Italien feiert EM-Auftakt der Superlative

«Träumen ist erlaubt»  

EM, Vorrunde, Gruppe A, Türkei - Italien im Stadio Olimpico di Roma. Italienische Mannschaftskameraden feiern den Sieg mit 0:3. Foto: Ettore Ferrari/dpa
EM, Vorrunde, Gruppe A, Türkei - Italien im Stadio Olimpico di Roma. Italienische Mannschaftskameraden feiern den Sieg mit 0:3. Foto: Ettore Ferrari/dpa

FLORENZ: Italien liefert gleich zum EM-Auftakt ein Spektakel der Superlative: Drei Tore, 28 ungeschlagene Spiele und der höchste Sieg in einem Eröffnungsspiel. Die Fans bejubeln ihre erste «magische Nacht» und träumen von mehr. Eine Kampfansage kommt auch aus der Mannschaft.

Das Träumen überließen die Azzurri nach ihrer ersten «magischen Nacht» bei dieser EM den Fans. Mit einem Offensivspektakel beim 3:0 (0:0) im Eröffnungsspiel gegen die Türkei startete Italiens Fußball-Nationalmannschaft perfekt ins Turnier, von einer möglichen Favoriten-Rolle wollte Trainer Roberto Mancini aber dennoch nichts wissen. «Es sind noch sechs Spiele. Das ist noch ein langer Weg und es spielen starke Mannschaften mit», sagte er auf die Frage nach den Titelchancen. Verteidiger Leonardo Bonucci urteilte: «Das war erst die erste Etappe eines sehr langen Weges.» Zugleich kündigte er aber an: «Wenn wir so spielen, können wir es mit jedem Gegner aufnehmen.»

Dass das Finale in Wembley am 11. Juli noch weit entfernt ist, hinderte die glückseligen Italiener nicht daran, nach dem gelungenen Auftakt erst einmal den Moment zu genießen. Die Mannschaft bejubelte im Bus nach der Abfahrt aus dem Stadion zum Refrain «notti magiche» - magische Nächte - aus dem WM-Hit 1990 «Un'estate italiana» von Gianna Nannini ihren 28. Erfolg in Serie. Und die Fans, die erstmals seit Monaten wieder in größerer Anzahl ein Spiel im Stadion verfolgen durften, feierten bis spät in die Nacht auf den Straßen Roms.

«Hier ist die magische Nacht, auf die wir lange gewartet haben: 3:0 gegen die Türkei, ein prächtiger Start in die EM», schrieb die «Gazzetta dello Sport» am Tag nach dem Auftakterfolg. «Tuttosport» urteilte: «Die Azzurri fliegen. Es war die Nacht, auf die wir alle gewartet haben, die die Menschen zurück in die Stadien gebracht hat.»

Dass die Fans im zu 25 Prozent gefüllten Olympiastadion den Triumph live mitverfolgen konnten, machte den Erfolg für die Squadra Azzurra noch emotionaler. «Es waren nicht viele Fans, aber sie haben sich laut bemerkbar gemacht», sagte Linksverteidiger Leonardo Spinazzola grinsend. Auch Mancini dachte nach dem Abpfiff zuerst an die Fans: «Es freut mich, dass wir den Italienern Freude geben konnten.»

Für die Jubelstimmung im Land des viermaligen Weltmeisters war aber nicht nur das Ergebnis verantwortlich, sondern vor allem die Art des Auftritts. Gegen das Abwehr-Bollwerk der Türken, die sich über 90 Minuten fast ausschließlich aufs Verteidigen konzentrierten, spielte die Mannschaft um den Ex-Dortmunder Ciro Immobile geduldig und konzentriert nach vorne - und wurde belohnt. Ein Eigentor von Merih Demiral (53. Minute) sowie die Treffer von Immobile (66.) und Lorenzo Insigne (79.) machten den Erfolg perfekt. Es war Italiens höchster Sieg bei einer EM und der höchste in einem EM-Eröffnungsspiel.

Damit sind die Italiener in der ausgeglichenen Gruppe A mit der Schweiz und Wales schon nach dem Auftakt auf Kurs Achtelfinale. Darauf ausruhen wollen sich die Azzurri nicht: Am Samstagnachmittag startete in Florenz die Vorbereitung auf die nächste Partie gegen die Schweiz am Mittwoch in Rom. «Wir haben noch nichts erreicht», mahnte der eingewechselte Giovanni di Lorenzo. «Jetzt müssen wir uns sofort erholen, gut regenerieren und ans nächste Spiel denken.»

Während sich die Mannschaft auf die nächste sportliche Aufgabe konzentriert, träumen die Fans schon von Erfolgen, die nach der verpassten WM 2018 meilenweit entfernt zu sein schienen. «Italien schenkt sich eine magische Nacht. Ein Auftakt wie aus dem Märchen», schrieb Italiens Verband FIGC und verglich bereits Immobile mit dem Torschützenkönig der WM 1990, Toto Schillaci, und Insigne mit dem großen Roberto Baggio. «Der Weg nach Wembley ist noch weit», schrieb der Verband: «Aber Träumen ist mehr als erlaubt.»

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