Trump droht mit Eskalation

Foto: epa/Chris Kleponis / POOL
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SEOUL/WASHINGTON (dpa) - Nach der Verhängung neuer Sanktionen der USA gegen Nordkorea beginnt eine neue Runde innerkoreanischer Gespräche über den Atomkonflikt mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. US-Präsident Donald Trump droht mit einer Eskalation.

«Wenn die Sanktionen nicht funktionieren, müssen wir Phase zwei beginnen», sagte Trump in Washington. Das werde «eine sehr raue Angelegenheit werden» und «sehr, sehr bedauerlich für die Welt sein». Er denke aber nicht, dass er diese Karte spielen wolle. «Wir werden sehen.»

Nach den ersten Gesprächen beim historischen Besuch von Kims einflussreicher Schwester Kim Yo Jong zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele wird am Sonntag eine neue, hohe Delegation aus Nordkorea zur Abschlussfeier der Winterspiele erwartet. Drei Tage lang soll die Gruppe unter Führung des hohen Generals Kim Yong Chol, des Vizevorsitzenden des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei, bleiben und innerkoreanische Gespräche führen.

Die Zusammensetzung seiner Delegation löste Spekulationen über die Gesprächsbereitschaft von Kim Jong Un aus. Überraschend seien auch Diplomaten dabei, die für die Beziehungen zu den USA und den Atomkonflikt verantwortlich seien, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag. Der ungewöhnliche Schritt deute vielleicht darauf hin, dass es Diskussionen mit Südkorea darüber geben könnte, wie die Beziehungen zu den USA verbessert werden könnten. Pjöngjang sende selten solche Experten zu innerkoreanischen Gesprächen.

US-Präsident Trump hatte am Freitag weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt und damit noch vor Ende der Winterspiele die Befürchtungen über neue Spannungen angeheizt. Das Finanzministerium belegte 55 Schiffe, Reedereien und Handelsunternehmen mit Strafmaßnahmen. Trump sagte, es handele sich um die «heftigsten Sanktionen», die jemals verhängt worden seien.

Die USA fordern von Nordkorea die Aufnahme von Verhandlungen zur Beseitigung seines Atomwaffen- und Raketenprogramms. In Washington mehren sich seit längerem Stimmen für einen begrenzten Militärschlag gegen Nordkorea. Kritiker verweisen darauf, dass der Konflikt militärisch nicht zu lösen sei und jede militärische Aktion sofort mit Zehntausenden Toten extrem eskalieren könne. Südkoreas Präsident Moon Jae In hofft deswegen, dass die innerkoreanischen Gespräche auch zu einem Dialog Nordkoreas mit den USA führen könnten.

Als Sondergesandte hat Trump seine Tochter Ivanka mit einer Delegation zur Teilnahme an der Abschlussfeier nach Pyeongchang geschickt. Dass die als Beraterin im Weißen Haus tätige Präsidententochter den General aus Nordkorea treffen könnte, wurde aber ausgeschlossen.

In ihrer Delegation sind allerdings auch der Oberkommandierende der US-Streitkräfte in Südkorea, General Vincent Brooks, der amtierende Botschafter in Seoul, Marc Knapper, sowie James Risch, Vorsitzender des Unterkomitees für auswärtige Angelegenheiten des US-Senats, sowie andere US-Vertreter.

Der geplante Besuch des Generals, der als früherer Chef des Auslandsgeheimdienstes für den tödlichen Torpedo-Angriff auf ein südkoreanisches Kriegsschiff 2010 verantwortlich sein soll, löste Proteste in Südkorea aus. Er soll am Sonntag mit seiner Delegation über die streng bewachte Grenze kommen.

Es wird befürchtet, dass die Spannungen auf der koreanischen Habinsel nach den Spielen wieder aufflammen könnten. Nach den bis zum 18. März laufenden Paralympics soll entschieden werden, wann die zunächst wegen Olympia verschobenen Militärmanöver Südkoreas und der USA nachgeholt werden sollen. Nordkoreas Machthaber versteht die Übungen als Provokation.

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Ingo Kerp 25.02.18 16:32
Weil es sich keiner mit der Wirtschaftsmacht USA verscherzen will, hält man sich offiziell so weit wie moeglich an die Sanktionen. Wie würde sich Trump fühlen, wenn der Kim die gleiche Bedingung stellen würde und sagt, Gespräche gibt es nur, wenn die USA ebenfalls atomtechnisch abrüsten würden?