Hochzeiten wieder erlaubt - Streit um Grenze

Mitglieder der zeitgenössischen Zirkusgruppe Cirk La Putyka treten in einem Innenhof auf, um die Anwohner in Prag zu unterhalten. Foto: epa/Martin Divisek
Mitglieder der zeitgenössischen Zirkusgruppe Cirk La Putyka treten in einem Innenhof auf, um die Anwohner in Prag zu unterhalten. Foto: epa/Martin Divisek

PRAG: In Tschechien kehrt das Leben schrittweise zur Normalität zurück. Doch strittig bleibt, wie lange die Grenzen noch für Reisende geschlossen bleiben sollen. Der Präsident plädiert für ein Jahr, andere für erste Lockerungen im Mai.

Tschechien lockert einzelne Coronavirus-Maßnahmen und streitet über andere. Hochzeiten sind im kleinen Kreis seit Montag wieder erlaubt. Das Brautpaar müsse dabei keinen Mundschutz tragen, wohl aber die Gäste, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums in Prag mit. Teilnehmen dürfen maximal zehn Personen einschließlich des Hochzeitspaars, des Pfarrers oder Bürgermeisters und eines Standesbeamten. Eine schrittweise Rückkehr ins normale Leben sei notwendig, auch wenn man im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie nicht nachlassen dürfe, sagte Innenminister Jan Hamacek.

Sehr geteilt sind die Ansichten in der Frage, wann die Grenzen des EU-Mitgliedstaats wieder für Reisende geöffnet werden sollen. «Ich vertrete die Ansicht, dass die Grenzen ein Jahr geschlossen bleiben sollten, nicht aber zwei Jahre», sagte Präsident Milos Zeman bereits am Sonntag im Radiosender Frekvence 1. Der 75-Jährige gilt als wichtiger Meinungsmacher in Tschechien, hat aber offiziell nur repräsentative Befugnisse.

Tschechiens Außenminister Tomas Petricek sprach sich hingegen für erste Lockerungen beim Reiseverbot schon im Laufe des Mai aus. «Ich denke, dass die ersten Staaten, zu denen wir die Grenzen im gegenseitigen Einvernehmen öffnen werden, Österreich und die Slowakei sein könnten», sagte der Sozialdemokrat im Sender CT. Polen und Deutschland könnten zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Die Regierung in Prag koordiniert ihr Vorgehen mit den anderen Visegrad-Staaten (Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei). An den Grenzen zu Polen und der Slowakei finden daher von tschechischer Seite keine ständigen Kontrollen statt. Ausnahmen vom Ausreiseverbot gelten für Berufspendler, Lkw-Fahrer und in unabdingbaren Fällen wie für medizinische Behandlungen.

Seit Montag dürfen Handwerksbetriebe, Autohändler und Wochenmärkte wieder geöffnet haben. «Die Märkte finden selbstverständlich nur eingeschränkt und unter strengsten hygienischen Bedingungen statt», teilte Jiri Sedlacek vom tschechischen Markthändler-Verband mit.

In einer Woche sollen nach den Plänen der Regierung aus populistischer ANO und sozialdemokratischer CSSD Geschäfte mit einer Fläche bis 200 Quadratmetern folgen. In Tschechien gab es bis Montag 6787 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben 188 Menschen.

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