polen gehört bislang zu den treuesten Unterstützern der Ukraine. Aber Morawiecki scheint jedes Mittel recht zu sein, um beim Wähler zu punkten. Ob Polen tatsächlich Waffenlieferungen stoppt, sei dahingestellt. Allein die Rhetorik ist verstörend. Warschau stößt damit nicht nur die Ukraine vor den Kopf, sondern auch die eigenen Verbündeten. Wladimir Putin dürfte vor Freude in die Luft springen: Nichts wünscht er sich mehr als Zwietracht im Westen.


Ukraine meldet Zerstörung von russischem Kommandopunkt

KIEW: Die ukrainische Armee hat nach Geheimdienstangaben eine Kommandostelle der russischen Streitkräfte in der besetzten Stadt Melitopol zerstört. Der Stab sei versteckt in einer Motorenfabrik untergebracht gewesen, berichteten ukrainischen Medien am Donnerstag unter Berufung auf den Geheimdienst SBU. Mit einem Raketenangriff sei dann das Ziel vernichtet worden.

Melitopol im Süden der Ukraine dient der russischen Besatzung als Verwaltungshauptstadt für das nicht vollständig eroberte Gebiet Saporischschja. Die ukrainische Seite nahm für sich in Anspruch, bei dem Angriff den Kommandeur der 58. Armee Russlands und dessen Stabschef verletzt zu haben. Unabhängig überprüfen ließ sich dies nicht.

Es wurden auch keine genauen Angaben gemacht, wann der Angriff stattgefunden haben soll. In sozialen Netzwerken waren aber am Dienstag Fotos von Rauchsäulen über Melitopol erschienen. Die russischen Behörden berichteten an dem Tag von einem ukrainischen Raketenangriff. Vier anfliegende Raketen seien abgeschossen worden.

Die Ukraine wehrt seit fast 19 Monaten eine russische Invasion ab. Von Melitopol sichert die russische Armee ihre Verteidigungslinien im Süden der Ukraine, gegen die die Kiewer Truppen seit mehreren Monaten anrennen.


Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Polen will der Ukraine keine Waffen mehr liefern

Es liegt auf der Hand, dass die Verhärtung der Ukrainepolitik in Polen etwas mit dem Wahlkampf zu tun hat.

(...) Morawiecki begründet die Kehrtwende damit, dass Polen nun Waffen für sich selbst kaufe. Wenn das wirklich das Kalkül sein sollte, dann offenbart die Warschauer Regierung wieder ein enges, um nicht zu sagen engstirniges Verständnis polnischer Interessen. Sie entwertet, was sie über die Solidarität mit der Ukraine gesagt hat und die Notwendigkeit, das Land zu verteidigen (...). Es ist berechtigt, dass der deutsche Verteidigungsminister über diese Sache mit seinem polnischen Amtskollegen reden will. Zu oft macht man in Berlin gute Miene zum bösen Spiel in Warschau (...). Polen ist ein schwieriger Partner in EU und NATO. Wenn das Land nun auch unzuverlässig wird, dann kommt noch mehr Verantwortung auf Berlin zu.


Agrarminister Polens und der Ukraine wollen Getreidestreit beilegen

KIEW/WARSCHAU: Im Streit über das polnische Importverbot für ukrainisches Getreide bemühen sich die Agrarminister beider Länder um einen Ausweg. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj telefonierte am Donnerstag mit seinem polnischen Kollegen Robert Telus, wie die Regierung in Kiew mitteilte. Sie seien übereingekommen, eine Lösung zu finden, «die den Interessen beider Länder Rechnung trägt». Grundlage sei ein Vorschlag der Ukraine, der aber nicht näher ausgeführt wurde. Polen werde diesen Plan prüfen und eigene Vorschläge dazu machen, teilte Solskyjs Ministerium mit.

Telus sagte nach Angaben der Agentur PAP, er freue sich, dass die Ukraine nun direkt mit Polen rede. Kiew solle eine Klage vor der Welthandelsorganisation WTO zurückziehen, forderte er.

Polen lässt zum Ärger der Ukraine Getreide nur im Transit passieren, aber nicht auf den heimischen Markt. Gerade in Wahlkampfzeiten verteidigt die Führung in Warschau die Interessen der polnischen Bauern. Der Ton zwischen den engen Verbündeten wurde deshalb in den vergangenen Tagen rauer. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki schien in einem Interview sogar Waffenlieferungen an die Ukraine infrage zu stellen.


Ukraine beschießt massiv russischen Militärflugplatz auf der Krim

KIEW: Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag den russischen Luftwaffenstützpunkt Saki auf der annektierten Halbinsel Krim massiv aus der Luft angegriffen. Das berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen im Geheimdienst SBU. Es sei eine gemeinsame Aktion von SBU und Marine gewesen. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, über dem Schwarzen Meer und der Krim seien nachts 19 ukrainische Kampfdrohnen abgeschossen worden.

Nach ukrainischen Angaben war der Plan, mit den Drohnen die Flugabwehr auf der 2014 von Russland annektierten Halbinsel zu überfordern. Danach sei der Militärflugplatz mit umfunktionierten Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Neptun beschossen worden. Ähnlich schilderten russische Militärblogger die nächtliche Attacke.

Auf dem Flugplatz Saki im Westen der Krim bei Jewpatorija sei der russischen Technik «ernsthafter Schaden» zugefügt worden, hieß es aus dem SBU. Verwiesen wurde darauf, dass in Saki russische Kampfbomber stationiert seien. Es gebe auch ein Ausbildungszentrum für die Bedienungsmannschaften von Kampfdrohnen iranischer Bauart.

Mit schweren Explosionen in Saki hatte die Ukraine im August 2022 die Kampfhandlungen auf die Krim ausgedehnt. In den vergangenen Wochen gelangen den Ukrainern mehrere Treffer gegen die russische Flugabwehr auf der Halbinsel. Die Ukraine wehrt seit fast 19 Monaten eine russische Invasion ab. Sie will alle besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückholen.


Polen will nur bereits vereinbarte Waffenlieferungen an Kiew erfüllen

WARSCHAU: Vor dem Hintergrund eines Streits um das polnische Importverbot für ukrainisches Getreide will die Regierung in Warschau ihre Waffenlieferungen an Kiew auf bereits abgeschlossene Verträge beschränken. «Im Zusammenhang mit Fragen zu Waffenlieferungen möchte ich Ihnen mitteilen, dass Polen nur zuvor vereinbarte Lieferungen von Munition und Rüstungsgütern ausführt. Einschließlich derjenigen, die sich aus unterzeichneten Verträgen mit der Ukraine ergeben», sagte Regierungssprecher Piotr Müller am Donnerstag. Dazu gehöre auch der größte Auslandsvertrag, den die polnische Rüstungsindustrie nach 1989 abgeschlossen habe - die Lieferung der Kanonenhaubitze Krab. Müller kritisierte, von der ukrainischen Seite habe es zuletzt eine Serie von «absolut inakzeptablen Äußerungen und diplomatischen Gesten gegeben.»

Zuvor hatte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki mit einer Äußerung über Waffenlieferungen an Kiew für Spekulationen gesorgt. In einem am Mittwochabend geführten Interview des Fernsehsenders Polsat News entgegnete er auf die Frage des Moderators, ob Polen trotz des Getreide-Streits die Ukraine weiter bei Waffenlieferungen und humanitärer Hilfe unterstützen werde: «Wir liefern schon keine Rüstungsgüter mehr an die Ukraine, sondern rüsten uns selbst mit den modernsten Waffen aus.»

Morawiecki führte weiter aus, Polen haben seine Bestellungen für Rüstungsgüter enorm erweitert. Die Streitkräfte sollten so modernisiert werden, dass Polen über eine der stärksten Landarmeen Europas verfügen werde, sagte Morawiecki.

Während seine erste Aussage zu den Rüstungsgütern klar formuliert schien, deutete der Kontext des Interviews darauf hin, dass Morawiecki eher keinen vollständigen Stopp der polnischen Waffenlieferungen an Kiew gemeint haben dürfte - vielmehr schien er darauf abzuheben, dass Polen nicht nur Waffen an das Nachbarland liefere, sondern parallel dazu auch die eigene Armee aufrüste. Dennoch war seine Äußerung in mehreren polnischen und internationalen Nachrichtenportalen so interpretiert worden, dass Polen keine Waffen mehr an Kiew liefern wolle. Das EU- und Nato-Land Polen ist einer der wichtigsten politischen und militärischen Unterstützer der Ukraine.


Südkorea warnt vor Waffengeschäften Russlands mit Nordkorea

NEW YORK/SEOUL: Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol hat vor den Vereinten Nationen vor Rüstungsgeschäften zwischen den Nachbarländern Russland und Nordkorea gewarnt. Sollte Nordkorea im Austausch gegen Lieferungen mit konventionellen Waffen an Russland die nötige Technologie für die Verbesserung seiner eigenen Massenvernichtungswaffen erhalten, wäre dies eine «direkte Provokation», sagte Yoon am Mittwoch (Ortszeit) bei der UN-Generaldebatte in New York. Damit wäre nicht nur die Sicherheit der Ukraine, sondern auch Südkoreas bedroht. «Südkorea, seine Verbündeten und Partner werden nicht tatenlos zusehen.»

Yoon spielte auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas an. Dem von Machthaber Kim Jong Un regierten Nordkorea warf er Verstöße gegen Sanktionsbeschlüsse des UN-Sicherheitsrats vor. Es sei paradox, dass ein Staat (Russland), der ständiges Mitglied des höchsten UN-Gremiums sei und ein anderes souveränes Land überfalle, während es «Waffen und Munition von einem Regime» empfange, das offen UN-Resolutionen verletze.

Die USA und Südkorea hatten sich zuletzt mehrfach über die Verhandlungen des Kremlchefs Wladimir Putin mit Kim in der vergangenen Woche in Russland besorgt geäußert. Putin sprach davon, dass es Potenzial für einen Ausbau der militärtechnischen Kooperation gebe. Laut Experten könnte Nordkorea Artilleriemunition und Raketen für Russlands Krieg gegen die Ukraine liefern. Als Gegenleistung soll eine Transfer moderner russischer Militärtechnologien im Gespräch sein. Putin hatte versichert, Moskau werde sich an bestehende Sanktionen des UN-Sicherheitsrats halten.


«De Standaard»: Im Bündnis mit der Ukraine gibt es Risse

BRÜSSEL: Die belgische Zeitung «De Standaard» macht am Donnerstag eine beginnende «Kriegsmüdigkeit» bei Verbündeten der Ukraine aus:

«Auch wenn sich die Republikaner derzeit noch wie Waffenbrüder verhalten, ist nicht auszuschließen, dass sie im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen Ende 2024 eine Kehrtwende vollziehen werden. Sicherlich stellt der Aufstieg von Donald Trump ein existenzielles Risiko für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dar. Trump ist ein erklärter Befürworter einer Verhandlungslösung; er sagte, er könne den Krieg in weniger als einem Tag beenden. Eine Verheißung, bei der man mit öffentlicher Zustimmung selbst von Putin rechnen kann.

Gleichzeitig spürt Selenskyj sehr wohl, dass sich auch bei anderen befreundeten Nationen eine Kriegsmüdigkeit einzustellen beginnt. Erst diese Woche drohte er mit einem Handelsstreit mit Polen, Ungarn und der Slowakei, die sich weigern, ukrainisches Getreide einzuführen, weil sie befürchten, dass ihre eigenen Bauern durch diese Konkurrenz ruiniert werden. Die Spannungen haben sich inzwischen wieder gelegt. Von einem Bruch kann noch keine Rede sein. Aber es gibt Risse, die irgendwann größer werden könnten.»


«Rzeczpospolita»: Ukraine sollte sich Polen nicht zum Feind machen

WARSCHAU: Die polnische Zeitung «Rzeczpospolita» befasst sich am Donnerstag mit dem Getreide-Streit zwischen Polen und der Ukraine:

«Die Ukrainer sollten verstehen, dass sie noch nicht in der EU sind. Die Öffnung des europäischen Marktes für ihre Produkte ist ein Privileg und keine in einem Vertrag verankerte Verpflichtung Brüssels. Sie sollte geschickt genutzt werden und nicht dazu dienen, sich die engsten Nachbarn zu Feinden zu machen. Die Ukraine, deren Kriegsanstrengungen wir so aufrichtig wie möglich unterstützen, ist ein Land, das versucht, den Krieg zu einem moralischen Erpressungsmechanismus zu machen. Der Kampf gegen die Russen soll eine Rechtfertigung dafür sein, dass man sich mit allem einverstanden erklärt, was Präsident Selenskyj von demokratischen Ländern erwartet.

Dennoch ist die Weltpolitik ein kompliziertes Spiel der Interessen, bei dem man nicht immer das Maximum herausholen kann. In diesem Sinne hat Selenskyj bei der UN überreagiert, und die Entscheidung, gegen das polnische Embargo Vergeltung zu üben, könnte für Kiew fatal sein. Es könnte der Beginn einer Kettenreaktion werden, die die beiden Länder für lange Zeit entzweit. Die arroganten Drohungen des polnischen Ministerpräsidenten mit einem Embargo auf weitere Agrarprodukte aus der Ukraine sind nichts anderes als ein perfektes Beispiel dafür, wie eine Kettenreaktion aussehen kann.»


London: Russische Truppen leiden unter ausbleibender Rotation

LONDON: Die russischen Truppen in der Ukraine leiden nach britischer Einschätzung unter mangelnder Zeit für Erholung. Das britische Verteidigungsministerium betonte zum Jahrestag der russischen Teilmobilmachung, die ausbleibende Rotation von Kampfeinheiten sei einer der wichtigsten Faktoren für die niedrige russische Moral. Zudem könne die russische Armee dadurch ihre Truppen nicht gut ausbilden. «Der Mangel an einer solchen Ausbildung trägt höchstwahrscheinlich zu den Schwierigkeiten Russlands bei der erfolgreichen Durchführung komplexer Offensivoperationen bei», hieß es in London weiter.

Das Ministerium verwies auf Aussagen des früheren Generals Andrej Kartapolow, des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament. Demnach seien mobilisierte Soldaten für die gesamte Dauer der «militärischen Spezialoperation», wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland genannt wird, zum Dienst verpflichtet. Zudem habe Kartapolow gesagt, es sei nicht möglich, Personal aus dem Kampfgebiet zu rotieren. Dies sei ein «erneutes Eingeständnis der schwierigen Situation an der Front», betonte das britische Ministerium.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.


Opfer nach neuen Luftangriffen auf Ukraine - Energiesystem als Ziel

KIEW: Russland hat die Ukraine am frühen Donnerstagmorgen mit schweren Luftangriffen überzogen. In der Hauptstadt Kiew habe es im südöstlichen Bezirk Darnyzkyj eine Explosion gegeben, herabfallende Trümmerteile hätten Wohngebäude beschädigt, berichteten ukrainische Medien. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von sieben Verletzten. Auf Fotos war zu sehen, wie Verwundete in Sicherheit gebracht wurden. Auch aus anderen Stadtteilen von Kiew wurde von Schäden berichtet; es gab einige Stromausfälle.

Die ukrainische Luftwaffe fing nach eigenen Angaben bei dem massiven Angriff 41 russische Marschflugkörper ab. Sie seien von strategischen Bombern über der Wolga-Region gestartet worden. Erstmals seit dem vergangenen Winter wurde auch das ukrainische Energiesystem wieder attackiert. Aus der westukrainischen Großstadt Riwne berichtete Gebietsgouverneur Witalij Kowal, Objekte der Energieinfrastruktur seien getroffen worden. In und um Riwne gebe es Stromausfälle.

Russland hatte im vergangenen Winter versucht, die Ukraine durch systematisches Bombardement auf das Energiesystem in die Knie zu zwingen. Das angegriffene Land hielt die Versorgung der Menschen mit Strom, Heizung, Gas und Wasser nur unter größter Mühe aufrecht.

In der zentralukrainischen Stadt Tscherkassy wurde Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko zufolge am Donnerstag ein Hotelgebäude getroffen. Dort seien sieben Menschen verletzt und zehn weitere in Sicherheit gebracht worden, teilte Klymenko auf Telegram mit. In Charkiw im Osten des Landes gab es demnach zwei Opfer. Auch aus dem Gebiet Lwiw im Westen wurde Raketenbeschuss gemeldet.


Chinas Außenminister spricht mit Putin über Kooperation und Ukraine

PEKING/MOSKAU: China und Russland wollen ihre Zusammenarbeit stärken. Außenminister Wang Yi sagte bei einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg, dass die «Multipolarisierung» auf der Welt angesichts einer durcheinandergeratenden internationalen Lage schneller voranschreite, wie das Außenministerium in Peking in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) mitteilte.

Chinas Staatschef Xi Jinping sagte laut Wang Yi, die Welt trete in eine große Veränderung ein, wie es sie seit 100 Jahren nicht mehr gegeben habe. Russland und China sollten daher die Rechte und Interessen beider Seiten wahren, um eine neue Bemühung zu erwirken, die internationale Ordnung in eine gerechte und vernünftige Richtung zu entwickeln, hieß es weiter. Putin und Wang Yi unterhielten sich bei dem Gespräch am Mittwoch den chinesischen Angaben zufolge auch über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Der Kremlchef signalisierte demnach Russlands Bereitschaft, den Konflikt durch Verhandlungen zu lösen.

China ist ein wichtiger Partner Russlands. Putin nahm nach eigenen Worten die Einladung Xi Jinpings an, im Oktober zum Seidenstraßen-Gipfeltreffen nach China zu kommen, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete.

Im Ukraine-Krieg stellt sich die Volksrepublik offiziell als neutral dar, gibt dem Nachbarland aber Rückendeckung. Vor dem UN-Sicherheitsrat betonte Chinas Vizeaußenminister Ma Zhaoxu am Mittwoch, dass China eine «konstruktive Rolle bei einer politischen Beilegung der Ukraine-Krise» spielen wolle.

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