Totalitarismus-Institut nach Kündigung in der Kritik

Foto: Freepik/4045
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PRAG: Das tschechische Institut für das Studium totalitärer Regime (USTR) steht wegen der Entlassung der französischen Historikerin Muriel Blaive in der Kritik. Bis Montag unterzeichneten mehr als 300 Fachleute einen offenen Brief gegen die Entscheidung, darunter bekannte Geschichtswissenschaftler wie Timothy Snyder und Thomas Lindenberger. «Man darf einen Menschen nicht dafür hinauswerfen, wie er auf die Geschichte blickt», sagte Blaive der tschechischen Zeitung «Pravo». Das widerspreche wissenschaftlichen und demokratischen Grundsätzen.

Das Institut mit Sitz in Prag gilt als tschechisches Gegenstück zur früheren deutschen Stasi-Unterlagen-Behörde. Seit Mai leitet der Historiker Ladislav Kudrna die Forschungseinrichtung. In einem Radio-Interview sagte er vor einiger Zeit, Blaives und seine Sicht auf die Vergangenheit seien «grundverschieden». Die Französin sprach immer wieder heikle Themen an wie tschechische Kollaboration während des Zweiten Weltkriegs oder Unterstützung für das sozialistische System zwischen 1948 und 1989. Als offizieller Kündigungsgrund wurde eine Reorganisation zur «Erhöhung der Arbeitseffektivität» angegeben.

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