Turbulente Zeiten für die Reisebranche

Tui-Chef rechnet mit schwächerer Nachfrage in der Sommersaison

Touristen entspannen bei einer Massage auf Phukets Kata Beach. Thailand-Buchungen erfolgen bisher zögerlich. Foto: epa/Yongyot Pruksarak
Touristen entspannen bei einer Massage auf Phukets Kata Beach. Thailand-Buchungen erfolgen bisher zögerlich. Foto: epa/Yongyot Pruksarak

PHUKET: Die Menschen in Deutschland schmieden Urlaubspläne. Dennoch dürfte 2020 kein einfaches Jahr für die Tourismusindustrie werden. Für Unsicherheit sorgt aktuell die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus.

Thomas-Cook-Pleite, Klimadebatte und Ausbreitung des neuartigen Coronavirus: Die Zeiten sind turbulent für die deutsche Tourismusbranche. Zwar berichten größere Veranstalter von steigenden Buchungszahlen für die traditionell umsatzstarke Sommersaison. Doch ob das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres auch 2020 wächst, ist noch nicht ausgemacht.

Der Chef Tui-Chef Fritz Joussen zeigt sich überzeugt, dass die Menschen in Deutschland und Großbritannien in diesem Jahr weniger in Urlaub fliegen werden. Darauf deuteten die bisherigen Buchungszahlen hin. Ganz sicher könne man sich dabei aber nicht sein. „Vielleicht buchen die Menschen doch noch im Last-Minute-Geschäft“, sagte Joussen jüngst. Tui selbst verzeichnet steigende Nachfrage, auch wegen der Insolvenz des Wettbewerbers Thomas Cook.

Auch andere Veranstalter wie die FTI Group und Schauinsland-Reisen berichten von reger Nachfrage für die Sommersaison. „Unsere Buchungen entwickeln sich sehr positiv und liegen im zweistelligen prozentualen Plus im Vergleich zum Vorjahr“, sagt eine FTI-Sprecherin. Schauinsland Reisen verzeichnet nach eigenen Angaben bislang ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr. Ehrgeizige Ziele hat sich Alltours gesetzt. Der Veranstalter plant früheren Angaben zufolge für das gesamte Reisejahr mit 20 Prozent mehr Buchungen.

Buchungen für Thailand zögerlich

FTI und Schauinsland stellen bislang auch keine größere Verunsicherung von Kunden wegen der Ausbreitung des Sars-CoV-2 genannten Virus fest. „Lediglich für einige Destinationen, wie zum Beispiel Thailand, gibt es ein zögerliches Buchungsverhalten bei den Gästen – allerdings auch keine Stornos“, heißt es bei FTI. Tourismus-Experte Martin Lohmann hält eine generelle Reise-Zurückhaltung für unwahrscheinlich: „Bei Sars und Ebola haben die Menschen bestimmte Ziele gemieden, aber nicht aufs Reisen verzichtet“.

Grundsätzlich stehen die schönsten Wochen des Jahres bei den Bundesbürgern auch in diesem Jahr hoch im Kurs. Die Einkommen sind gestiegen, die Lage am Arbeitsmarkt ist weiterhin gut. Nach einer Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen sind sich fast zwei Drittel der Bundesbürger bereits sicher, in diesem Jahr wenigs­tens fünf Tage zu verreisen.

Nach Erkenntnissen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) ist die Urlaubslust der Menschen in Deutschland seit Jahren weitgehend konstant. Lohmann, wissenschaftlicher Berater der FUR und Leiter des Instituts für Tourismusforschung in Nordeuropa (NIT), hält es allerdings für vorstellbar, dass manche Sonnenhungrige später buchen in der Hoffnung auf günstigere Konditionen.

Top-Reiseziel bleibt das eigene Land

Das Top-Reiseziel der Bundesbürger wird der FUR-Reiseanalyse zufolge auch in diesem Jahr in Deutschland bleiben. Rund 30 Prozent der Urlauber werden die Auszeit zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen verbringen. Weitere beliebte Ziele sind Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Kroatien und Griechenland spielen ebenfalls in der Top-Liga mit.

Bremsspuren könnte das sich in Ostasien ausbreitende Virus Sars-CoV-2 bei den Veranstaltern von Kreuzfahrten hinterlassen. So beendete Aida Cruises jüngst die Asiensaison vorzeitig, die normalerweise erst im April endet. Mittel- und langfristig erwartet die Branche keine Nachwirkungen, wenn die Krankheitswelle wieder abgeklungen sein wird. Der seit Jahren anhaltende Kreuzfahrt-Boom werde weitergehen, zeigt sich Helge Grammerstorf, Deutschland-Direktor des internationalen Verbandes der Kreuzfahrtreedereien CLIA zuversichtlich. Die Schiffe seien gut gebucht.

Nach CLIA-Daten gingen in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres etwa 1,8 Millionen Bundesbürger an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Gerade einmal 43.000 (2,4 Prozent) zog es nach Asien und China. Die beliebtesten Reiseziele waren unverändert Nordeuropa, Mittel- und Westeuropa sowie die Kanaren.

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Leserkommentare

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Sitting Bull 05.03.20 13:10
Was eine Schoenbeterei
Das glauben die doch selbst nicht. Momentan lassen 60% aller Flugreisenden ihre bezahlten Tickets VERFALLEN und bleiben zu Hause. Wer glaubt Corvid 19 wird einfach so verschwinden und Alles ist gut, hat nicht verstanden, dass es eben erst richtig anfängt. Ich müsste dringend für Papierkram nach Thailand, verkneiffe mir aber Grad jede Reise....und da bin ich sicher nicht alleine. Wer will schon irgendwo in Quarantäne landen. Hallo?
Jürgen Franke 02.03.20 10:33
Herr Blum, glücklicherweise kann ich Ihre
negativen Erfahrungen nicht bestätigen, da ich erst 10 Jahre sehr glücklich und zufrieden in Thailand lebe. Ich treffen nach wie vor auf höfliche und hilfsbereite Thais. Es ist jedoch davon ausgehen, dass Menschen ohne Geld in keinem Land gerne gesehen werden. Wer als älterer Mensch ins Ausland geht, sollte sich auch rechtzeitig mit den gesundheitlichen Risiken befassen. Nach wie vor gibt es Krankenkassen, die auch Personen Ihres Alters versichern. Die Kosten der Krankenhäuser liegen in einem Bereich, den die Versicherungen akzeptieren.
Thomas Thoenes 01.03.20 16:25
Ja und das TOP Reiseziel Deutschland hat
ja auch sein Angebot stark erweitert. Abenteuerurlaub in Duisburg, Bäume roden bei Tesla, Besichtigung und Zählen der leeren Stühle im Bundestag, die letzten Bollwerke der Autofahrt ohne Limit mit einem 7er BMW erkunden usw. usw. Da dürften Urlaubsziele wie Thailand mit zu hohem TB, verschärften Visabestimmungen, 20 Stunden Flug inkl. Zollabfertigung usw es schon schwer haben mit zu halten.
Thomas Brack 01.03.20 16:19
WOW....
Wie die da draufkommen, unglaublich dieses Wissen