Heute zählt Thailand weltweit zu den beliebtesten Urlaubsländern. Trotz der unterschiedlichen kulturellen Wurzeln verläuft der Umgang zwischen Thais und Farangs zumeist friedlich, was nicht zuletzt auf die tolerante buddhistische Lehre zurückzuführen ist. Trotzdem sind Thais mehrheitlich davon überzeugt, dass Farangs sie und ihre Lebensweise niemals ganz verstehen werden.
Gleichzeitig bleiben ihnen die „Langnasen“, wie sie ihre westlichen Besucher schmunzelnd oder neidisch oft nennen, höchst rätselhaft, auch wenn sie selbst den Einflüssen des Westens immer mehr unterliegen. Zahlreiche Beziehungen geben darüber Auskunft.
Unzählige Touristen kommen alljährlich nach Pattaya, der „Sin City“ des Landes. Hier treffen sie junge Thais beiderlei Geschlechts. In der Regel sind es Kurzzeitbeziehungen. Aber diese Thais versuchen, auch nach der Abreise ihres Sex-Partners den Kontakt aufrecht zu erhalten. Um in Liebe auf ihn und seinen nächsten Urlaub zu warten, brauchen sie natürlich dessen Geld. Und ihr verliebter Hampelmann aus Europa überweist jeden Monat so viel wie er erübrigen kann, in der Hoffnung, die oder den Geliebten bald wiederzusehen, ohne zu ahnen, dass er einer von zehn oder mehr ZahlmeisÂtern ist, die an die große Liebe glauben, in Wahrheit aber eine ganze Thai-Familie ernähren.
Tausende fallen täglich auf diese Tricks rein.
Andere entschließen sich, hier zu bleiben und gehen eine Verbindung mit einer oder einem Thai ein. Das nimmt oftmals ein schlimmes Ende. Wenn die Beziehung aus Thai-Sicht ausschließlich finanzielle Gründe hatte, dann ist Schluss, sobald der Geldhahn nicht mehr fließt. Der Farang ist nicht nur sein Haus los, das natürlich auf den thailändischen Namen eingetragen ist, weil Ausländer hier keinen Grund und Boden erwerben können. Bettelarm muss er die Heimreise antreten.
Zu kurz kommen bei solchen Beschreibungen immer wieder die anständigen, unauffälligen Besucher, die hier mit ihren Familien einfach Erholung suchen, in der Sonne unter Palmen, am Meer und am Strand. Sicher, auch unter ihnen gibt es manchmal Typen, die sich nicht zu benehmen wissen, die sich an der Beach nackt im Sand wälzen oder – viel schlimmer – die auf Buddhastatuen klettern, um sich in Siegerpose fotografieren zu lassen. Das mögen Thais überhaupt nicht. Es verletzt sie zutiefst, und es kann zur Ausweisung dieser Rechtsbrecher führen. MeisÂtens sind sie jedoch tolerant, rechnen es den Fremden als Unkenntnis an und lassen es bei einer Belehrung oder Rüge bewenden. Natürlich fragen sie sich in solchen Fällen, warum diese Farangs sich nicht vor ihrer Reise über die Sitten und Gebräuche informieren, die den Einheimischen wichtig oder heilig sind.
Auch Sextouristen werden von der Bevölkerung nicht mehr so gern gesehen, wenn man von den Profiteuren dieses Marktes absieht. Die thailändische Regierung versucht seit Jahren, Thailand von seinem Sex-Image zu befreien. Ihre Bestrebungen sind aber halbherzig, etwa nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Um langjährige Beziehungen zwischen kulturell unterschiedlich geprägten Menschen dauerhaft zu erhalten, bedarf es nicht nur großer Toleranz, sondern auch einem Höchstmaß an Rücksichtnahme und Verständnis. Diese Tugenden scheinen bei Farangs oftmals schwach ausgebildet zu sein. Viele sind davon überzeugt, dass ihnen mit ihrem Geld und wegen ihrer Herkunft alle Vorrechte zustehen. Und viele Thai-Ladys haben es auch nur auf ihre Geldbeutel abgesehen.
Deshalb plädiere ich für mehr Realitätssinn: Wenn ein fetter alter Farang sich auf dem ersten Blick in eine wunderschöne junge Thai verliebt und diese ihn sofort anhimmelt, dann sollten alle AlarmgloÂcken läuten. Leider setzen sie in der Regel aus.
Abschließend möchte ich von meiner ganz privaten Thai-Beziehung berichten: Mein Adoptiv-Sohn Christian hat nach zweijähriger Bekanntschaft seine liebe Nok, eine thailändische Zahnärztin geheiratet. Das Paar lebt heute in Deutschland, hat zwei Söhne und ist auch nach zwölf Jahren noch sehr glücklich miteinander. Ich reise demnächst wieder nach Deutschland und freue mich schon auf meine Familie, auf meine beiden thai-deutschen Enkel Tiago und Tino, die mit ihren Eltern auf dem Flughafen in Frankfurt auf mich warten: „Opa, Opa, wir haben dich so vermisst.“ Und dann wird geherzt, geschmust und gefeiert.
Das ist für mich die Idealform von Beziehungen zwischen Thais und Farangs.