WASHINGTON: Kamala Harris und Donald Trump machen ihre Schlussargumente im Rennen ums Weiße Haus. Am Freitag tourten sie durch Arizona und Nevada, die die Wahl mitentscheiden könnten.
Wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl gehen Kamala Harris und Donald Trump auf Stimmenfang in den umkämpften Bundesstaaten Nevada und Arizona. Beide traten vor ihren jubelnden Anhängern auf. Die demokratische Vizepräsidentin und der Republikaner liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen - und Nevada und Arizona könnten die entscheidenden Stimmen von Wahlleuten liefern.
Harris suchte einen klaren Kontrast zu Trump. Der Ex-Präsident wolle die Amerikaner spalten, sagte sie. Aber sie setze auf Einheit: «Wir haben so viel mehr gemeinsam.» Für eine Attacke nutzte sie Trumps jüngste Äußerung, er werde Frauen beschützen, egal «ob es den Frauen gefällt oder nicht». Trump sei jemand, der die Freiheit der Frauen einfach nicht respektiere, sagte Harris.
Trump seinerseits versprach, er werde «den amerikanischen Traum zurückbringen», sprach abermals von einer «Invasion» Amerikas durch Migranten und sagte, niemand sei im Vize-Amt so schlecht gewesen wie Harris. Zugleich kündigte er an, den Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. auch mit der «Gesundheit der Frauen» zu betrauen.
Für den Wahlsieg braucht man 270 Stimmen von Wahlleuten aus den einzelnen Bundesstaaten. Arizona bringt elf Wahlleute-Stimmen auf die Waage und Nevada sechs. Sie gehören zu den sieben sogenannten «Swing States», in denen beide Kandidaten eine Aussicht auf den Sieg haben und die das Rennen ums Weiße Haus entscheiden werden. Die Wahl ist am 5. November
LeBron James und «Avengers»-Darsteller für Harris
Auf der Zielgeraden im Rennen ums Weiße Haus stellen sich weitere Prominente hinter Kamala Harris. Am Donnerstag (Ortszeit) sprachen sich Basketball-Star LeBron James und mehrere «Avengers»-Darsteller für die heutige Vizepräsidentin aus. Wenn er an seine Kinder und seine Familie denke, sei die Wahl klar: «Stimmt für Kamala Harris!!!», schrieb James von den «Los Angeles Lakers» auf der Online-Plattform X.
Mehrere Schauspieler aus den «Avengers»-Comic-Verfilmungen versammelten sich in einer Videoschalte. Darunter waren Robert Downey Jr., (Iron-Man), Mark Ruffalo (Hulk), Scarlett Johansson (Black Widow) und Chris Evans (Captain America). «Jede Stimme zählt», betonte Ruffalo bei X und rief auf, für die Demokratin Harris und ihren Vize-Kandidaten Tim Walz zu stimmen.
Trump will zehn Milliarden Schadenersatz von Sender CBS
Trump forderte unterdessen in einer Klage zehn Milliarden Dollar Schadenersatz vom US-Sender CBS News. Er warf dem Medienunternehmen vor, ein Interview mit Harris zugunsten der Demokratin manipuliert zu haben. Hinter der Wahl eines Gerichtes in Texas könnte dabei das Kalkül stecken, dass der Fall einem konservativen Richter zugewiesen wird. Der Streit hatte sich Anfang Oktober an einem Interview mit Harris in der Politik-Sendung «60 Minutes» entzündet, in dem sie zum Thema Israel befragt worden war. CBS strahlte dabei zwei verschiedene Ausschnitte ihrer Antwort an zwei aufeinanderfolgenden Tagen aus. Diese Segmentierung führte bei Trumps Anhängern zu Vorwürfen, CBS habe Harris absichtlich in einem vorteilhafteren Licht dargestellt. Der Sender wies die Vorwürfe zurück.
Video-Fälschung über Wahlbetrug
Auf der Online-Plattform X, die dem Trump-Unterstützer Elon Musk gehört, machte ein Video die Runde, in dem ein angeblicher Migrant aus Haiti behauptete, er habe mehrfach im Bundesstaat Georgia abgestimmt. Der für Wahlen in dem «Swing State» zuständige Brad Raffensperger betonte, das stimme nicht und das Video sei ein Beispiel für gezielte Falschinformationen - «wahrscheinlich» aus dem Ausland. Raffensperger forderte X und Musk auf, den Clip zu entfernen. X war früher als Twitter bekannt - und Musk hatte nach dem Kauf der Plattform das Vorgehen gegen Falschinformationen stark gelockert.
Vance tritt in neue Fettnäpfchen
Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sorgte mit Äußerungen in einem Interview des populären Podcasters Joe Rogan ebenfalls für Kontroversen. Er behauptete unter anderem, junge Leute ließen ihr Geschlecht ändern, weil es für Transgender-Menschen einfacher sei, an amerikanischen Elite-Universitäten aufgenommen zu werden. Dagegen würde es ihn nicht wundern, wenn Trump und er mehr «normale Schwulen-Stimmen» gewinnen würden. Auch kritisierte er, dass einige Frauen Abtreibungen «zelebrierten».
Vance geriet kurz nach seiner Nominierung im Sommer wegen früherer frauenfeindlicher Aussagen über kinderlose Frauen in die Kritik. In einem Interview 2021 hatte der dreifache Vater führende demokratische Politikerinnen als «kinderlose Katzen-Frauen» bezeichnet. Später beklagte Vance, er sei missverstanden worden.