Tunnelweltmeister Schweiz feiert

​Blick auf tolle Tunnel weltweit

Foto: epa/Urs Flueeler
Foto: epa/Urs Flueeler

GENF: Die Schweiz wäre riesig, wenn das Gelände nicht so aufgefaltet wäre, lautet ein Scherz. Um trotz Bergen gutes Durchkommen zu haben, sind die Schweizer Tunnelmeister. Sie feiern jetzt eine Neueröffnung und ein Jubiläum. Aber tolle Tunnel können auch andere Länder.

Als Tunnel-Weltmeister haben sich die Schweizer spätestens 2016 hervorgetan, als sie den längsten Eisenbahntunnel der Welt einweihten: 57 Kilometer führt der Gotthard-Basistunnel unter den Alpen hindurch. Die Berge sind im Nachbarland durchlöchert wie ein Schweizer Käse: Mehr als 550 Auto-, Eisenbahn-, Wasser- und andere Tunnel gibt es schon. Am Freitag (3. September) wird ein weiteres unterirdisches Bauwerk übergeben - der 15 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel im Tessin. Am Samstag (4. September) feiert der alte Gotthard-Straßentunnel 40-jähriges Bestehen. Zeit für einen Blick auf ikonische Tunnelbauwerke.

DER LÄNGSTE EISENBAHNTUNNEL DER WELT: Das ist der 2016 eröffnete Gotthard, mit einer Länge von 57 Kilometern. Autos und Lastwagen werden auf die Schiene gebracht. Personenzüge rauschen teils mit 200 Kilometern in der Stunde hindurch, die Fahrt dauert keine 20 Minuten.

DER LÄNGSTE AUTOBAHNTUNNEL DER WELT: Der Lærdalstunnel in Norwegen ist 24,51 Kilometer lang. Er feiert im November 20-jähriges Bestehen. Der Tunnel verkürzt die Autobahnfahrt zwischen Oslo und Bergen. Er wurde extra kurvig angelegt, damit die Autofahrer nicht ermüden. Alle paar Kilometer gibt es bunt beleuchtete Galerien zur Abwechslung.

DER HÖCHSTGELEGENE TUNNEL DER WELT: Der Punta Olímpica liegt in den Anden in Peru auf gut 4700 Metern. Er wurde 2013 eröffnet. Der Tunnel ist zwar nur rund 1400 Meter lang, aber er verkürzt die Reise zwischen zwei Tälern von neun auf zweieinhalb Stunden.

DER TIEFSTE STRAßENTUNNEL DER WELT: Der Eiksundtunnel in Norwegen liegt 287 Meter unter dem Meeresspiegel, ist acht Kilometer lang und verbindet seit 2008 einige Inselkommunen mit der Westküste. An einer Stelle hat der Tunnel eine Steigung von 9,6 Prozent.

DER LÄNGSTE UNTERWASSERTUNNEL DER WELT: Von den 50 Kilometern des 1994 eröffneten Eurotunnels verlaufen 37 Kilometer komplett unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien. Am tiefsten Punkt verlaufen die Eisenbahnröhren 75 Meter unter dem Meeresboden.

DER LÄNGSTE FORSCHUNGSTUNNEL DER WELT: Er gehört zum Teilchenbeschleuniger der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) und liegt rund 50 Meter unter dem schweizerisch-französischen Grenzgebiet. Er wurde 2008 eröffnet. Hier gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung, im Gegenteil: Protonen schaffen mehr als 11.000 Umrundungen - pro Sekunde.

EINER DER SICHERSTEN TUNNEL DER WELT: Der 2011 eröffnete A86-Duplex-Tunnel in Paris gilt als besonders sicher, weil die Fahrbahnen in die entgegengesetzten Richtungen nicht nebeneinander, sondern übereinander liegen. Der zehn Kilometer lange Tunnel hat ein intelligentes Unfallwarnsystem, bei einem Brand wird automatisch Wassernebel zum Feuerlöschen freigesetzt.

DEUTSCHE REKORDHALTER: Der längste Unterwassertunnel in Deutschland ist der 1975 freigegebene neue Elbtunnel mit gut 3300 Metern, der bei Hamburg unter der Elbe durchführt. Der längste Autobahntunnel ist der Rennsteigtunnel in Thüringen. Er führt seit 2003 unter dem Kamm des Thüringer Waldes hindurch und ist knapp acht Kilometer lang.

ANDERE BERÜHMTE TUNNEL: Der Tunnel des Großen St. Bernhard in der Schweiz war bei der Eröffnung 1964 mit 5,8 Kilometer der erste alpendurchquerende Straßentunnel Europas. Der 11,6 Kilometer lange Montblanc-Tunnel verbindet seit 1965 Chamonix in Frankreich mit Courmayeur im italienischen Aostatal. Der Seikan-Tunnel in Japan ging 1988 als längster Unterwassertunnel an den Start. Er verbindet über gut 53 Kilometer die Inseln Honshu und Hokkaido. Weil die Strecke aber nur gut 23 Kilometer unter Wasser liegt, wurde er 1994 vom Eurotunnel überholt.

DER SCHÖNSTE TUNNEL DER WELT (sagen zumindest die Hamburger): Der Alte Elbtunnel, der seit 1911 St. Pauli mit dem Hafengebiet in Steinwerder verbindet. Die 426,5 Meter können zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden, in die Tiefe geht es mit einem Fahrstuhl. Autos können theoretisch mit hydraulisch betriebenen Fahrkörben in die Tiefe gebracht werden, aber der Autoverkehr ist bis auf weiteres ausgesetzt. Zum 100-jährigen Bestehen wurde der Tunnel mit dem Titel «Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland» ausgezeichnet.

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Bernd Wendland 01.09.20 01:22
"Niemand hat die Absicht, den Tunnel zu sanieren."
Ja, die schweizerischen Tunnelbauwerke sind beeindruckend. Ich kenne sie aus eigener Er- und Befahrung. Aber auch die braven Schleswig-Holsteiner haben ihre Tunnel. So werden allen Ernstes seit 2012 (!) die beiden vergleichsweise kurzen Röhren unter dem Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg saniert. Dabei ist stets eine der Röhren gesperrt. Und ein Ende dieses Schildbürgerstreichs ist immer noch nicht in Sicht. Für die nächsten Jahre können sich die tollen Planer dann mit Corona herausreden. Übrigens ist auch die an der Eisenbahnbrücke über den Kanal hängende Schwebefähre für Personenkraftwagen seit Jahren auf Nimmerwiedersehen verschwunden, nach dem sie von einem Frachtschiff gerammt worden war. In diesen acht Jahren der Tunnelsanierung hätten die Eidgenossen schon ein paar neue Tunnel fertiggestellt.
Markus Boos 31.08.20 13:52
Hm!
Haben darum so viele Schweizer den Tunnelblick? ;-))
Nicht so pessimistisch Johann. Das Licht am Ende des Tunnels ist ein gutes Zeichen für schönes Wetter.