Welterbe Fraser Island steht in Flammen

Touristenparadies in Gefahr

Buschfeuer-Schäden auf dem Cathedrals-Campingplatz auf Fraser Island, Queensland. Foto: epa/Danny Casey
Buschfeuer-Schäden auf dem Cathedrals-Campingplatz auf Fraser Island, Queensland. Foto: epa/Danny Casey

FRASER ISLAND: Bei vielen Australien-Urlaubern steht Fraser Island ganz hoch im Kurs. Dünen und Dingos, Baumriesen und Buckelwale - die weltgrößte Sandinsel ist ein Paradies für Naturfreunde. Jetzt steht sie in Flammen. Die Einsatzkräfte kämpfen vor allem gegen die Elemente.

Seit sieben Wochen hängen schwere Rauchwolken über Fraser Island. Die Flammen fressen sich durch teils unzugängliches Buschland und zerstören Meter um Meter Fläche der größten Sandinsel der Welt im australischen Queensland. Auf Videos ist das Ausmaß der Katastrophe auszumachen: Dichte Flammen schlagen in den Himmel, und wo sie schon vorbeigezogen sind, bleiben nichts als die Skelette verkohlter Sträucher und Bäume zurück.

Mehr als 80.000 Hektar der bei Touristen aus aller Welt beliebten Welterbestätte sind schon zerstört. Das ist mehr als die Hälfte der Insel. Und jetzt bedroht das Feuer auch Ortschaften und den einzigartigen Regenwald. Experten befürchten eine ökologische Katastrophe.

Fraser Island verfüge über unterschiedliche Ökosysteme und beherberge auf kleinstem Raum zahlreiche seltene und drohte Arten, die nun bedroht seien, sagt Roland Gramling vom WWF Deutschland. «Wir können nur hoffen, dass Australien nicht erneut in Flammen aufgeht und Fraser Island nicht der Vorbote einer neuen Brandsaison ist, die all unsere Vorstellungskraft und schlimmsten Befürchtungen sprengt.»

Derzeit seien starke Winde das größte Problem der Einsatzkräfte, sagte eine Reporterin am Montag im Sender 9News. «Die Crews befinden sich wirklich in einem Kampf gegen die Elemente.» Der Brand, der wahrscheinlich Mitte Oktober von einem illegalen Lagerfeuer entfacht wurde, hatte in der vergangenen Woche wegen einer Hitzewelle neu an Fahrt gewonnen. «Auch wenn Buschfeuer in Australien immer wieder vorkommen, erst durch das von der Klimakrise begünstigte Extremwetter können sie zu solch gewaltigen Ausmaßen heranwachsen», so Gramling.

Fraser Island, der Name steht bei Naturliebhabern und Australienfans für türkisfarbene Regenwasser-Seen wie den Lake McKenzie, abenteuerliche Offroad-Touren entlang des 75 Mile Beach und himmelhohe Baumriesen im Valley of the Giants (Tal der Giganten). Seltene reine Dingos, Buckelwale und mehr als 350 Vogelarten leben auf der und rund um die Insel. Hunderttausende Besucher aus dem In- und Ausland kommen jedes Jahr für einen Tagestrip oder zum Campen, zudem gibt es Ferienhäuser und das luxuriöse Kingfisher Bay Resort, das seit Tagen von den näher kommenden Brandherden bedroht wird.

Am Montag züngelten die Flammen in Richtung der Ortschaft Happy Valley. Etwa 40 der 50 Bewohner entschieden, trotz der Warnungen zunächst zu bleiben, um ihre Häuser vor dem Feuer zu verteidigen. Viele von ihnen sind als freiwillige Feuerwehrleute ausgebildet. In den wenigen Ansiedlungen auf der Insel leben weniger als 200 Menschen. Nach Rainbow Beach auf dem Festland sind es nur zehn Minuten mit der Fähre, Brisbane liegt 250 Kilometer nördlich.

«Die Lage ist sehr gefährlich, und die Feuerwehrleute können das Fortschreiten der Flammen möglicherweise bald nicht mehr verhindern», teilte die Feuerwehr von Queensland mit. «Das Feuer kann eine Bedrohung für alles Leben darstellen, das sich direkt auf seinem Weg befindet.» Mit Dutzenden Bodenkräften und zahlreichen Löschflugzeugen sind sie im Einsatz, darunter ein riesiges Tankflugzeug, das der benachbarte Bundesstaat New South Wales zur Unterstützung geschickt hat. Allein am Sonntag wurden 1,3 Millionen Liter Wasser abgeworfen.

«Wir werden das Feuer heute mit allem bekämpfen, was wir zur Verfügung haben», sagte Cox. «Aber die Sanddünen, die wir so lieben, sind nur schwer zu überwinden.» Der Brand wüte größtenteils in extrem unwegsamem Gebiet.

Elspeth Murray, die in Happy Valley lebt, sagte im australischen Fernsehen, sie habe sich mit ihren Mitstreitern auf die Feuerfront vorbereitet. Die Grundstücke rund um die Häuser hätten sie massiv mit Wasser getränkt. «Wir wissen, was wir tun.» Der Strand sei nur 200 Meter entfernt, «wir haben also einen sicheren Evakuierungsplan». Am Nachmittag dann zunächst Erleichterung: Der Chef der Feuerwehr von Queensland, Brian Cox, gab Entwarnung. Die Häuser in Happy Valley seien nach massiven Löscharbeiten - zumindest vorerst - sicher.

Murray erzählte, die umliegende Vegetation sei schon zerstört, und das Feuer sei durch das Gestrüpp mittlerweile auch im Valley of the Giants angekommen. Mitarbeiter der örtlichen Feuerwehr berichteten bereits von Baumriesen, die im Regenwald in Flammen stünden. Die Giganten, die im Zentrum von Fraser Island auf Sand wachsen, sind teilweise über 1000 Jahre alt. Ihnen gilt ganz besondere Sorge.

Mit einer Länge von 122 Kilometern und einer Breite von etwa 15 Kilometern ist Fraser Island die größte Sandinsel der Erde und doppelt so groß wie Rügen. Es sei «schmerzhaft anzusehen, wie die Insel brennt», sagte Queenslands Ministerpräsidentin Annastacia Palaszczuk in der vergangenen Woche. Die Insel sei «ein Juwel in der Krone Queenslands». Die Politikerin ordnete eine Untersuchung an, die ermitteln soll, wie es zu der Katastrophe kommen konnte.

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