Türkischer Außenminister enttäuscht über Einstufung als Risikogebiet

Foto: Pixabay/Engin Akyurt
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ANTALYA: Die Türkei ist bei deutschen Touristen beliebt. Doch das Land gilt als Corona-Risikogebiet, und auch die Reisewarnung wird wohl nicht zeitnah aufgehoben. Ankara findet das unfair. Kritik kommt aber auch von anderer Seite.

Die Türkei wirbt trotz Reisewarnung und Einstufung als Corona-Risikogebiet durch die Bundesregierung weiter um deutsche Touristen. Außenminister Mevlüt Cavusoglu zeigte sich am Samstag enttäuscht über die Kategorisierung. Es gebe dazu «keinen objektiven und wissenschaftlichen Grund», sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy im Urlaubsort Antalya.

«Natürlich sind wir enttäuscht, aber ich denke nicht, dass das unsere bilateralen Beziehungen beeinträchtigt», betonte Cavusoglu zudem. Er wolle weiter mit Deutschland im Dialog bleiben und die Bundesregierung davon überzeugen, ihre Position zu ändern. Es handele sich nicht um eine Konfrontation.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) forderte ebenfalls Reiseerleichterungen mit der Türkei und forderte mehr Informationen von der Bundesregierung. «Millionen türkeistämmige Bürger würden im Sommer gern ihre Verwandten in der Türkei besuchen, aber die Ungewissheit ist groß - uns erreichen immer mehr Anfragen und Anrufe», sagte der TGD-Vorsitzende Gökay Sofuoglu dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag).

Auch der Istanbuler Bürgermeister von der größten Oppositionspartei CHP, Ekrem Imamoglu, kritisierte für die Türkei geltende Beschränkungen. «Ich finde es sehr falsch, dass manche Länder Europas die Türkei ausklammern und eine Reisebeschränkung oder Reisewarnung anwenden», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Tourismus sei für die Millionenmetropole und für die gesamte Türkei wichtig, betonte er.

Für die Türkei gilt zunächst noch bis zum 31. August eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, auch Österreich hat eine Reisewarnung für das Land ausgesprochen. Reisen in die Türkei aus dem Nachbarland Griechenland sind zudem eingeschränkt - die Landesgrenze ist von griechischer Seite geschlossen.

Die Bundesregierung hatte die Türkei am Montag zusammen mit 130 weiteren Ländern zudem als Corona-Risikogebiet eingestuft. Menschen, die aus einem Risikogebiet in Deutschland einreisen, müssen mit einer 14-tägigen Quarantäne rechnen. Allerdings können Urlauber aus der Türkei von der Quarantäneregelung befreit werden, wenn sie bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Cavusoglu betonte, die Türkei habe die Kapazitäten, solche Corona-Tests durchzuführen. Lege man objektive Kriterien wie Fallzahlen an, sei die Türkei besser durch die Coronakrise gekommen als viele andere Staaten. Die Türkei habe zudem wie auch Deutschland «eines der besten Gesundheitssysteme der Welt». Tourismusminister Ersoy wies zudem Vorwürfe von Kritikern zurück, wonach die offiziellen Fallzahlen falsch seien. Die Daten, die das Gesundheitsministerium bekannt gebe, seien «absolut korrekt».

Die Türkei hat ein Zertifikationsprogramm für «sicheren Tourismus» entwickelt, an dem Hotels freiwillig teilnehmen können. Die Einrichtungen werden unter anderem vom Tüv Süd geprüft. Cavusoglu und Ersoy stellten in Antalya zudem eine Versicherung vor, die im Internet und an Flughäfen verkauft wird und Behandlungskosten bis zu 7000 Euro abdecken soll - falls die deutsche Versicherung nicht zahlt. Die beiden Minister werben damit um Vertrauen.

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Vergangenes Jahr machten nach offiziellen Angaben mehr als fünf Millionen Deutsche Urlaub in der Türkei. In dem bei Deutschen besonders beliebten Urlaubsort Antalya wurden bislang insgesamt 472 Coronavirus-Infizierte registriert, von denen 366 wieder genesen sind, wie nun bekanntgegeben wurde. Insgesamt wurden in der Türkei mit ihren etwa 83 Millionen Einwohnern nach offiziellen Angaben rund 185.000 Coronavirus-Fälle und 4905 Todesfälle registriert.

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