Gericht lehnt Aussetzung von HDP-Verbotsverfahren ab

ISTANBUL: Die Entscheidung über ein Verbot der prokurdischen Oppositionspartei HDP in der Türkei fällt voraussichtlich noch vor den im Mai geplanten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Das Verfassungsgericht in Ankara lehnte am Donnerstag einen Antrag der HDP ab, das Verbotsverfahren gegen die Partei bis zu einem Zeitpunkt nach den Wahlen auszusetzen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Das Verfassungsgericht hatte im Juni 2021 ein Verbotsverfahren gegen die HDP - der zweitgrößten Oppositionspartei im Parlament - eröffnet. Der Partei wird darin unter anderem Separatismus vorgeworfen. Die HDP spricht von einem politischen Verfahren. Bereits Anfang Januar hat das Verfassungsgericht Bankkonten der HDP blockiert, damit erhält die Partei keine Staatsgelder für den Wahlkampf. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei werden voraussichtlich am 14. Mai abgehalten.

Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der HDP vor, der verlängerte Arm der PKK zu sein, die in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation gilt. Die HDP weist Terrorverbindungen zurück.

Wahlumfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen Erdogan und seiner Regierungspartei mit ihrem ultranationalistischen Verbündeten und einem Oppositionsblock hin. Die Stimmen von kurdischen Wählern dürften mit entscheidend sein. Bei den Wahlen 2018 hatte die HDP 11,7 Prozent der Stimmen erhalten.

Die HDP steht schon seit Jahren unter Druck. Tausende ihrer Mitglieder sitzen unter anderem wegen Terrorvorwürfen in türkischen Gefängnissen. Der ehemalige Co-Vorsitzende der Partei, Selahattin Demirtas, ist seit 2016 inhaftiert.

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