Überleben der Tauchschulen im Golf von Thailand

Konkurrenz riesig – Druck der Behörden – Preisdumping ruiniert Markt 

Tauchschulen auf Koh Tao: Das Geschäft hat durch viele Anbieter, Dumpingpreise und manche Wetterkapriolen der vergangenen drei Jahre gelitten.
Tauchschulen auf Koh Tao: Das Geschäft hat durch viele Anbieter, Dumpingpreise und manche Wetterkapriolen der vergangenen drei Jahre gelitten.

KOH TAO: Wenn sich auf 21 Quadratkilometern 120 Tauchschulen tummeln und um Schüler werben, klingt das nach rauer See. Noch ruppiger stellt sich die Situation der nationalen und internationalen Dive Center und Shops aufgrund eines fast ruinös anmutenden Preiskampfes dar. Koh Tao ist nur ein Beispiel für den extrem harten Wettbewerb der Tauchindustrie Thailands.

Die rosigen Zeiten der Taucherbranche sind lange vorbei. Wer sich heute auf dem umkämpften Markt behaupten will, braucht ein extrem gutes Marketing, Wetterglück und sollte am besten noch Geld mitbringen. Nur wenige der Tauchschulen arbeiten übers Jahr gesehen im schwarzen Zahlenbereich. Hinzu kommt, dass die neu gegründete Spezialeinheit der Thai Tourist Police seit Monaten ausgerechnet bei den klammen Tauchschulen mit Razzien Angst und Schrecken verbreitet.

Ohne Original-Arbeitspapiere direkt in den Knast

Wer bei der Kontrolle ohne seinen Original-Reisepass mit B-Visum für die Arbeitsaufnahme in Thailand und ohne das blaue Arbeitsdokument angetroffen wird, befindet sich in Not. Die Tourist Police griff seit Jahresbeginn hart durch und selbst Tauchlehrer, die später ihre gültigen Papiere Zuhause nachreichen konnten, landeten erst einmal in Haft. Eiligst bezahlte hohe Geldbußen können nicht immer den langwierigen Gang vors Gericht in Surat Thani oder Koh Samui ersparen. Die Branche, erzählt ein Insider auf Koh Samui, befindet sich in Aufruhr.

Auf Koh Tao kämpfen heute so viele Tauchunternehmer um die Marktanteile wie nie zuvor, Preisbrecher belasten zusätzlich die Kalkulation. Mit umgerechnet 350 Euro kann sich der Schüler sein Open Water Tauchzertifikat nach dreitägiger theoretischer und praktischer Ausbildung sichern. Bei Online Buchungen gibt es kräftige Preisnachlässe bis zu 20 Prozent – und schwarze Schafe, zumeist einheimische Anbieter – unterlaufen sogar dieses knappe Preisniveau.

Manche fahren mit einem einzigen Tauschüler raus…

Konnten vor wenigen Jahren im Schnitt noch vier Tauchschüler mit einem Instrukteur oder Dive Master ihre Ausbildung machen und damit wichtige Einnahmen sichern, hat sich die Anzahl der Studenten halbiert. Nicht selten sind es nur noch zwei Tauchanwärter, die statistisch zu Buche schlagen – manche notleidende Tauchschule fährt notgedrungen sogar mit einem einzigen Kunden raus.

Die Verdienstmöglichkeiten für die Tauchlehrer waren noch nie besonders gut, mittlerweile nähern sie sich der Hungertuch-Marke. 3.600 Baht, etwa 100 Euro, verdient ein Tauchlehrer bei einem dreitägigen Ausbildungskurs maximal. Davon muss er leben, seine Arbeitserlaubnis und das Visum bezahlen und den turnusmäßigen 90-Tages-Visarun bestreiten. Kein Wunder, dass immer mehr westliche Tauch-Abenteurer alter Tage Koh Tao den Rücken gekehrt haben.

Ziel: Gemeinsam gegen das ruinöse Preisdumping

Die Perspektiven fürs Geschäft sind nicht rosig, zumal Wetterkapriolen in den vergangenen Jahren zusätzlichen Druck auf die Branche ausgeübt haben. Auf Koh Phi Phi, im indischen Ozean, konnten sich zumindest alle Tauchschulen in einer großen Vereinigung zusammenschließen, um Preisdumping zu verhindern und um als Interessensverband gegenüber den Behörden mehr Gewicht zu erhalten.

In Koh Tao soll es ähnliche Bemühungen geben, verlautet aus Insiderkreisen. Am Ende könnten auch hier die Tauchschulen davon profitieren, dass sich alle an Mindestpreise bei der Ausbildung und bei Tauchfahrten halten. Selbst von offizieller Stelle soll eine Art Taucher-Vereinigung Koh Tao Unterstützung erhalten, nun müssen sich die vielen Anbieter verständigen und auf eine gemeinsame Linie einigen. Bis August, sagt ein britischer Tauchlehrer auf Koh Tao, seien Verhandlungen anberaumt und eine Entscheidung soll dann im Interesse aller schnell fallen.

Quelle: Foto: Gruber

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André Brunner 16.06.18 13:46
Die jetzige Regierung möchte, dass in Thailand nur Thais arbeiten und verdienen sollen. Dies ist zum Teil verständlich.
Zum Beispiel in der Textilbranche und in der Landwirtschaft ist dies auch möglich. Die Touristenbranche braucht aber geschulte Fachkräfte, die ein verständliches Englisch sprechen, um einen guten Eindruck den Touristen zu hinterlassen. Nur dann kommen sie gerne wieder. Also sollte die Polizei mit seinen Schikanen aufhören und Arbeitsgenehmigungen großzügiger und einfacher erteilen. Dies würde den Tourismus fördern, also gut für Thailand.
Rudolf Lippert 16.06.18 10:35
Im falschen Film
Wettbewerb soll es nicht geben? Wie wäre es denn, wenn sich auf 21 Quadratkilometern 12 Tauchschulen tummelten? Dann kostete es nicht 350 EUR sondern 3.500 EUR, dann wäre alles ok? Jeder, der eine Firma gründet muss Geld mitbringen. Arbeitete ich, speziell in TH, ohne Arbeitsgenehmigung, würde mir bei einem offiziellen Check auch Angst und Bange werden. Warum soll man davon ausgehen illegal arbeiten zu können und wenn man erwischt wird, wird dies mit einem thailändischen Lächeln und einem kleinen Trinkgeld geregelt? (Der deutsche Zoll macht auch Razzien mit Spezialeinheiten auf der Suche nach illegalen Aufenthaltern und Lohndumping) Wer lebt von drei Tagen Arbeit für 100 EUR? Mein Monat hat 30/31 Tage. "...Preisdumping zu verhindern...Mindestpreise..." Sowas könnte man auch Kartell nennen, oder harmloser: Preisabsprachen.
Alles tendenziös.