Über sieben Millionen Corona-Infektionen

Ein indischer Mitarbeiter des Gesundheitswesens sammelt in Neu-Delhi Tupferproben für einen Schnelltest zum Nachweis des Coronavirus COVID-19-Antigens. Foto: epa/Str
Ein indischer Mitarbeiter des Gesundheitswesens sammelt in Neu-Delhi Tupferproben für einen Schnelltest zum Nachweis des Coronavirus COVID-19-Antigens. Foto: epa/Str

NEU DELHI: Indien hat mehr als sieben Millionen Corona-Infektionen registriert. Allein innerhalb von 24 Stunden seien rund 74.000 nachgewiesene Neuinfektionen hinzugekommen, berichtete das indische Gesundheitsministerium am Sonntag. Das Land mit über 1,3 Milliarden Einwohnern hat damit nach den USA die zweitmeisten bekannten Infektionen.

Die offiziellen Neuinfektionen nehmen in absoluten Zahlen seit längerem schneller zu als in jedem anderen Land der Welt. Gleichzeitig macht sich unter der Bevölkerung eine Maskenmüdigkeit breit. Auch Abstandsregeln werden weniger befolgt. Der Chef der Ärztevereinigung des Bundesstaates Maharashtra sagte: «Die Leute glauben, dass sie sicher sind, weil sie bis jetzt noch nicht infiziert worden sind.»

Indien verzeichnet laut Johns-Hopkins-Universität die drittgrößte Zahl von Menschen, die im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind - nach Daten des indischen Gesundheitsministeriums rund 108.000. Auf die Bevölkerung gerechnet sind dies zwar weniger Corona-Tote als in anderen Ländern. Allerdings ist die Testrate in Indien noch deutlich niedriger als in vielen anderen Staaten.

Zuletzt stiegen die täglichen offiziellen Fallzahlen zwar etwas weniger stark als mehrfach im September mit mehr als 90.000 Fällen pro Tag. Allerdings warnen etliche Ärzte davor, dies als Indiz zu nehmen, dass Indien das Schlimmste überstanden habe - besonders, da in den kommenden Wochen mögliche Superspreader-Anlässe stattfinden. So stehen Wahlen im Bundesstaat Bihar mit mehr als 70 Millionen Wahlberechtigten an und zudem mehrere mehrtägige und wichtige hinduistische Feste, bei denen sich oft größere Menschenansammlungen bilden. Gleichzeitig berichteten örtliche Medien in einigen Teilen des Landes von einem Mangel an medizinischem Sauerstoff in Krankenhäusern.

Doch trotz der steigenden Corona-Zahlen lockert die Regierung zunehmend Maßnahmen. Sie betont, es gebe eine niedrige Todesrate und eine relativ hohe Genesungsrate. Dies könnte nach Expertenangaben unter anderem an der relativ jungen Bevölkerung liegen. Außerdem werden in Indien ohnehin generell viele Tote nie erfasst. Doch die Regierung will die Wirtschaft wieder beleben, die wegen eines ehemals strikten Lockdowns stark gelitten hatte. Viele Millionen Menschen hatten ihre Jobs verloren. Die indische Zentralbank ging zuletzt von einem Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes von 9,5 Prozent im Finanzjahr 2020 und 2021 aus.

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