Ukraine-Krise: Aktuelles Geschehen am Donnerstag

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Dammbruch: Selenskyj leitet Krisensitzung zu Trinkwasserversorgung

DNIPRO: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach der Zerstörung des Staudamms Kachowka eine Krisensitzung zur Trinkwasserversorgung der Region Dnipropetrowsk abgehalten. Es gebe Probleme bei der Wasserversorgung der Städte Krywyj Rih, Marganez, Pokrow und Nikopol, berichtete der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak, laut einer Mitteilung des Präsidialamts. Der Minister für Entwicklung und Infrastruktur, Olexander Kubrakow, stellte dabei ein Projekt für den Bau eines neuen Stausees vor, der zumindest teilweise auf dem Gebiet des bestehenden liegen soll.

Der Kachowka-Staudamm war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Daraufhin flossen riesige Mengen Wasser in den Unterlauf des Dnipro, der über die Ufer getreten ist und weite Landstriche im Süden der Ukraine überschwemmt hat. Zugleich sank der Pegel im eigentlichen Stausee dramatisch. Die Trinkwasserversorgung in den anliegenden Regionen ist Behördenangaben nach gefährdet.

Bei der Sitzung ging es laut Präsidialamt auch um den Bau neuer Wasserleitungen in der Region Dnipropetrowsk, die die alten aus dem Kachowka-Stausee ersetzen sollen. Bei einem Treffen zuvor mit Umweltaktivisten hatte Selenskyj die Zahl der potenziell von Trinkwassernot betroffenen Menschen in der Ukraine auf «Hunderttausende» beziffert.


Wasserpegel im Kachowka-Stausee fällt unter kritische Marke

CHERSON: Während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms große Teile der Südukraine überschwemmt sind, droht im Stausee selbst Wassermangel. «Das Niveau liegt schon bei 12,50 Meter, das ist unterhalb des toten Punkts von 12,70 Meter», sagte der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhidroenergo, Ihor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne.

Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu 3 Meter sinken. Damit werde der Dnipro auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren.

Der Kachowka-Staudamm wurde in den 1950er Jahren errichtet, einerseits um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen, andererseits um die Bewässerung der fruchtbaren Äcker in der Südukraine einschließlich der Halbinsel Krim zu gewährleisten. In der Nacht zum Dienstag wurde das Bauwerk zerstört, die Ukraine und der Westen machen Russland dafür verantwortlich. Moskau bestreitet dies und gibt Kiew die Schuld.

Das Kernkraftwerk Saporischja liegt am Südufer des Stausees, ist aber von den Überschwemmungen nicht betroffen. Das Absinken des Wasserpegels dort macht freilich perspektivisch die Kühlung der stillgelegten Reaktoren komplizierter. Akut besteht noch keine Gefahr, denn die Nuklearanlage verfügt über künstlich angelegte Kühlteiche.


Biden und Sunak bekräftigen langfristige Unterstützung für Ukraine

WASHINGTON: Die USA und Großbritannien haben ihre langfristige Unterstützung für die Ukraine bekräftigt. Kremlchef Wladimir Putin glaube, die Allianz würde müde werden und aufgeben, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. «Aber das ist nicht der Fall (...) Wir gehen nirgendwo hin.» Man werde solange für die Ukraine da sein, wie es nötig sei.

US-Präsident Joe Biden sagte, man setze auch auf langfristige Unterstützung zur «Abschreckung künftiger Aggressionen». Man gebe der von Russland angegriffenen Ukraine, was sie jetzt auf dem Schlachtfeld benötige, und helfe, das Militär langfristig zu stärken. Er gehe davon aus, dass diese Unterstützung auch tatsächlich geleistet werde, selbst wenn es im US-Kongress einige Stimmen gebe, «die darüber diskutieren, ob wir die Ukraine weiterhin unterstützen sollten und wie lange wir sie unterstützen sollten».


Russischer Bürgerrechtler wegen «Armee-Diskreditierung» vor Gericht

MOSKAU: In Moskau hat der Prozess gegen den bekannten Bürgerrechtler Oleg Orlow wegen angeblich mehrfacher Diskreditierung der russischen Armee begonnen. Orlow sei am ersten Verhandlungstag erlaubt worden, den Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow in das Team seiner Verteidiger aufzunehmen, teilte das von Orlow geleitete Menschenrechtszentrum von Memorial am Donnerstag mit. Die nächste Verhandlung wurde auf den 3. Juli verlegt.

Das Strafverfahren gegen Orlow wurde im März nach einem Facebook-Eintrag des Bürgerrechtlers eingeleitet, in dem er auf eine Übersetzung seines Artikels für ein französisches Medium verwies. In dem Artikel hatte er Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert.

Orlow wurde bereits zweimal zu einer Geldstrafe wegen «Diskreditierung der Armee» verurteilt. Bei einer neuen Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Haft. Die Bürgerrechtsorganisation Memorial, die im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist in Russland inzwischen verboten.

In Russland sind seit Beginn des Kriegs bereits Dutzende Menschen wegen ihrer Kritik daran zu Haftstrafen verurteilt worden. Zumeist wird dazu der erst nach dem Angriff auf die Ukraine in Russland eingeführte Straftatbestand der Diskreditierung der russischen Armee genutzt. Das im März 2022 vom russischen Parlament, der Staatsduma, verabschiedete Gesetz zielt darauf ab, Kritik an dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg zu ersticken.


Rumänien verlangt Verringerung des russischen Botschaftspersonals

BUKAREST: Rumänien hat Russland aufgefordert, sein Botschaftspersonal in Bukarest um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Damit solle der Umfang der diplomatischen Vertretung Russlands in Rumänien demjenigen angeglichen werden, den Bukarest in Moskau habe, heißt es in einer Mitteilung des rumänischen Außenministeriums vom Donnerstag. Dies spiegele «das aktuelle Niveau der bilateralen Beziehungen, die Rumänien nach Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine drastisch reduziert hat» wider, schrieb das Ministerium weiter. Moskau habe 30 Tage Zeit, diese Anweisung umzusetzen, bei Zuwiderhandeln werde man einigen russischen Diplomaten die Akkreditierung entziehen.

Demnach müsse Russland die Zahl der für die Bukarester Botschaft vorgesehenen Planstellen um 51 reduzieren - 21 Posten für Diplomaten und 30 für technisches Personal. Von den derzeit tatsächlich in Bukarest angestellten Botschaftsangehörigen müssten 11 Diplomaten und 29 Technik- und Verwaltungsangestellte ihre Posten verlassen. Damit würde die Zahl der Planstellen um 61 Prozent verringert und jene der tatsächlichen Botschaftsmitarbeiter um 55,5 Prozent, erklärte das Bukarester Außenministerium weiter. Nicht alle Planstellen in Russlands Bukarester Botschaft sind besetzt.


«Frankfurter Rundschau» zu Folgen des Dammbruchs in der Ukraine

Immer deutlicher wird, wie groß die Schäden der ungeheuren Katastrophe sind für Menschen und Tiere in der Region um den Dnipro, aber auch für die Landwirtschaft und damit für die ökonomische Entwicklung des Landes.

Mittelfristig werden die zu erwartenden Ernteausfälle aus einem Teil der ukrainischen Kornkammer der Welt etwa den Weizen weltweit verknappen und damit den Hunger in vielen Staaten verschärfen. Der Dammbruch verdeutlicht allerdings auch, dass das Putin-Regime im Krieg gegen die Ukraine jedes Mittel einsetzt, um Ukrainerinnen und Ukrainer in die Knie zu zwingen. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf das Kriegsrecht oder langfristige Folgen wie die Umweltzerstörung durch die Wassermassen. Spätestens nach dem Dammbruch sollte allen klar sein, dass Putin diesen Krieg noch lange führen wird. In solchen Konflikten kämpfen die Kontrahenten, bis einem von ihnen die Ressourcen ausgehen. Davon sind beide weit entfernt.


Lettlands Parlamentschef dankt Deutschland für militärischen Beistand

RIGA: Lettlands Parlamentspräsident Edvards Smiltens hat sich für den militärischen und sicherheitspolitischen Beistand Deutschlands für sein Land und die baltischen Nachbarstaaten Estland und Litauen bedankt. Bei einem Treffen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas würdigte er die Führungsrolle der Bundeswehr beim Nato-Gefechtsverband in Litauen und den deutschen Beitrag zur Luftraumüberwachung über dem Baltikum. Unterstützung wünschte sich der zweithöchste Mann in dem an Russland grenzenden EU- und Nato-Staat bei der Beschaffung des deutschen Mittelstrecken-Luftabwehrsystems Iris-T-SLM, das Lettland gemeinsam mit Estland erwerben will.

Bas sicherte Lettland deutsche Solidarität zu. «Nach innen und außen ist für uns klar: Unsere Beistandsverpflichtung gilt. Die Nato-Abschreckung wirkt und sie wird jetzt noch stärker», sagte die SPD-Politikerin. «Wir müssen Sicherheit schaffen für absehbare Zeit, vor und gegen Russland. Der russische Angriff auf die Ukraine hat dies endgültig gezeigt.» Selbstkritisch räumte Bas ein, dass Deutschland zu lange auf Kooperation mit Russland gesetzt habe und nicht auf die Warnungen der mittel- und osteuropäischen Länder gehört habe. Deutschland werde die Ukraine so lange wie nötig unterstützen, betonte sie.

Bas bereist von 7. bis 10. Juni die drei teils auch an Belarus grenzenden baltischen Staaten. Auf ihren bisherigen Stationen in Estland und Lettland habe sie viel Zustimmung für die deutschen Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine und zur Stärkung der Nato-Ostflanke erfahren. «Die Zögerlichkeit, die man am Anfang vielleicht wahrgenommen hat», habe sich inzwischen «komplett gewandelt», sagte Bas. Letzte Station ihrer Reise ist Litauen.


Großbritannien verbietet Import von Gold und Holz aus Belarus

LONDON: Mit neuen Maßnahmen gegen Belarus will Großbritannien Machthaber Alexander Lukaschenko den Geldhahn abdrehen und eine Umgehung von Sanktionen gegen Russland verhindern. Künftig sei die Einfuhr von Holz, Gold, Zement und Gummi aus Belarus als «Einnahmequellen des Lukaschenko-Regimes» verboten, teilte das Außenministerium in London am Donnerstag mit. Untersagt wird zudem der Export von Banknoten und Maschinen sowie von Gütern, Technologien und Materialien, die zur Herstellung chemischer und biologischer Waffen verwendet werden könnten.

«Dieses neue Paket verschärft den wirtschaftlichen Druck auf Lukaschenko und sein Regime, das die russischen Kriegsanstrengungen aktiv unterstützt und die territoriale Integrität der Ukraine ignoriert», sagte der britische Außenminister James Cleverly.

Mit den Sanktionen sollen auch die engen Verbindungen zwischen der belarussischen und der russischen Wirtschaft getroffen und Schlupflöcher geschlossen werden, wie das Ministerium betonte. So werde der Zugang von Belarus zu britischen Finanzmärkten eingeschränkt. Auch das Einfuhrverbot für Waren wie Gold spiele hier eine Rolle, da sie möglicherweise aus Russland stammten.


Hochrangiger Kremlbeamter besucht südukrainisches Flutgebiet

CHERSON: Sergej Kirijenko, Vizechef der Kremlverwaltung, ist in die besetzte südukrainische Region Cherson gereist, um sich ein Bild vom Hochwasser zu machen. «Um die Lage objektiv einschätzen zu können, sind wir gemeinsam (mit Kirijenko) die überfluteten Territorien von Hola Prystan und Oleschky abgefahren - hier ist die Lage am stärksten gespannt», teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter von Cherson, Andrej Alexejenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auf den beigefügten Videos ist zu sehen, wie Kirijenko das Hochwassergebiet inspiziert und mit einem Betroffenen spricht. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms stehen große Flächen der Südukraine unter Wasser.

Kirijenko, der 1998 auf dem Höhepunkt der russischen Finanzkrise kurzzeitig Regierungschef in Moskau war, gilt als Verantwortlicher für die Innenpolitik in der Präsidialverwaltung - und als Kurator für die besetzten Gebiete der Ukraine.

Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung des Kachowka-Staudamms vor. Moskau bestreitet dies und schiebt die Schuld dafür auf Kiew. Von der Umweltkatastrophe betroffen sind sowohl das russisch besetzte Südostufer des Dnipro als auch nordwestlich vom Fluss gelegene Ortschaften im Einflussbereich Kiews. Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag in die schwer vom Hochwasser getroffene Großstadt Cherson reiste, teilte der Kreml mit, dass Russlands Präsident Wladimir Putin vorerst keinen Besuch in der Flutregion plane.

Putin kommentierte die Hochwasserkatastrophe erstmals am Mittwoch in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, als er Kiew die Zerstörung des Staudamms vorwarf. Am Donnerstag, mehr als 48 Stunden nach dem Dammbruch, berichteten russische Medien, dass der Kremlchef Anweisungen an den Zivilschutz gegeben habe, den Menschen in der Region zu helfen. Die Ukraine berichtet bereits seit Tagen über angelaufene Hilfsaktionen auf eigener Seite, klagt aber zugleich darüber, dass Russland diese torpediere.


Zerstörter Staudamm: Bas ruft Europa zu mehr Hilfe für Ukraine auf

RIGA: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im ukrainischen Kriegsgebiet hat Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu gemeinsamen europäischen Hilfsanstrengungen aufgerufen. Mit dem lettischen Parlamentspräsidenten Edvards Smiltens sei sie sich einig darin, «dass jetzt Europa sehr stark mithelfen muss. Also, die Gemeinschaft jetzt auch in der humanitären Katastrophe die Menschen unterstützen muss vor Ort», sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag nach einem Treffen mit Smiltens in Lettlands Hauptstadt Riga.

Bei dem Gespräch sei es darum gegangen, wie die Ukraine nach dem Dammbruch und der folgenden Hochwasserkatastrophe unterstützt werden könne. Deutschland leiste bereits akute Nothilfe durch das Technische Hilfswerk, das Hilfsgüter in die ukrainische Flutregion bringe. «Aber ich denke, es wird im Nachgang sicherlich auch noch mehr Unterstützung brauchen», betonte Bas. Smiltens sagte, die lettische Regierung und die Stadt Riga hätten bereits Hilfe im Wert von einer halben Million Euro bereitgestellt.

Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag im von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben. Auch Smiltens sprach von einem «Terrorakt» und rief dazu auf, Russland klipp und klar als «terroristischen Staat» zu bezeichnen. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew, den Staudamm zerstört zu haben. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.


Zerstörter Damm in Südukraine: Russische Besatzer melden fünf Tote

MOSKAU: Infolge des verheerenden Hochwassers nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der Besatzungschef der besonders betroffenen Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sprach am Donnerstagvormittag im russischen Staatsfernsehen von fünf Toten. Außerdem seien mehr als 40 Menschen verletzt worden. Unabhängig ließen sich diese Zahlen nicht überprüfen. Die Ukrainer warnen seit Tagen vor hohen Opferzahlen auf der besetzten Seite des Flusses Dnipro und werfen den Russen vor, sich nicht ausreichend um die Evakuierung der Zivilisten zu kümmern.

Der Damm in der von russischen Truppen besetzten Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Seitdem strömen riesige Mengen Wasser aus dem Stausee, zahlreiche Orte sind überflutet. Die Ukraine macht - ebenso wie viele internationale Beobachter - Russland für die Katastrophe verantwortlich. Die Regierung des angegriffenen Landes ist davon überzeugt, dass Moskau den Staudamm sprengen ließ, um die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Moskau weist die Vorwürfe zurück und schiebt Kiew die Schuld zu.


Louvre zeigt aus Ukraine evakuierte byzantinische Ikonen

PARIS: Der Pariser Louvre will einen Teil der aus der Ukraine evakuierten kostbaren byzantinischen Ikonen zeigen. Fünf der insgesamt 16 Werke sollen vom 14. Juni bis 6. November der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, bestätigte das Pariser Museum. Die restlichen Ikonen sollen zu Wissenschaftszwecken in den Depots bleiben. Sie stammen aus dem «Bohdan und Varvara Khanenko»-Museum in Kiew, das zu den bedeutendsten Museen der Ukraine zählt.

Die Kunstschätze wurden am 10. Mai unter militärischer Eskorte und dank der Internationalen Allianz für den Schutz des Kulturerbes in Konfliktgebieten (ALIPH) über Polen und Deutschland nach Frankreich gebracht. Laut Louvre soll es sich bei den 16 Werken um die symbolträchtigsten und fragilsten des ukrainischen Museums handeln.

Im Oktober 2022 schlug zehn Meter von dem Museum der westlichen und orientalischen Kunst entfernt eine Rakete ein. Die Sammlungen waren nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 an geheime Orte in Sicherheit gebracht worden - mit Ausnahme von Monumentalgemälden, die nicht umgesetzt werden können. Laut Louvre-Direktorin Laurence des Cars sind die Kostbarkeiten dort nun anderen Bedrohungen ausgesetzt wie Temperaturschwankungen durch regelmäßige Stromausfälle.


Ukraine und Experten: Russische Stellungen durch Wasserflut zerstört

KIEW: Die russischen Truppen haben durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine aus Sicht des Militärs in Kiew und von US-Experten Verluste hinnehmen müssen. Die Besatzer seien nicht vorbereitet gewesen auf die Folgen der Sprengung des Staudamms und hätten deshalb Soldaten, Ausrüstung und Militärtechnik verloren, teilte der Generalstab am Donnerstag in Kiew mit. Es gebe tote, verletzte und vermisste russische Soldaten. Auch Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stellten fest, dass durch die Fluten aus dem Stausee russische Verteidigungsstellungen in der Frontlinie vernichtet worden seien.

Russland hält den Großteil des Gebiets Cherson besetzt. Entgegen der Einschätzung vieler internationaler Beobachter hat Moskau behauptet, Kiew habe den Staudamm gezielt zerstört. Russische Militärblogger meinen, die ukrainischen Truppen könnten nun in dem besetzten Gebiet leichter vordringen, um die Region und dann auch die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim zurückzuerobern. Die Ukraine weist das als russische Propaganda zurück und betont, dass russische Truppen den Staudamm und das Wasserkraftwerk vermint und dann gesprengt hätten. Ziel dieses «Terroranschlags» aus Kiewer Sicht sind russische Pläne, die geplante ukrainische Großoffensive auszubremsen.

Die oppositionsnahe russische Recherchegruppe CIT (Conflict Intelligence Team) sieht die Ursache für die Katastrophe in einer «verbrecherischen Nachlässigkeit der Besatzer». Die russischen Truppen hätten schon seit November 2022 den Abfluss von Wasser aus dem Stausee nicht mehr reguliert und so ein Zerbersten der Mauer in Kauf genommen. Die allmähliche Zerstörung der Staumauer sei auf Satellitenaufnahmen zu sehen und durch unabhängige Quellen belegt.

Dagegen hatte Ukraine bereits am Dienstag kurz nach der Zerstörung den Namen der Armeeeinheit und des Kommandeurs genannt, die ihren Erkenntnissen zufolge die Sprengung herbeigeführt hätten. Das zentrale russische Ermittlungskomitee in Moskau hat eine Untersuchung eingeleitet. Diskutiert wird international eine Untersuchung zu den Ursachen der Kraftwerkszerstörung.


London: Heftige Kämpfe an verschiedenen Frontabschnitten

LONDON: In der Ukraine wird nach Angaben britischer Geheimdienstexperten weiterhin an mehreren Frontabschnitten heftig gekämpft. Die Ukrainer behielten dabei in den meisten Gebieten die Initiative, hieß es am Donnerstag im täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London. Die russischen Truppen seien wahrscheinlich angewiesen, so bald wie möglich zum Angriff überzugehen. So hätten tschetschenische Einheiten einen erfolglosen Versuch gemacht, den Ort Marjiwka nahe der Stadt Donezk einzunehmen.

Die Wasserstände seien nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine am Mittwoch weiter gestiegen, dürften aber im Laufe des Donnerstags zurückgehen, so die Mitteilung der Briten weiter. Beschuss habe die Evakuierung von Zivilisten in den Überschwemmungsgebieten erschwert.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.


«Politiken»: Niemals die unschuldigen Opfer in der Ukraine vergessen

KOPENHAGEN: Die liberale dänische Tageszeitung «Politiken» (Kopenhagen) kommentiert am Donnerstag die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der südukrainischen Region Cherson:

«Krieg bedeutet konkrete Schicksale. Menschen, die getötet werden, verletzt werden oder wie jetzt ihr Zuhause verlieren wegen der Zerstörung des Staudamms. Wer hinter der Explosion des riesigen Staudamms steckt, ist wie vieles andere im Krieg unklar. Was sicher ist: Die Zerstörung des Staudamms ist eine Katastrophe für viele unschuldige Menschen. Es sind die unschuldigen Opfer, die den Preis für einen Krieg bezahlen, der - so furchtbar das auch klingt - viel zu leicht zum Alltag wird für uns weit entfernt von der Front. Sie dürfen wir niemals vergessen. Gewöhnliche Menschen, die einfach nur ihr Leben in Frieden und Freiheit wie wir anderen leben wollen.»


Pence: Ukraine braucht Unterstützung gegen Russland

WASHINGTON: Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence würde die Ukraine als Präsident der Vereinigten Staaten eigenen Worten zufolge weiterhin militärisch gegen Russland unterstützen. «Wir müssen den Menschen in der Ukraine die Fähigkeit geben, zu kämpfen», sagte Pence am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Fragestunde mit Bürgern im TV-Sender CNN.

Dabei teilte er auch gegen seinen ehemaligen Chef, Ex-Präsident Donald Trump aus. Dieser habe Kremlchef Wladimir Putin bei dessen Einmarsch ein «Genie» genannt. «Ich kenne den Unterschied zwischen einem Genie und einem Kriegsverbrecher und ich weiß, wer im Krieg in der Ukraine gewinnen muss - und es sind die Menschen, die für ihre Freiheit und für die Wiederherstellung ihrer nationalen Souveränität in der Ukraine kämpfen», sagte Pence.

Pence hatte zuvor mit einem Video seine Bewerbung für die republikanische Präsidentschaftskandidatur öffentlich gemacht. Auch Trump tritt nach seiner Niederlage 2020 wieder an. Von 2017 bis 2021 war Pence Trumps Stellvertreter im Weißen Haus - mittlerweile haben sie ein schwieriges Verhältnis. Die Präsidentenwahl steht am 5. November 2024 an. Wer am Ende der offizielle Kandidat oder Kandidatin wird, entscheidet eine parteiinterne Vorwahl. Trump liegt in den Umfragen weit vor den anderen republikanischen Bewerberinnen und Bewerbern - doch noch kann viel passieren.

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Leserkommentare

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