Türkei fordert Umdenken bei US-Sanktionen zu Ölimporten aus dem Iran

Foto: epa/Carsten Koall
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ISTANBUL (dpa) - Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat die USA dazu aufgefordert, die Sanktionen für Ölimporte aus dem Iran zu überdenken. «Von welcher Seite man es auch betrachtet, die einseitige Entscheidung der USA beeinflusst jeden negativ», sagte er am Donnerstag in einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Ankara.

Seit dem Donnerstag drohen allen Staaten, die iranisches Öl importieren, Sanktionen der Amerikaner. Letzte Ausnahmeregelungen für acht Länder - darunter die Türkei - liefen aus.

Die Türkei ist für die Deckung ihres Energiebedarfs fast vollständig von Importen abhängig. 2017 habe der Iran gut 45 Prozent Anteil an den Rohölimporten der Türkei gehabt - damals mit über 240.000 Barrel pro Tag, sagt der deutsche Energieexperte David Jalilvand von der Berliner Politik- und Wirtschaftsberatung Orient Matters.

Cavusoglu sagte: «Es sieht nicht danach aus, als könnten wir in kurzer Zeit alternative Ölquellen für den Import erschließen.» Die Raffinerien des größten Raffineriekonzerns Tüpras sind Experten zufolge auf Öle ausgelegt, die ähnliche Dichte- und Schweregrade aufweisen wie iranisches Rohöl. Irakisches Öl sei kompatibel, sagte Cavusoglu. Allerdings sei eine wichtige Pipeline beschädigt und ihre Kapazität begrenzt. Kaufe man andere Öle, müssten die Raffinerien umgebaut werden. Das verursache Kosten.

Trotz der scharfen türkischen Rhethorik hat die Türkei ihre Ölkäufe aus dem Iran schon seit Ankündigung der Sanktionen im Mai 2018 laut Jalilvand um mehr als die Hälfte zurückgefahren. Gleichzeitig sucht Ankara mit Teheran nach Handelsmechanismen, um Sanktionen zu umgehen. Mit dem iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif habe er vor rund zwei Wochen über Möglichkeiten des Tauschhandels gesprochen, bestätigte Cavusoglu. Er erwähnte auch den von Deutschland, Frankreich und Großbritannien gegründeten Schutzschirm Instex zur Umgehung der US-Sanktionen. «Wir sprechen darüber, wie wir einen ähnlichen Mechanismus gründen können.»

Zuvor hatte die chinesische Regierung gegen die US-Sanktionspolitik protestiert. China lehne einseitige Sanktionen der USA und den Versuch ab, sie über die Grenzen der eigenen Hoheitsgebiete hinaus rechtlich durchzusetzen. «Unsere Kooperation mit dem Iran ist offen, transparent, rechtmäßig und legitim und sollte deswegen respektiert werden», sagte Geng Shuang, der Sprecher des Außenministeriums, in Peking. «Unsere Regierung ist entschlossen, die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen aufrechtzuerhalten, und wird eine positive und konstruktive Rolle spielen, die Stabilität des weltweiten Energiemarktes zu wahren.»

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