PRAG (dpa) - Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis will nicht gewusst haben, dass Westreisen in der Zeit des Sozialismus erschwert wurden.
Wie das Nachrichtenportal «Hlidaci Pes» (Wachhund) am Mittwoch berichtete, bewilligten die tschechoslowakischen Behörden im Jahr 1988 lediglich 687 000 Reisen ins sogenannte kapitalistische Ausland. Voraussetzung war demnach bis zur demokratischen Wende von 1989 die Erteilung einer besonderen Reisegenehmigung.
«Damals habe ich als Mitarbeiter des Außenhandels, zu dessen Arbeit Reisen ins Ausland gehörten, nicht gewusst, dass Menschen ohne dieses Papier nicht ins Ausland reisen durften», sagte Babis vor Kurzem der Zeitung «MF Dnes». «Wie soll ich das gewusst haben?»
Anlässlich des 30. Jahrestags der Samtenen Revolution, der demokratischen Wende in der damaligen Tschechoslowakei, am vorigen Sonntag hatte Babis eingeräumt, Mitglied der kommunistischen Partei gewesen zu sein. «Ich bin nicht stolz darauf», betonte der 65 Jahre alte Gründer der populistischen Partei ANO.
Babis wuchs als Sohn eines tschechoslowakischen Diplomaten in privilegierten Verhältnissen auf und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Frankreich und der Schweiz. Am vorigen Samstag hatten eine Viertelmillion Demonstranten in Prag den Rücktritt des Regierungschefs gefordert. Sie werfen dem Multimilliardär vor, als Unternehmer und Politiker in einem Interessenskonflikt zu stehen.
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