Überfüllte Friedhöfe in Rom

Bürgermeisterin in der Kritik

Die Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi, nimmt an einer Pressepräsentation teil. Foto: epa/Riccardo Antimiani
Die Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi, nimmt an einer Pressepräsentation teil. Foto: epa/Riccardo Antimiani

ROM: In Italiens Hauptstadt Rom ist die Diskussion um überfüllte Friedhöfe wegen der Corona-Pandemie wieder aufgeflammt und hat die Bürgermeisterin in die Bredouille gebracht. Der Abgeordnete Andrea Romano von den Sozialdemokraten hatte sich öffentlich darüber beschwert, dass er seit zwei Monaten seinen toten Sohn nicht beerdigen könne. Das Unternehmen Ama, das in Rom für die Friedhöfe zuständig ist, habe auf seine erneute Anfrage hin gesagt, es könne keinen Bestattungstermin nennen, sagte Romano im Interview der Zeitung «Corriere della Sera» am Freitag. Ama rede sich mit der Corona-Krise raus, erklärte er weiter.

Romano warf der Bürgermeisterin Virginia Raggi von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung vor, sich zu weigern, die Lage auf den Friedhöfen zu erklären. Einen Tag zuvor hatte er seinen Fall auf Twitter öffentlich gemacht und von einer «Schande» gesprochen.

Raggi sagte am Donnerstagabend, das, was der Familie Romano und anderen Familien widerfahren sei, sei «unentschuldbar». Ama habe ihr zugesichert, an einer Lösung zu arbeiten, um den Bürgern in diesem Moment des Corona-Notfalls Antworten zu geben.

Seit Wochen reihen sich Medienberichten zufolge Särge, die für eine Bestattung oder Einäscherung vorgesehen sind, auf den Friedhöfen Roms - teils im Freien oder in Kühllastern. Die Bestattungsunternehmen hatten in der vergangenen Wochen mit einem Protest auf die Lage aufmerksam gemacht. Ihren Angaben zufolge soll es sich um rund 2000 Särge handeln, wie die Zeitung «La Repubblica» am Freitag schrieb. Ama spricht demnach allerdings von etwa 850.

Ab Montag will Ama die Wartezeiten für Einäscherungen verkürzen, indem diese per Antrag auch in anderen Orten ermöglicht werden sollen. Damit solle sich der Bestand an eingelagerten Särgen verringern. Ama zählte nach eigenen Angaben von Oktober 2020 bis Freitag rund 5000 Tote mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Lagerstruktur sei ausgebaut worden und unaufschiebbare Friedhofsarbeiten hätten Priorität gehabt.

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