Tropensturm «Gabrielle»

Neuseeland ruft den Nationalen Notstand aus

Menschen beobachten, wie Wellen gegen die Klippen eines Strandes schlagen. Foto: Brett Phibbs/Nz Herald/ap/dpa
Menschen beobachten, wie Wellen gegen die Klippen eines Strandes schlagen. Foto: Brett Phibbs/Nz Herald/ap/dpa

WELLINGTON/AUCKLAND: Eigentlich sind die Sommer in Neuseeland trocken und angenehm warm. Nicht aber in diesem Jahr: Ein Unwetter jagt das nächste, mit verheerenden Folgen. Jetzt wütet Tropensturm «Gabrielle» - und die Regierung reagiert mit einer seltenen Maßnahme.

Die Nordinsel von Neuseeland kämpft zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen mit den Folgen verheerender Unwetter. Der tropische Zyklon «Gabrielle» wütet mit solch zerstörerischer Kraft in dem Pazifikstaat, dass die Regierung am Dienstag den Nationalen Notstand ausgerufen hat. Etwa 225.000 Menschen waren ohne Strom in dem Land mit nur rund fünf Millionen Einwohnern. Einige Orte waren wegen Überschwemmungen und schwer beschädigter Straßen komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Flug-, Fähr- und Zugverbindungen wurden teilweise eingestellt.

Seit einer Generation habe kein Tropensturm in Neuseeland mehr solche Schäden angerichtet, sagte Ministerpräsident Chris Hipkins. Es handele sich um «das schlimmste Wetterereignis dieses Jahrhunderts».

Dabei hatte es erst vor rund zwei Wochen vor allem rund um die größte Stadt Auckland massive Überschwemmungen gegeben. Sogar der Flughafen stand dabei teilweise unter Wasser. In der Millionenstadt war Ende Januar innerhalb von 24 Stunden so viel Regen gefallen wie sonst in einem ganzen Sommer. Vier Menschen starben.

Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte des Landes, dass die Behörden einen landesweiten Notstand ausrufen, wie der Minister für Notfallmanagement, Kieran McAnulty, sagte. Die Maßnahme, die zuvor nur während der Corona-Pandemie und nach dem Christchurch-Erdbeben 2011 verhängt wurde, verleiht der Zentralregierung mehr Befugnisse, um Krisen zu bewältigen.

McAnulty betonte: «Dies ist ein beispielloses Wetterereignis, das Auswirkungen auf einen Großteil der Nordinsel hat». Er bezeichnete den Sturm als Katastrophe, «die eine echte Bedrohung für das Leben der Neuseeländer darstellt». In der Region Hawke's Bay und Teilen der Küstenstadt Napier wurden Einwohner aufgerufen, sich wegen steigenden Hochwassers auf Hügeln in Sicherheit zu bringen.

Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer. Mancherorts standen die Wassermassen so hoch, dass nur noch Häuserdächer zu sehen waren. Einsatzkräfte suchten in einem Vorort der größten Stadt Auckland nach einem Feuerwehrmann, der unter den Trümmern eines eingestürzten Haus verschüttet war.

Die Halbinsel Coromandel, ein beliebtes Urlaubsziel, war komplett vom Rest des Landes abgeschnitten. Der örtliche Zivilschutz erklärte, fast jede Straße sei «absolut unpassierbar». Die Behörden bezeichneten die von «Gabrielle» verursachten Schäden in der Region als «Gemetzel».

Auch viele Bäume und Strommasten wurden von den orkanartigen Winden umgerissen. Weil Mobilfunkmasten ausfielen, war es teilweise schwer, an Informationen zu kommen. In Supermärkten waren die Regale leer, nachdem es vor dem Sturm zu Hamsterkäufen gekommen war. Fast alle Schulen blieben geschlossen.

Etwa 200 Soldaten waren im Einsatz, um Betroffenen zu helfen. Das Nachbarland Australien und Großbritannien haben ebenfalls Unterstützung angeboten. «Gabrielle» bewegte sich am Dienstag in südöstlicher Richtung entlang des Pazifikstaates.

Hipkins sagte, der Kampf gegen den Klimawandel stehe ganz oben auf der Agenda seiner Regierung. Der Sturm habe deutlich gemacht, wie wichtig es sei, die CO2-Emissionen des Landes zu reduzieren und «sich der Herausforderung des Klimawandels zu stellen».

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