Türkischer Milchbauer experimentiert mit VR-Brillen

Kühe stehen in einer Halle, während sie in einer neuen Molkerei gemolken werden. Foto: epa/Anatoli Maltsev
Kühe stehen in einer Halle, während sie in einer neuen Molkerei gemolken werden. Foto: epa/Anatoli Maltsev

ISTANBUL: Ein Bauer in der Türkei experimentiert mit Technik, damit seine Kühe mehr Milch produzieren: Er versucht ihnen vorzugaukeln, auf einer grünen Wiese zu stehen. Er setze ihnen zu diesem Zweck Virtual-Reality-Brillen auf, sagte Bauer Izzet Kocak der Deutschen Presse-Agentur. Auf diese Weise wolle er Weideflächen simulieren, wenn die Kühe im Stall stehen. Zusätzlich spiele er den Tieren Musik von Beethoven und Mozart vor.

Die tägliche Milchproduktion der beiden Kühe, an denen er die Brillen teste, habe innerhalb einer Woche jeweils um fünf Liter zugenommen, sagte Kocak. Er wolle zudem testen, ob sich die Qualität der Milch verbessere und er wolle das System in den kommenden Wochen an drei weiteren Kühen ausprobieren. «Das ist keine wissenschaftliche Studie. Das ist amateurhaft. Dessen sind wir uns bewusst.»

Der 30-Jährige lebt in der zentralanatolischen Provinz Aksaray und besitzt insgesamt 180 Tiere. Die VR-Brillen setze er nur 20 Minuten am Tag ein, die Kühe würden trotzdem noch auf die Weide gelassen, betonte Kocak.

Experten bezweifeln jedoch, dass Videos, die auf für Menschen gemachten VR-Geräten abgespielt werden, sich auf Rinder und ihre Milchleistung positiv auswirken. Agraringenieur Benito Weise, der für die niedersächsische Landwirtschaftskammer zu Kühen und Virtual-Reality-Brillen geforscht hat, sagte dazu auf dpa-Anfrage, dass Kühe mehr Einzelbilder pro Sekunde unterscheiden könnten als Menschen. Ein wie von Kocak beschriebenes und auf einem Smartphone abgespieltes Video würden Kühe deshalb nicht wie Menschen als entspannendes Naturbild wahrnehmen - sondern wohl als Flackern und es vermutlich sogar als unangenehm oder stressig empfinden. Stress wirke sich aber negativ auf die Milchleistung aus.

Tierschützer stehen dem Konzept kritisch gegenüber. Die Methode dürfe nicht bedeuten, dass man Tiere in Käfige einsperre, warnte der Chef der türkischen Tierrechtsgruppe Haytap, Ahmet Kemal Senpolat. Das sei «Folter» und eine Verletzung der Tierrechte.

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